Mit Kunst die Zellteilung erklären

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"Jardim Porcelanico" von Rob Kesseler. Porzellan mit Aufdruck eines Sprossquerschnitts von Chrysanthemum coronarium, gefärbt mit Safranin. Quelle: Rob Kesseler, 2011

15.06.2012  - 

Wissenschaftler und Künstler haben auf den ersten Blick grundverschiedene Arbeitsweisen: Wo der eine penibel jede kleinste Veränderung notiert und Protokollen folgt, regieren beim anderen Kreativität und Intuition. Gemeinsam ist ihnen aber das Bestreben, Gesetzmäßigkeiten des Lebens zu ergründen. Das EU-Projekt MitoSys bringt die beiden Ansätze zusammen. Wissenschaftler und Künstler sollen die Mechanismen des Lebens erforschen und sie einem Laienpublikum auf künstlerische Weise verständlich machen. An dem Projekt ist auch der Dresdner Zellbiologe Tony Hyman beteiligt. Seine Erkenntnisse zur Mitose setzt das britische Duo Ackroyd & Harvey um, das zu Wachstums- und Transformationsvorgängen arbeitet.

„MitoSys“ ist der Kurzname des wissenschaftlichen Programms „Systems Biology of Mitosis“, das die detaillierte Aufklärung der Vorgänge bei der Zellteilung zum Ziel hat. Das von der EU mit zehn Millionen Euro über fünf Jahre geförderte Projekt verbindet Wissenschaftler von 13 europäischen Institutionen und Unternehmen aus acht Ländern unter der Leitung des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Im Vorgängerprojekt MitoCheck wurden 600 Gene identifiziert, die an der Zellteilung beteiligt sind, jetzt geht es darum, ihre Rolle detailliert aufzuklären. Weil zu den EU-Auflagen für das Projekt auch eine Vermittlung der Forschungsinhalte an die Öffentlichkeit gehört, wurden jetzt mit dem Kunstprojekt „Meeting of Minds“ renommierte Künstler in das Projekt eingebunden.

Wissenschaft und Kunst

Insgesamt wurden  vier Wissenschaftler-Künstler-Paare gebildet. Die Teams treffen einander regelmäßig und erhalten Einblicke in die Arbeitsweise des jeweils anderen. Als Resultat dieses Austauschs entstehen vier Videos, die zur Präsentation "Meeting of Minds" zusammengefügt werden. Das Kunstprojekt wird von Marina Wallace kuratiert, die eine Professur an der University of the Arts in London innehat.

Die Kombination von Forschern mit Künstlern aus ganz unterschiedlichen Bereichen lässt vielfältige und ungewöhnliche Interpretationen erwarten: Der Keramik-Designer Rob Kesseler wird Melina Schuh begleiten, die in Cambridge an Mitose forscht. Shobana Jeyasingh, der sich als experimentierfreudiger Choreograph einen Namen gemacht hat, schaut dem Hefegenetiker Kim Nasmyth in Oxford über die Schulter. Und Projektleiter Jan-Michael Peters, der am IMP Zellzyklusforschung betreibt, teilt sein Forschungsthema mit den bildenden Künstlern Lucy and Jorge Orta aus Paris. Der mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnete Zellbiologe Anthony Hyman (mehr...) trifft auf das britische Duo Ackroyd & Harvey. Hyman erregte weltweit Aufsehen mit seinen Forschungen zur Rolle der Mikrotubuli bei der Zellteilung. Die beiden britischen Künstler setzen sich in ihren Werken mit Wachstums- und Transformationsvorgängen auseinander.

Was die Welt zusammen hält

„Mich interessiert, welche Rolle die Kreativität in der Kunst und in der Forschung spielt und wieweit sich Künstler und Forscher in ihrem Zugang ähneln“, sagt Projektleier Peters, der sich auch als Kunstliebhaber und Sammler bezeichnet. „Ich vermute, dass wir im Grunde alle von denselben Fragen getrieben sind: Wie ist die Welt beschaffen, in der wir uns bewegen, und was hält sie zusammen?“ Wenn der Betrachter dann in den bunten Polygonen präparierter Zwiebelwurzeln eine ästhetische Gesetzmäßigkeit erkennt, lernt er vielleicht auch etwas über die Mechanismen der Mitose.

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