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Wochenrückblick KW 08

24.02.2009

Paul-Ehrlich-Institut nimmt zu Kritik an HPV-Impfung Stellung

Humane Papillomaviren (HPV) können Gebärmutterhalskrebs auslösen – für diese Entdeckung erhielt der deutsche Krebsforscher Harald zur Hausen im Dezember 2008 den Medizin-Nobelpreis. Zeitgleich hatte eine Gruppe deutscher Wissenschaftler eine neue Debatte um die Wirksamkeit zweier Gebärmutterhalskrebs-Impfstoffe (Gardasil und Cervarix) entfacht, die auf der Basis von zur Hausens Erkenntnissen entwickelt und auf den Markt gebracht wurden (mehr...). Die Kritiker prangerten die schnelle Empfehlung des Gebärmutterhalskrebs-Impfstoffes durch die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut sowie eine teilweise irreführende Werbekampagnen der beteiligten Pharmakonzerne an.

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News: Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs in der Diskussion

Nun hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) als nationale Zulassungsbehörde eine eigene ausführliche Stellungsnahme als Antwort auf die Kritik veröffentlicht. In dem seit 19. Februar auf der Webseite der Einrichtung zugänglichen Dokument erläutert das PEI, warum es eine Impfempfehlung für richtig und die dafür vorgelegten Daten der klinischen Studien für ausreichend hält.

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Schwachstelle des Toxoplasmose-Erregers aufgespürt

Mikroskopischer Einblick in den Toxoplasmose-Erreger: Ist das Dynamin B (grün) gestört, dann bilden sich fehlerhafte Zellstrukturen (rot) innerhalb des Erregers. Lightbox-Link
Mikroskopischer Einblick in den Toxoplasmose-Erreger: Ist das Dynamin B (grün) gestört, dann bilden sich fehlerhafte Zellstrukturen (rot) innerhalb des Erregers. Quelle: Universitäts-Hygiene-Institut Heidelberg

Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die häufig durch Katzen auf Menschen übertragen wird. Sie kann dabei alle Altergruppen betreffen, ist aber besonders für Schwangere gefährlich, weil sie zu Fehlgeburten oder Missbildungen des ungeborenen Kindes führen kann. Als Erreger gilt dabei der Parasit Toxoplamsa gondii.  Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben nun herausgefunden, dass ein bestimmtes Eiweiß (Dynamin B) für die Funktionstüchtigkeit des Parasiten untentbehrlich ist. Wie die Forscher um Markus Meißner im Fachmagazin Current Biology (2009, 12. Februar, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, übernimmt Dynamin B offenbar eine wichtige Rolle beim Transport von Eiweißstoffen innerhalb des Erregers. Dieser ist wiederum Voraussetzung dafür, dass der Erreger die einmal befallene Wirtszelle verlassen und in neue eindringen kann. Diese Ergebnisse konnten unter anderem deshalb erzielt werden, weil Meißner eine Technik zur gezielten Abschaltung von Genen im Parasiten T. gondii entwickelt hat – gefördert im Rahmen des BioFuture-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Langfristig, so Meißners Hoffnung, könnte Dynamin B  nun als neues Ziel in der therapeutischen Bekämpfung der Toxoplasmose angegangen werden. Darüber hinaus haben die Forscher das Eiweiß auch im Malaria-Erreger Plasmodium falciparum gefunden, der zum gleichen Stamm (Apikomplexa) wie der Toxoplasmose-Erreger gehört. „Wir werden jetzt genauer untersuchen, welche Funktion Dynamin B im Malaria-Erreger hat und ob es ein möglichjer Ansatzpunkt für die Entwicklungneuer Medikamente ist“, so Meißner.

Mehr Infos zum BioFuture-Preisträger Markus Meißner: hier klicken

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Wichtiger Lotse zum Abschalten von Genen entdeckt

Ohne Importin ist der Transport von bestimmten Eiweißen (grün) in der Zelle gestört.Lightbox-Link
Ohne Importin ist der Transport von bestimmten Eiweißen (grün) in der Zelle gestört.Quelle: Max-Planck-Institut für Biochemie

Ribonukleinsäuren (RNAs) sind für die Zellen von großer Bedeutung. Sie tragen unter anderem dazu bei, dass die in den Genen gespeicherte Information in Eiweiße umgesetzt wird. Inzwischen haben Forscher auch herausgefunden, dass bestimmte RNA-Moleküle, sogenannte microRNAs - kurz miRNAs, für die Genregulation eine wichtige Rolle spielen und mitbestimmen, welche Eiweiße in welcher Zelle produziert werden. Fehler in der Genregulation können unter anderem zur Entstehung von Krebs und neurodegenerativen Krankheiten führen. Deshalb sind miRNAs wichtige Objekte der Grundlagenforschung und könnten in Zukunft auch für die Therapie von Krankheiten wichtig werden. Forscher des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried haben nun einen zentralen Faktor identifiziert, der miRNAs hilft, Gene stillzulegen. Bislang war nur ein negativer Faktor bekannt - also ein Molekül, dass ein Abschalten der Gene durch miRNAs verhindert. Im Fachmagazin Cell (2009, Vol. 136, S.  496-507) berichtet das Team um Gunter Meister nun vom Eiweiß Importin 8 als wichtigen positiven Helfer.

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News: MicroRNAs - Winzige Molekülschnipsel mit großem Einfluss

Im Profil: Gerhard Schratt - Rolle von winzigen Molekülen im Gehirn verstehen

Das Fazit: Nur wenn Importin 8 vorhanden ist, können miRNAs Gene stillegen. Das Eiweiß fungiert dabei als eine Art Lotse, der die miRNA im Komplex mit anderen Molekülen zum Einsatzort dirigiert und so ein effizientes Ausschalten der Gene ermöglicht. Die Entdeckung von Importin deute aber auch darauf hin, so die Forscher, dass Transportprozesse bei der Ausschaltung von Genen ebenfalls wichtig sein könnten. Denn Importine sind Moleküle, die als zelluläre Transporter andere Eiweiße in den Zellkern befördern. Dieser Befund ist darüber hinaus von Interesse, weil in Forscherkreisen seit langem kontrovers darüber diskutiert wird, ob miRNAs überhaupt im Zellkern vorkommen. Für Gunter Meister, der seit 2005 die Gruppe RNA-Biologie am MPI leitet, steht jedenfalls fest: Diese Arbeiten sind erst der Anfang, um weitere offene Fragen zu klären.

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Bayer fördert Stiftungslehrstuhl in Dortmund und kooperiert mit Gatersleben

Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer hat zwei neue Kooperationen in der deutschen Wissenschaftslandschaft geschlossen. So stiftet das Unternehmen der Technischen Universität Dortmund einen Lehrstuhl für Apparatetechnik an der Fakultät für Bio- und Chemieingenieurwesen. Wie Hochschule und Konzern am 20. Februar bekannt gaben, stellt Bayer dafür in den ersten fünf Jahren 750.000 Euro zur Verfügung. Eine Besetzung ist bis zum Wintersemester 2009/10 geplant. Sie soll im Rahmen einer internationalen Ausschreibung erfolgen. Nach Abschluss der fünfjährigen Förderphase will die Universität selbst die Finanzierung des Lehrstuhls übernehmen. Die andere Kooperation betrifft die Pflanzenforschung bei Bayer CropScience. Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben will der Konzern seine Raps-Hybridsorten in Nordamerika weiterentwickeln und vor allem den Ölgehalt der Pflanzen steigern. Dies soll mithilfe biotechnologischer Verfahren geschehen, mit denen am IPK  geforscht wird, heißt es in einer Pressemitteilung vom 16. Februar.

Zur Pressenachricht der TU Dortmund: hier klicken

Zur Pressemeldung der IPK-Kooperation: hier klicken

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Gentherapie gegen HIV zeigt erste Erfolge

Mit einer Gentherapie ist es erstmals gelungen, die zerstörerische Wirkung des HI-Virus auf das menschliche Immunsystem abzuschwächen. Wie ein internationales Forscherteam mit deutscher Beteiligung im Fachmagazin Nature Medicine (2009, 15. Februar Online-Vorabveröffentlichung) berichtet, zeigte sich bei den behandelten HIV-Infizierten eine Reduzierung der Virenbelastung und eine Zunahme der Immunzellen. "Es ist ein erster Machbarkeitsnachweis", sagte der Studienleiter Ronald Mitsuyasu von der Universität von Los Angeles und betonte, dass der Effekt noch zu schwach sei, um daraus eine klinische Anwendung abzuleiten. In der randomisierten Studie wurde den 74 HIV-infizierten Teilnehmern der Studie zunächst Knochenmark entnommen. Daraus isolierten die Forscher jene Stammzellen, die Vorläufer der CD4-Abwehrzellen sind. Die Stammzellen wurden dann im Labor – mit Hilfe eines Virus – bei einem Teil der Teilnehmer mit einem zusätzlichen Gen versehen. Bei den anderen Teilnehmern erfolgte eine Scheinbehandlung.

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Im Profil: Joachim Hauber - Das HI-Virus aus seinem Versteck vertreiben

Dossier: Tödliche Immunschwäche AIDS

Das Gen sorgte dafür, dass die behandelten Zellen das sogenannte OZ1-Molekül produzierten. Diese Substanz hemmt die Vermehrung der HI-Viren. Allerdings mussten die Wissenschaftler überraschend lange warten, bis die Maßnahme wirkte. Erst nach etwa einem Jahr hat sich eine signifikante Abnahme der Viruslast und eine Erhöhung der Anzahl der CD4-Zellen abgezeichnet, so die Forscher. Allerdings fielen diese positiven Effekte geringer aus als bei der derzeit üblichen antiviralen Kombinationstherapie. "Wir hatten uns einen größeren Effekt erhofft", sagte Christof von Kalle vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, der an der Studie beteiligt war. Nun wollen die Forscher in Folgeuntersuchungen die Dosis und die Anzahl der Behandlungen variieren.

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Bundeslandwirtschaftsministerin will gv-Anbau prüfen

In der vergangenen Woche hat sich der Widerstand gegen den Anbau gentechnisch veränderter (gv) Pflanzen in Deutschland immer stärker formiert. Bereits am 10. Februar hatte der bayerische Umweltminister Markus Söder (CSU) einen erste Vorstoß gewagt und das Ziel eines gentechnikfreien Bayerns formuliert (mehr...). Inzwischen ist auch seine Parteikollegin Ilse Aigner, derzeit Bundeslandwirtschaftsministerin, auf den Zug aufgesprungen. Am 18. Februar erklärte sie in einem Interview mit der Berliner Zeitung (mehr...), sie wolle ein nationales Anbauverbot für gv-Pflanzen prüfen lassen. Die Pflanzen-Gentechnik bringe den Menschen hierzulande bisher keinen erkennbaren Nutzen, sagte Aigner zur Begründung. Nun werde geprüft, ob die Auflagen beim Anbau der einzigen in Deutschland zugelassenen gv-Maissorte MON 810 eingehalten würden. Wenn nicht, "werde ich die Zulassung von MON 810 widerrufen".

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News: Weltweiter Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wächst

Einen Tag später erhielt sie Unterstützung vom baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). Angesichts der Erträge der vergangenen Jahre bestehe "kein Anlass, gentechnische veränderte Maissorten anzubauen", teilte Hauk in Stuttgart mit. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) folgte am vergangenen Freitag. Auch er unterstütze eine Prüfung. Die Grünen fordern im Bundestag schon seit längerm ein anbauverbo für MON 810. Auf der anderen Seite formiert sich aber auch Kritik. Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter sieht die Forschungsfreiheit in Gefahr, wenn es tatsächlich dazu kommen sollte (zur Pressemitteilung).

Mehr Informationen zu Umweltauswirkungen von gentechnisch veränderte OrganismenLightbox-Link

Sie wollen mehr über gentechnisch veränderte Pflanzen erfahren? 

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Wissenschaftler Stefan Rauschen von der Arbeitsgruppe Agrarökologie der RWTH Aachen, derzeit Koordinator eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Großprojekts zur Biosicherheitsforschung mit fast einem Dutzend Partnerinstitutionen aus ganz Deutschland, hat bereits einen offenen Brief an Aigner und Söder geschrieben. "Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten wurden in End- und Zwischenberichten an das BMBF, insbesondere in internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert", schreibt Rauschen. "Es konnten keine Hinweise darauf gefunden werden, dass von MON810 ein größeres oder anderes Risiko einer Gefährdung der Umwelt ausgeht als vom konventionellen Maisanbau. Im Gegenteil, der Anbau von MON810 erwies sich als deutlich schonender als die Behandlung von mit  Maiszünslern befallenen Flächen mit Insektiziden." Das von Annette Schavan (CDU) geführte Forschungsministerium appellierte unterdessen an die Einhaltung des Koalitionsvertrages. "Es gibt zur grünen Gentechnik innerhalb der Regierung klare Vereinbarungen, auf deren Einhaltung wir auch bestehen", sagte Schavans Sprecher Elmar König.

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