Millionen-Finanzspritze für die Suche nach Aids-Impfstoff
24.07.2006 -
Mit einer großzügigen Spende will die Stiftung des Microsoft-Gründer Bill Gates die Suche nach einem Impfstoff im Kampf gegen die Immunsschwächekrankheit Aids vorantreiben. Dabei sollen 16 Wissenschaftler-Teams in den kommenden fünf Jahren insgesamt rund 287 Millionen Dollar (226,9 Millionen Euro) erhalten. Unter den geförderten Projekten befindet sich auch das Team des deutschen Aidsforschers Hagen von Briesen am Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik.
Bisher wurde die Suche nach einem Impfstoff gegen das tödliche Aidsvirus HIV von kleinen, unabhängig voneinander arbeitenden Forscherteams betrieben. Die Spende der gemeinnützigen Bill und Melinda Gates Stiftung in Höhe von 287 Millionen Dollar soll nun 165 Wissenschaftler in 19 Ländern miteinander vernetzen, den Datenaustausch fördern und auf diese Weise die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Aids vorantreiben.
Suche nach effektiven Antikörpern, die HI-Virus neutralisieren
Inhaltlich stehen im Rahmen dieser sogenannten „Collaboration for Aids Vaccine Discovery“ zwei Ziele im Vordergrund. Zum einen sollen Impfstoffkandidaten entwickelt werden, die in der Lage sind, die Produktion von neutralisierenden Antikörpern gegen HIV anzukurbeln. Auf diesem Wirkprinzip basieren beinahe alle lizensierten Impfstoffe für menschliche Krankheiten und stellvertretend für viele Wissenschaftler wird von der Gates-Stiftung unter anderem die Arbeit des Londoner Teams um Robin Weiss gefördert. Der Zellbiologe will mithilfe der Gates-Förderung eine große Anzahl an menschlichen und tierischen Antikörpern isolieren und auf die Fähigkeit prüfen, das HI-Virus zu neutralisieren. Ausgehend von den am besten wirksamen will Weiss dann quasi im Rückwärtsverfahren Impfstoffkandidaten entwickeln.
Verbesserung bereits vorhandener Impfstoffkandidaten
Das Geld des Mircosoft-Gründers Gates soll aber auch in die Verbesserung bereits vorhandener Impfstoffkandidaten fließen, so dass diese eine stärkere und länger anhaltende zelluläre Immunantwort zum Schutz vor dem Hi-Virus auslösen. Hierbei wird unter anderem ein Forscherkonsortium um Timothy Zamb von der International Aids Vaccine Iniative unterstützt, das bisher noch nicht in der Klinik getestete vielversprechende Kandidaten weiterentwickeln will.
Durch Vernetzung der Forscher schneller ans Ziel gelangen
Darüber hinaus soll aus den Mitteln der Gates-Stiftung auch die Gründung von fünf zentralen Laboratorien und Datenanalyse-Einrichtungen initiiert werden, über die die Forscherteams ihre Ergebnisse austauschen. Gleichzeitig sollen dabei Standards entstehen, anhand derer die Ergebnisse der einzelnen Teams miteinander verglichen werden können. Dies habe bislang, so die Stiftung, einer effektiven Suche nach einem Aids-Impfstoff im Wege gestanden.
Deutsches Forscherteam im Saarland erhält 6 Millionen Euro
Zu den geförderten Wissenschaftlern gehört auch der deutsche Aidsforscher Hagen von Briesen und sein Team am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) in St. Ingbert (Saarland). Neben den rund 7,5 Millionen Dollar (6 Millionen Euro), die die Forscher von der Gates-Stiftung erhalten, bekommt von Briesen auch 475.000 Euro von der Saarländischen Landesregierung und 870.000 Euro vom Fraunhofer-Institut. Von Briesen war an der ersten deutschen Isolierung eines HI-Virus im Georg-Speyer-Haus in Frankfurt/Main beteiligt und hat später das entsprechende Zentrum bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Aids-Agentur der Vereinten Nationen (UNAIDS) geleitet. Mit den Geldern von der Gates-Stiftung soll von Briesen nun eine sogenannte Kryobank aufbauen. Dabei handelt es sich um eine Art Tiefkühl-Archiv, in dem Zell- und Gewebematerial durch Einfrieren in flüssigem Stickstoff in eine Kältestarre versetzt wird und dadurch langfristig konservierbar ist. Auf diese Weise wollen die Deutschen dafür sorgen, dass alle Reagenzien der Impfstoffkandidaten abgelegt werden, die bei den von Gates geförderten Forscherkonsortien anfallen. Gleichzeitig soll von Briesen alle HI-Viren sammeln, die zur Zeit zirkulieren, um sie den Forscherteams zur Verfügung zu stellen.