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Schnelle Gentests erkennen Krebsrisiko

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Jede Patientenprobe wird mit einem eindeutigen Barcode versehen. Vertauschungen während der automatisierten Untersuchung sind so ausgeschlossen. Quelle: Myriad

22.03.2012  - 

In der personalisierten Medizin werden genetische Tests immer wichtiger. Sie liefern grundlegende Informationen darüber ob ein Patient von einer bestimmten Behandlung profitiert. Veränderungen im Erbgut können auch einen Hinweis darauf geben, ob der Patient besonders gefährdet ist, an einer spezifischen Krebsform zu erkranken. Das US-Unternehmen Myriad Genetics hat sich auf solche Tests spezialisiert. In Martinsried, in der Nähe von München hat es Mitte März ein neues Labor eröffnet, um seine Dienste auch in Europa anzubieten.

Jährlich erkranken über 74.000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs, rund 17.000 Frauen sterben jedes Jahr daran. Damit ist das Mammakarzinom hierzulande der häufigste bösartige Tumor bei Frauen, wie das Robert-Koch-Institut ermittelt hat. Die meisten der Tumore scheinen zufällig aufzutreten. Bestimmte Veränderungen im Erbgut können die Wahrscheinlichkeit, an dieser Krebsart zu erkranken, aber drastisch erhöhen.

Fuß fassen in München

Das US-amerikanische Unternehmen Myriad Genetics hat sich darauf spezialisiert, solche Erbgutveränderungen nachzuweisen. Mit mehr als 1.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von etwa 400 Mio. US-Dollar gehört der 1991 gegründet Konzern zu den Schwergewichten der Branche. Wichtigstes Produkt der in Salt Lake City angesiedelten Firma ist ein Test namens BRACAnalysis. Dabei werden zwei bestimmte Gene, Breast Cancer Early Onset 1 und 2 (BRCA1, BRCA2) auf Mutationen untersucht. Ist der Test positiv, trägt die Betroffene ein Risiko von bis zu 87 Prozent, in ihrem Leben an Brustkrebs zu erkranken. Für Eierstockkrebs beträgt das Risiko bis zu 44 Prozent.

Unternehmenschef Peter Meldrum (li.) bei der Eröffnung des neuen Labors in der Nähe von München.Lightbox-Link
Unternehmenschef Peter Meldrum (li.) bei der Eröffnung des neuen Labors in der Nähe von München.Quelle: biotechnologie.de
Auch wenn eine Mutation also nicht zwingend zu einer Krebserkrankung führt, ist die Information hilfreich. Das Ergebnis der Untersuchung kann dabei helfen, wichtige Entscheidungen hinsichtlich des Lebensstils, der Vorsorge und gegebenenfalls der Behandlung zu treffen. Betroffene Frauen könnten beispielsweise besonders engmaschig überwacht werden. In den USA hat Myriad bereits mehr als eine Million dieser Tests durchgeführt. Das neue Labor in München soll künftig bis zu 20.000 Untersuchungen im Jahr durchführen. Den Standort für sein europäisches Standbein hat Myriad nicht zufällig gewählt. In der Pressekonferenz begründete Firmenchef Peter Meldrum die Wahl für die bayerische Landeshauptstadt mit der zentralen Lage innerhalb Europas und den gut ausgebildeten Fachkräften vor Ort. Außerdem gebe es in München eine vitale Biotech-Szene, zum Beispiel mit dem auf personalisierte Medizin spezialisierten, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Spitzencluster m4 (mehr...).

Hoher Aufwand - schnelle Ergebnisse

Das Analyseverfahren ist aufwendig, auch wenn die von Ärzten zur Untersuchung eingeschickten Blutproben vollkommen automatisiert verarbeitet werden. Die mit einem Barcode versehenen Proben müssen zwischen verschiedenen Geräten umgesetzt werden. Zuerst wird der zu untersuchende DNA-Abschnitt mittels PCR vervielfältigt, anschließend wird die DNA-Basenabfolge ausgelesen. Die so ermittelte Sequenz wird schließlich mit einer riesigen Datenbank abgeglichen.

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Auf diese Weise werden die Mutationen aufgespürt, die tatsächlich die Entstehung von Krebs begünstigen. Für den gesamten Vorgang werden gerade einmal zwei Labortechniker benötigt. Der hohe Automatisierungsgrad erlaubt es Myriad, die Proben mit einer bisher unerreichten Geschwindigkeit und Genauigkeit zu analysieren. Innerhalb von 14 Tagen erhält der Arzt das Untersuchungsergebnis, verspricht der US-Konzern. Andere Labore brauchen bis zu einem Vierteljahr dafür. Wegen der Vielzahl der bisher untersuchten Patienten, kann Myriad nach eigenen Angaben auch in fast allen Fällen gefährliche und ungefährliche Mutationen voneinander unterscheiden. Während bei den Analysen im Myriad-Labor nur in rund 3% der Fälle eine „Variation unbekannter Signifikanz“ auftritt, gelingt in manchen Laboren nur die Zuordnung jeder zweiten Mutation.

Kaum verwunderlich, dass das komplexe Verfahren recht teuer ist. Mehrere tausend Euro stellt Myriad den Krankenkassen für jeden einzelnen Test in Rechnung. Unterm Strich dürften die Versicherer trotzdem sparen. Wird durch eine engmaschigere Kontrolle von gefährdeten Frauen eine Krebserkrankung frühzeitig erkannt, sind die Heilungschancen für die Patientin nicht nur besser, auch die Kosten für die Behandlung sinken.

© biotechnologie.de/bk
 

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