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Molekül-Duo hält Krebs in Schach

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Die rot gefärbten Zellen sind ehemals bösartige Tumorzellen, die sich nun in Renseszenz befinden- einem Dauer-Wachstumsstillstand. Quelle: Universitätsklinikum Tübingen

05.02.2013  - 

Eine Kombination zweier Signalmoleküle versetzt Tumorzellen in Tiefschlaf. Ein Forscherteam um Martin Röcken vom Universitätsklinikum Tübingen konnte nun erstmals zeigen, dass bestimmte Signalmoleküle des Immunsystems Krebswachstum stoppen. Die Kombination lässt die Tumorzellen in eine Art Tiefschlaf, die sogenannte Seneszenz, fallen – einen Zustand, in dem die Zellen dauerhaft ihr Wachstum einstellen. Die Forscher berichten über ihre Erkenntnisse im Fachjournal Nature (2013, Online-Vorabveröffentlichung).

Das Immunsystem ist gegen Krankheitserreger und entartete Tumore normalerweise gut gerüstet. Bestimmte Immunzellen, sogenannte dendritische Zellen, suchen die schädlichen Organismen und eliminieren sie. Versagt dieses Abwehrsystem jedoch, können sich etwa Tumore ausbreiten, deren Bekämpfung aufwändig und kräftezehrend ist. „Bis heute ist es ein wichtiges Ziel der Krebstherapie, möglichst alle Krebszellen zu töten“, erläutert Martin Röcken, Ärztlicher Direktor von der Hautklinik des Universitätsklinikums Tübingen und Leiter der aktuellen Untersuchungen. Sitzt der Tumor einmal im Gewebe fest, ist es schwer ihn vollständig zu entfernen. „Die letzten 50 Jahre haben gezeigt, dass überlebende Krebszellen auch nach intensiver, zelltötender Therapie wieder wachsen und Metastasen verursachen können“, so der Hautarzt. Aus diesem Grund ist die Wissenschaft seit einigen Jahren auf der Suche nach neuen Wegen, um die Ausbreitung von Tumoren stoppen zu können.

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Signalmolekül-Kombi stoppt Tumor

Zwei populäre Signalmoleküle des Immunsystems verhalfen nun einem Tübinger Forscherteam um den Dermatologen Röcken zum Durchbruch. Sie experimentierten mit dem Interferon INF-γ und dem sogenannten Tumornekrosefaktor (TNF). Das Interferon ist ein Signalmolekül bestimmter T-Helferzellen, das sie bei einer Immunantwort ausschütten. Der Tumornekrosefaktor kann dagegen den programmierten Zelltod hemmen und die Zellteilung, sowie die Zelldifferenzierung beeinflussen.

Nach drei Tagen Wachstum eingestellt

Das Forscherteam experimentierte mit diesen körpereigenen Signalstoffen, um damit Tumorzellen oder die anschließenden Gefäße zu zerstören. Durch Zufall entdeckten die Wissenschaftler aber, dass eine bestimmte Kombination der beiden Moleküle das Wachstum von Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Mäusen stoppen kann. In anschließenden Untersuchungen isolierten die Forscher Maus-Krebszellen und kultivierten sie in einem Medium mit einer Interferon-TNF-Kombination.biotechnologie.tv: 58. Folge Quelle: biotechnologie.tv Nach drei Tagen hatten die meisten der Tumorzellen das Wachstum aufgegeben. Während unbehandelte Tumorzellen sich im Medium schnell ausbreiteten, stellten sie unter Anwesenheit von TNF und IFN-γ ihr Wachstum völlig ein. Selbst als die Forscher die Tumorzellen nach fünf Tagen von der Signalstoff-Kombination trennten, blieben die Zellen im Tiefschlaf. Auch nachdem sie seneszentes Tumorgewebe aus Mäusen isolierten und in gesunde Exemplare transplantierten, blieb ein erneuter Wachstumsschub aus. Auch bei menschlichen Tumorzellen setzte sich der Erfolg fort. Die Forscher stoppten gleich bei mehreren isolierten Tumorarten erfolgreich deren Wachstum.

Neue Perspektive der Krebsbehandlung

Für Röcken könnte sich mit den Erkenntnissen in Zukunft eine neue Herangehensweise der Tumorbekämpfung eröffnen: „Wahrscheinlich kann und muss Krebs nicht nur durch Zerstörung besiegt werden. Stattdessen muss es das Ziel sein, dem Körper wieder die Immunkontrolle über den Krebs zurückzugeben“, so der Dermatologe. 

  

© biotechnologie.de/ks

 

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