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Wochenrückblick KW 27

09.07.2012

Biomasseforschungszentrum startet Biogasanlage

Das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig hat seine neue Biogasanlage in Betrieb genommen.

Jan Liebetrau und Bundesministerin Ilse Aigner beim Rundgang über das Gelände der Forschungsbiogasanlage. Lightbox-Link
Jan Liebetrau und Bundesministerin Ilse Aigner beim Rundgang über das Gelände der Forschungsbiogasanlage. Quelle: dbfz
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner weihte die Anlage am 6. Juli zusammen mit dem sächsischen Umweltstaatssekretär Fritz Jaeckel ein. Für den Bau der Forschungsanlage haben die Bundesregierung und das Land Sachsen rund 3,5 Millionen Euro investiert. „An einer verstärkten Nutzung von Biomasse und Biogas führt kein Weg vorbei, wollen wir die Energiewende zum Erfolg führen“, sagte Aigner. „Gerade Biogas ist vielfach einsetzbar und leistet einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Deutschland“, so die Bundesministerin. Umweltstaatsekretär Jaeckel sagte, mit der Inbetriebnahme dieser Biogasanlage werde es möglich sein, Laborexperimente auf eine Forschungsanlage zu übertragen, die der Größe und Kapazität von Praxisanlagen entspreche. „Die Wissenschaftler in Leipzig können damit nun auch Effekte analysieren, die im Labormaßstab nicht erkennbar sind.“ Ziel sei es, neuentwickelte Sensoren und Messkonzepte sowie die jeweils optimale Fahrweise für verschiedene Ausgangsstoffe der Biogasanlage zu erproben. Ein zentrales Forschungsthema wird darüber hinaus die bedarfsgerechte Energiebereitstellung sein. Auch Untersuchungen zum Einfluss von Aufbereitungsverfahren für Substrate und Gärreste auf die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Biogasproduktion stehen auf dem Programm.

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Die Leipziger Forschungsbiogasanlage hat eine Leistung von 75 Kilowattstunden. Das Fermentationsvolumen beträgt knapp 900 Kubikmeter, verteilt auf sechs gasdichte Behälter und einen Lagerbehälter mit einem zusätzlichen Volumen von 180 Kubikmetern. Als Substrate kommen nachwachsende Rohstoffe, landwirtschaftliche Reststoffe und tierische Exkremente in einer Größenordnung von insgesamt bis zu 2000 Tonnen im Jahr zum Einsatz. Bioenergie macht in Deutschland bereits heute knapp 70 Prozent des Aufkommens aller erneuerbaren Energien aus. Mehr als 14 Prozent des erneuerbaren Stroms und fast zwölf Prozent der erneuerbaren Wärme werden derzeit aus Biogas gewonnen. Das Deutsche Biomasseforschungszentrum wurde in Leipzig 2008 gegründet und ist eine Ressortforschungeinrichtung des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

© biotechnologie.de/pg

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Bayer kauft AgraQuest

Bayer Cropscience, die Pflanzenschutzsparte des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer AG übernimmt für 340 Millionen Euro das US-Agro-Unternehmen AgraQuest.

Bayer will das Obst- und Gemüsegeschäft stärken und übernimmt den Pflanzenschutzspezialist AgraQuest.Lightbox-Link
Bayer will das Obst- und Gemüsegeschäft stärken und übernimmt den Pflanzenschutzspezialist AgraQuest.Quelle: Bayer CropScience AG
Wie Bayer in einer Pressemeldung am 03. Juli bekannt gab, fallen darüber hinaus noch zusätzliche Meilensteinzahlungen an. Die im kalifornischen Davis angesiedelte AgraQuest konzentriert sich auf die Erforschung und Herstellung biologischer Pflanzenschutzmittel und nutzt dafür natürliche Mikroorganismen. "Die Akquisition ermöglicht Bayer Cropscience den Aufbau einer führenden Technologie-Plattform für biologische Produkte und die weitere Stärkung des strategisch wichtigen Obst- und Gemüsegeschäfts", teilte der deutsche Konzern mit. Damit macht Bayer derzeit mehr als 25 Prozent des Umsatzes, will aber weiter wachsen. "In diesem Segment streben wir bis zum Jahr 2020 einen Jahresumsatz von drei Milliarden Euro an. Mit der Übernahme von AgraQuest unterstreichen wir unsere Wachstumsambitionen", erklärte Sandra Peterson, CEO von Bayer Cropscience.

Sie ergänzte, die Übernahme solle beim Aufbau einer Biotechnologieplattform helfen, um neue Produkte im Bereich Pflanzenschutz zu entwickeln. In den biotechnologisch hergestellten Pflanzenschutzmitteln von Agraquest sind für die Zielpflanzen ungefährliche Bakterien gelöst, die - einmal in den Boden eingebracht - mit den dort vorhandenen pathogenen Keimen um Nährstoffe konkurrieren und sie so nach und nach verdrängen. Entsprechende von Agraquest entwickelte Produkte werden zum Beispiel durch BASF oder DuPont vertrieben.

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Außerdem stellt Agraquest Futterzusatzstoffe her. Seit 2010 nutzt die Bayer-Sparte Animal Health für seine Futtermittel einen von dem US-amerikanischen Unternehmen genetisch modifizierten Bakterienstamm (Bacillus subtilis QST 713). Er soll den Schutz des Geflügels vor bestimmten Krankheiten verbessern. Für Bayer ist der aktuelle Deal nicht die erste Übernahme im US-amerikanischen Pflanzenschutzsektor. Schon 2009 hatte das Unternehmen dort für 250 Millionen Euro die Biotech-Firma Athenix Corp. zugekauft und so ein breites Entwicklungsprogramm im Bereich der Herbizidtoleranz und Insektenresistenz hinzugewonnen.

An der Börse wurde die Nachricht gleichmütig aufgenommen. Im elektronischen Handelssystem Xetra notierte das Papier bei Börsenschluss nahezu unverändert bei 58,38 Euro (+0,2 Prozent).

© biotechnologie.de/bk

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Gliazellen leiten Informationen weiter

Bergmann Gliazellen sind an physiologischen Verarbeitungsprozessen im Kleinhirn beteiligt.

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Wochenrückblick: Auch Gliazellen kommunizieren

Menschen: Christian Henneberger: Lernen sehen

Ein internationales Spezialistenteam konnte bei diesem Zelltyp die lange nur vermutete Funktion der Informationsübertragung in Experimenten mit Mäusen belegen. Frank Kirchhoff und Aiman Saab von der Universität des Saarlandes haben ihre Ergebnisse zusammen mit den beteiligten Kollegen aus Kaiserslautern, Rotterdam und Pittsburgh im Fachmagazin Science (2012, Online-Veröffentlichung) veröffentlicht.

Im Nervengewebe waren die Aufgaben bislang klar verteilt: Neurone waren für die Kommunikation zuständig und Gliazellen erfüllten lediglich Stützfunktionen im Gewebe. Dann wurden auch auf der Oberfläche der Gliazellen Botenstoff-Rezeptoren, sogenannte AMPA-Rezeptoren, entdeckt. Ein Fund, der die alte Ordnung in Frage stellte. Die Homburger Forscher haben sich der Aufklärung der Funktion dieser Rezeptoren bei Gliazellen verschrieben.

Entgegen der bisherigen Annahme sind Gliazellen durchaus an Kommunikationsprozessen im Gehirn beteiligt.Lightbox-Link
Entgegen der bisherigen Annahme sind Gliazellen durchaus an Kommunikationsprozessen im Gehirn beteiligt.Quelle: wikimedia commons/Orchinik Lab, Arizona State University
Dabei kamen genmanipulierte Mäuse zum Einsatz, bei denen die Wissenschaftler zunächst den Rezeptor abgeschaltet haben, um anschließend das Verhalten der Tiere zu testen und zu beobachten. Sie ließen die Mäuse in einem Parcours laufen, in dem, angekündigt durch einen warnenden Ton, ein Hindernis hervorschnellte. Die nicht genmanipulierten Tiere stellten recht schnell den Bezug zwischen Warnton und auftauchendem Hindernis her und konnten bald problemlos den Parcours überwinden. Ihren veränderten Artgenossen gelang dies nicht. Die Wissenschaftler erklären dieses Ergebnis so: Das Kleinhirn ist unter anderem für die feine Abstimmung von Muskelbewegungen zuständig. Ohne funktionsfähige Rezeptoren in der Glia dieses Hirnareals sind die Tiere dazu aber nicht mehr in der Lage. „Wir belegen damit erstmalig, dass durch die Ausschaltung der AMPA-Rezeptoren Störungen der koordinierten Bewegungen entstehen“, kommentiert Frank Kirchhoff die Ergebnisse. Die Homburger Forscher belegen somit die wichtige Rolle von Bergmann Gliazellen bei der Informationsübertragung im Gehirn. Sie sind bereits der Funktion weiterer Botenstoff-Rezeptoren auf der Spur.

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Proteinkomplex schützt vor Strahlentod

Ein lebensrettender Proteinkomplex schützt nachträglich vor den Folgen einer eigentlich tödlichen Strahlendosis.

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Menschen: Hartmut Geiger: Zurückgekehrter Stammzellforscher

News: Tschernobyl: Mutierte Bäume gedeihen in Todeszone

Wie Ulmer Forscher und eine internationale Forschungskooperation in Versuchen mit Mäusen zeigen konnten, wurden nach erhöhter Strahlenbelastung neue blutbildende Zellen im Knochenmark hergestellt, wenn mindestens ein bestimmtes Protein verstärkt vorhanden war. Die Ergebnisse der Forschungen wurden im Fachjournal Nature publiziert (2012, Online-Veröffentlichung). Sind blutbildende Zellen stark radioaktiver Strahlung ausgesetzt, verlieren sie ihre Teilungsfähigkeit, was verheerende Folgen für den gesamten Organismus mit sich bringt. Die Proteine Thrombomodulin (Thbd) und aktiviertes Protein C (aPC) waren im Maus-Experiment in der Lage, das Leben der Tiere zu retten, selbst wenn die Gabe erst Stunden nach der Exposition erfolgte. „Wir konnten sehen, dass nach Gabe einer der Substanzen noch genügend blutbildende Zellen vorhanden waren, die die Tiere retten konnten“, erläutert Hartmut Geiger, Stammzellforscher an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Universität Ulm. Der Proteinkomplex Thbd-aPC ist eigentlich ein alter Bekannter in der Medizin. Allerdings in einem anderen Anwendungsgebiet: Bislang lag seine Funktion darin, Blutgerinnsel zu verhindern und Infektionen zu bekämpfen.

3D-Modell eines Thbd-MolekülsLightbox-Link
3D-Modell eines Thbd-MolekülsQuelle: wikimedia commons/Emw
Für die entsprechenden Indikationen sind die Stoffe bereits gut untersucht und haben zahlreiche klinische Tests an Patienten durchlaufen. Jetzt sollen sie ihr Potenzial bei der Behandlung der Strahlenkrankheit unter Beweis stellen. Doch bis eine solche Therapie entwickelt ist, könnte noch einige Zeit vergehen. Zunächst muss überprüft werden, ob sich die Ergebnisse der Tierversuche tatsächlich auf den Menschen übertragen lassen.

Hartmut Geiger feiert den Forschungserfolg als das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit. Ohne die vorangehenden Forschungen an und das Wissen um Thbd und aPC von Kollegen an den verschiedensten Standorten wäre dieser wohl nicht möglich gewesen, so Geiger. Sein Team hat sich auf die Wirkung von aPC konzentriert und konnte zeigen, dass die Substanz sogar noch 24 Stunden nach der Verstrahlung die blutbildenden Zellen im Knochenmark schützt. Weiterhin waren Forschergruppen der Firma Paion in Aachen sowie der Medizinischen Hochschule Hannover und verschiedener US-Einrichtungen an der Publikation beteiligt.

  

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