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Leibniz-Preise 2012 für fünf Biowissenschaftler

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Die ausgezeichneten Lebenswissenschaftler 2012. Von links oben: Matthias Mann, Michael Brecht, Nikolaus Rajewsky; unten v. links: Christian Kurts, Gunther Hartmann. Quelle: MPI für Biochemie, HU Berlin, MDC, Universitätsklinik Bonn

09.12.2011  - 

Es ist der hochrangigste Forschungspreis, den die deutsche Wissenschaft zu vergeben hat: Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Nun stehen die elf neuen Preisträger fest. Aus 131 Vorschlägen hat der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zwei Wissenschaftlerinnen und neun Wissenschaftler für die hochdotierte Auszeichnung ausgewählt. Fünf Preisträger kommen aus dem Gebiet der Lebenswissenschaften: der Neurophysiologe Michael Brecht, die Immunologen Gunther Hartmann und Christian Kurts, die sich einen Preis teilen, der Biochemiker Matthias Mann und der Systembiologe Nikolaus Rajewsky. Die Leibniz-Preise werden am 27. Februar 2012 in Berlin verliehen.

Für die Leser von biotechnologie.de sind die Namen der Preisträger keine Unbekannten: Über einige der fünf Lebenswissenschaftler, die mit dem Leibniz-Preis 2012 ausgezeichnet wurden, haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder berichtet. Ihre Forschungen in der Immunologie, Systembiologie oder Proteinbiochemie erfahren jetzt eine besondere Anerkennung: Mit 2,5 Millionen Euro Preisgeld ist der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der höchstdotierte deutsche Förderpreis für die Grundlagenforschung. Seit 1986 hat die DFG bereits 323 Top-Wissenschaftler mit dem Preis ausgezeichnet, 38 davon Frauen.  Sechs Leibniz-Preisträger erhielten später einen Nobelpreis. Anlässlich der Bekanntgabe der Ausgezeichneten sprach DFG-Präsident Matthias Kleiner vom Leibniz-Preis als „wichtigste und prominenteste Form der Einzelförderung durch die DFG“. Die Arbeiten der Preisträger und Preisträgerinnen zeigten „eindrucksvoll die Bedeutung der Grundlagenforschung, legten ihre Arbeiten doch vielfache Grundsteine.“

Mehr auf biotechnologie.de

Förderung: Leibniz-Preise 2011 für vier Lebenswissenschaftler

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Hier die fünf Leibniz-Preisträger 2012 im Kurzporträt:

Michael Brecht (44), Neurowissenschaften, Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin

Michael Brecht hat Pionierarbeit in der Neurobiologie geleistet. Er beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie neuronale Aktivität Verhalten auslöst. Grundlegende Antworten erzielt er mit der von ihm entwickelten „in vivo whole cell-Technik“, die präzise Messungen in frei sich bewegenden Tieren ermöglicht. Mit ihr zeigte Brecht, dass bereits die Stimulation einer Nervenzelle motorisches Verhalten auslösen kann. Auch von Brecht vorgenommene Ableitungen im sensorischen Cortex belegten, dass unter bestimmten Umständen schon durch einzelne stimulierte Nervenzellen Wahrnehmung und Verhalten gesteuert werden. Beides widerlegte die gängige Annahme, dass Verhalten erst durch die Aktivität zahlreicher Neuronen ausgelöst wird. Nach dem Studium der Biochemie und Biologie in Tübingen und einem Forschungsaufenthalt in San Francisco promovierte Brecht bei Wolf Singer in Frankfurt und habilitierte sich bei Nobelpreisträger Bert Sakmann in Heidelberg. Seit 2006 ist er Professor am Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience und an der Berliner Humboldt-Universität.

zur Arbeitsgruppe von Michael Brecht: hier klicken

Gunther Hartmann (45), Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Bonn

Gunther Hartmann und Christian Kurts teilen sich einen der zehn Preise. Beide haben wegweisende Entdeckungen zur Aufklärung der Wirkungsweise der körpereigenen Abwehrsysteme gemacht. Ihre Arbeiten führten sie beide am Bonner Universitätsklinikum durch. Der klinische Pharmakologe Hartmann hat das Verständnis der Nukleinsäureerkennung durch das Immunsystem entscheidend verbessert, vor allem mit seinen Forschungen zur Wirkung von CpG-Oligonukleotiden auf die besonders bedeutsamen dendritischen Zellen sowie zu sogenannten „short interfering RNAs“. Diese Arbeiten sind wichtig für das Verständnis der Abwehr von Viren und des Aufbaus einer schnellen Immunantwort gegen eingedrungene Krankheitserreger. zudem für die Entwicklung neuer Impfstoffe und pharmakologisch wirksamer Substanzen zur Hemmung von Genen eingesetzt werden. Der Grundstein für Gunther Hartmanns wurde  mit einem Postdoktoranden-Stipendiat in Iowa/USA gelegt; von dort kam Hartmann über München nach Bonn, wo er seit 2007 Direktor des Instituts für klinische Chemie und Pharmakologie ist. Hartmann zählt auch zu den Gewinnern des BMBF-Gründerwettbewerbs GO-Bio (mehr...).

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Christian Kurts (47), Immunologie/Nephrologie, Universitätsklinikum Bonn

Christian Kurts ist vor allem an der Aufklärung der Funktion der dendritischen Zellen interessiert. Der Immunologe und Facharzt beschäftigt sich neben anderen Aspekten mit dem Zusammenspiel verschiedener Zellen des Immunsystems beim Aufbau einer Immunantwort und der Entstehung von Entzündungen. Wichtiger Antrieb für Kurths Forschungen ist stets die mittelbare Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in Therapien. Mehrere seiner Arbeiten widerlegten bis dahin allgemeingültige Annahmen der Immunologie. Christian Kurts war Heisenberg-Stipendiat der DFG, die auch einen zweijährigen Forschungsaufenthalt in Australien förderte. Seit 2003 in Bonn, ist Kurts dort inzwischen Direktor des Instituts für Experimentelle Immunologie.

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Gottfried Wilhelm Leibniz Preis

Der Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich vergeben, seit Beginn des Programms sind mehr als 300 Leibniz-Preise vergeben worden.

Zu allen Preisträgern 2012 auf der DFG-Webseite: hier klicken

Matthias Mann (52), Biochemie, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried

Der Biochemiker gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Proteomik („large scale proteomics“) Er hat die Erfassung aller Proteine von biologischen Systemen geprägt. Sein größtes Verdienst ist die Übertragung der aus der Physik stammenden Verfahren der Massenspektrometrie auf molekularbiologische Fragestellungen. Seine frühen Beiträge zur Entwicklung der Elektrospray-Ionisierung ebneten der biologischen Massenspektrometrie insgesamt erst den Weg. Nicht minder bedeutsam wurden die von Mann entwickelten Software-Algorithmen, die die Auswertung massenspektrometrischer Daten mithilfe von Sequenzdatenbanken erlauben. Diese und andere Techniken werden inzwischen weltweit in Laboren eingesetzt. 2008 gelang ihm mit Kollegen am Beispiel der Bäckerhefe die erste vollständige Proteomanalyse eines Organismus (mehr...). Nun hat Mann die vollständige Erfassung des Proteoms menschlicher Zellen im Visier. Nach dem Physik-Studium in Göttingen promovierte Matthias Manns in Yale/USA, war Postdoc in Odense/Dänemark und danach Gruppenleiter am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg, Nach einer Station im dänischen Odense forscht er seit 2005 forscht er als Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried zum Verständnis biologischer Systeme.

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Nikolaus Rajewsky (43), Systembiologie, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), Berlin
Nikolaus Rajewsky hat in der Systembiologie neue Maßstäbe gesetzt. In seinen Arbeiten kombiniert er Physik und Mathematik mit der Systembiologie. Von besonderer Bedeutung sind Rajewskys Arbeiten zu den microRNAs. Diese kleinen, nicht-kodierenden RNAs spielen eine Schlüsselrolle bei der Steuerung zellulärer Prozesse, aber auch bei der Entstehung von Krebs und anderen Krankheiten spielen. Ein unter Rajewskys Leitung entwickeltes Computerprogramm ermöglichte es erstmals, die Zielgene von microRNAs zu identifizieren (mehr...). Mit den von ihm mitentwickelten „Antagomirs“ gelang es Rajewsky schließlich, die Aktivitäten von mikroRNAs spezifisch und verlässlich abzuschalten. Dies ist nicht zuletzt ein Ansatzpunkt für die Entwicklung neuartiger Medikamente. Nach der Promotion in Theoretischer Physik in Köln und einem ersten Postdoktorat in New Jersey wandte sich Nikolaus Rajewsky in einem zweiten Postdoktorat an der Rockefeller University/New York der Systembiologie zu. Nach einer Assistenzprofessur an der New York University kehrte er 2006 nach Deutschland zurück; hier ist er – wie auch sein erst kürzlich nach Deutschland zurückgekehrter Vater Klaus Rajewsky (mehr...) - Professor am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin. Nikolaus Rajewsky ist außerdem Koordinator des Berlin Institute for Medical Systems Biology (BISMB).

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© biotechnologie.de/ck+pg
 

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