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Darmkrebsvorsorge: Immun-Tests zuverlässiger

Die immunologischen Tests für Darmkrebs liefern einen quantitativen Nachweis von menschlichem Hämoglobin im Stuhl mithilfe spezifischer Antikörper. Sie basieren auf der ELISA-Methode. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die immunologischen Tests für Darmkrebs liefern einen quantitativen Nachweis von menschlichem Hämoglobin im Stuhl mithilfe spezifischer Antikörper. Sie basieren auf der ELISA-Methode. Quelle: Darren Baker/fotolia.de

29.05.2013  - 

Spuren von Blut im Stuhl geben Hinweise auf Darmkrebs oder auf Vorstufen der Erkrankung. Seit über 40 Jahren wird für die Früherkennung ein enzymatisches Nachweisverfahren eingesetzt, mittlerweile sind aber auch immunologische Tests auf dem Markt. Epidemiologen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben nun die beiden Methoden direkt miteinander verglichen. Hierbei zeigte sich die Überlegenheit der immunologischen Tests: Die Antikörper-basierten Nachweise spürten doppelt so viele Krebsfälle und Krebsvorstufen auf und lieferten weniger falsch positive Resultate. Die Forscher berichten im European Journal of Cancer (2013, Online-Vorabveröffentlichung) über ihren Direktvergleich.

Zur Früherkennung von Darmkrebs haben alle gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland ab dem 50. Geburtstag Anspruch auf einen Test auf sogenanntes okkultes Blut im Stuhl. Ab dem 55. Geburtstag wird eine Darmspiegelung angeboten. Bei dieser Untersuchung entdeckt der Arzt eventuelle Krebsvorstufen mit großer Sicherheit, jedoch nehmen nur rund 20 bis 30 Prozent aller Berechtigten das Angebot auch an. „Daher sind die Tests auf verborgenes Blut wichtig, denn mit ihnen erreichen wir mehr Menschen. Die Bereitschaft, einen einfachen Labortest durchführen zu lassen, ist deutlich höher. Umso wichtiger ist es, dass die Nachweisverfahren auch aussagekräftig sind“, erklärt Hermann Brenner vom DKFZ.


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Spuren von Blut aufspüren

Der von den Krankenkassen seit Jahrzehnten erstattete Test ist ein enzymatisches Nachweisverfahren für verborgenes Blut (Guaiak-Test). Seit einigen Jahren sind darüber hinaus Testsysteme auf dem Markt, die den Blutfarbstoff Hämoglobin immunologisch über eine Antikörperreaktion nachweisen. Sie gelten als empfindlicher, sollen also mehr Gewebeveränderungen aufspüren. Allerdings wurden beide Verfahren weltweit bislang nur in wenigen kleineren Studien miteinander verglichen. Hermann Brenner und seine Mitarbeiterin Sha Tao unterzogen nun die beiden Verfahren erstmals einem großangelegten direkten Vergleich. 2235 Probanden, die zwischen 2005 und 2009 an einer Darmspiegelung zur Krebsfrüherkennung teilnahmen, gaben kurz vor der Untersuchung Stuhlproben ab, die mit beiden Verfahren auf verborgenes Blut untersucht wurden. Anschließend glichen die DKFZ-Forscher die Testergebnisse mit den Resultaten der Darmspiegelung ab.


Antikörper-basierter Test überlegen

Der enzymatische Test spürte ein Drittel aller Fälle von Darmkrebs auf; etwa neun Prozent der fortgeschrittenen Vorstufen (Adenome) und rund fünf Prozent der frühen Vorstufen. Dabei lag die Spezifität etwas über 95 Prozent, das heißt, bei 95 von 100 Teilnehmern mit negativem Testergebnis fanden die Ärzte auch bei der anschließenden Darmspiegelung keine Gewebeveränderungen.
Mit den drei untersuchten immunologischen Tests dagegen wurden etwa doppelt so viele der Krebserkrankungen (60, 53,3 und 73,3 Prozent) und rund dreimal so viele der fortgeschrittenen Krebsvorstufen gefunden.

In dieser Folge der Kreidezeit erklären wir, wie der ELISA-Test funktioniert.Quelle: biotechnologie.tv

Dabei lag ihre Spezifität noch etwas höher als beim enzymatischen Test.
Nur einem knappen Drittel aller positiven enzymatischen Tests lag tatsächlich eine Gewebeveränderung zugrunde. Unter den positiven Befunden der immunologischen Tests dagegen bestätigte die Darmspiegelung in rund zwei Drittel aller Fälle eine Veränderung.

Entscheidungshilfe für Entscheidungsträger

„Wir haben hier erstmalig in einem Direktvergleich gezeigt, dass die diagnostische Aussagekraft der immunologischen Stuhltests bei einer gleichen Rate positiver Ergebnisse deutlich höher ist als die des Enzymtests“, sagt Hermann Brenner.

Er hofft, mit seiner Forschung Überzeugungsarbeit bei den Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen zu leisten: „Die Tests auf verborgenes Blut im Stuhl werden weiterhin einen wichtigen Bestandteil der Früherkennung von Darmkrebs darstellen. Daher wären wir gut beraten, die immunologischen Tests auch in Deutschland in das Krebsfrüherkennungsangebot aufzunehmen. Damit könnten deutlich mehr Menschen einen lebensrettenden Hinweis auf eine verborgene Krebserkrankung erhalten.“

In mehreren anderen europäischen Ländern, die Programme zu Krebsfrüherkennung anbieten, sind die immunologischen Tests zwischenzeitlich Standard. Sie haben neben der höheren Empfindlichkeit weitere Vorteile für die Praxis: Sie sind einfacher zu automatisieren und der Proband muss nicht vorab bestimmte Lebensmittel vermeiden, da die Antikörper spezifisch auf menschliches Hämoglobin reagieren. Die etwas höheren Kosten, davon ist Brenner überzeugt, ließen sich senken, sobald die Tests in großem Maßstab produziert werden.

© biotechnologie.de/pg

 

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