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Leibniz-Preise 2011 für vier Lebenswissenschaftler

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Die vier Leibniz-Preisträger 2011 aus den Lebenswissenschaften, von links oben im Uhrzeigersinn: Ulla Bonas,Christian Büchel , Kai-Uwe Hinrichs und Anthony Hyman. Quelle: Universität Halle, Volkswagenstiftung, Universität Bremen, MPI-CBG

07.12.2010  - 

Die zehn neuen Träger des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises stehen fest. Aus insgesamt 152 Vorschlägen wählte der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vier Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftler für den bedeutendsten deutschen Forschungspreis aus. Vier Preisträger kommen aus dem Gebiet der Lebenswissenschaften: Die Mikrobiologin Ulla Bonas von der Universität Halle-Wittenberg, der Neurobiologe Christian Büchel vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Biogeochemiker Kai-Uwe Hinrichs von der Universität Bremen und  der Zellbiologe Anthony Hyman vom Max-Planck-Institut für Zellbiologie und Genetik Verliehen werden die Leibniz-Preise am 16. März 2011 in Berlin.

Mit 2,5 Millionen Euro Preisgeld ist der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der höchstdotierte deutsche Förderpreis für die Grundlagenforschung. Seit 1986 hat die DFG bereits 313 Top-Wissenschaftler mit dem Preis ausgezeichnet, 34 davon Frauen.  Sechs Leibniz-Preisträger erhielten später einen Nobelpreis. DFG-Präsident Matthias Kleiner zeigte sich bei der Bekanntgabe der Nominierten sehr erfreut über den hohen Anteil von Wissenschaftlerinnen unter den Ausgezeichneten. Bereits unter den 152 Namensvorschlägen, die insgesamt im Nominierungsausschuss diskutiert wurden, seien gut ein Drittel Forscherinnen gewesen, ebenso unter den 31 Vorschlägen, die danach in die engste Wahl kamen. Bei der Preisverleihung am 16. März  2011 in Berlin werden auch vier Lebenswissenschaftler auf der Bühne stehen:

 

Ulla Bonas (54), Molekulare Phytopathologie, Universität Halle-Wittenberg

Ulla Bonas ist eine der weltweit führenden Forschenden auf dem Gebiet der Wechselwirkungen zwischen pathogenen Bakterien und Pflanzen. Die Genetikerin befasst sich seit gut 20 Jahren mit dem Pflanzenpathogen Xanthomonas campestris pv. Vesicatoria (Xcv), das besonders bei Paprika und Tomaten von Bedeutung ist. Bonas Forschungen sind auf das engste verbunden mit einem zentralen Avirulenzgen von Xcv, dem AvrBs3-Gen. In einer Reihe von aufsehenerregenden Arbeiten gelang ihr zunächst die Klonierung und Charakterisierung des AvrBs3 und anschließend die Aufklärung seiner Funktionalitäten. Mit diesen trägt das AvrBs3 einerseits zum Zellwachstum bei, wobei es die Pflanze trickreich dazu bringt, es mit Nährstoffen zu versorgen. Andererseits löst es in resistenten Pflanzen durch eine Bindung an das Bs3-Gen ein Suizidprogramm aus, das den Zelltod auslöst. So wird für das Pathogen die Nährstoff-Zufuhr gekappt – womit die Pflanze dem Bakterium seinen Trick gleichsam „heimzahlt“. Diese Arbeiten sind von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis von Pflanzen-Mikroben-Interaktionen. Bedeutsam sind sie auch für die Biotechnologie, da sie Wege aufzeigen, wie sich Gene gezielt ein- und ausschalten lassen.

Nach Biologiestudium und Promotion in Köln begann Ulla Bonas als Postdoktorandin in Berkeley ihre Forschungen zum Xcv, die sie danach in Berlin und – als Heisenberg-Stipendiatin der DFG – in Frankreich fortsetzte. 1992 habilitierte sie sich an der FU Berlin, seit 1998 ist sie an der Universität Halle-Wittenberg tätig, wo sie einen Lehrstuhl für Genetik am Institut für Biologie hat.

Zur Abteilung Pflanzengenetik an der Universität Halle: hier klicken

Christian Büchel (44), Kognitive Neurowissenschaften, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Christian Büchel erhält den Leibniz-Preis für seine grundlegenden Forschungen zu neuronalen Netzwerkeigenschaften, die bei komplexen Hirnprozessen wie Lernen, Gedächtnis, Sprache, Angst und Schmerz zum Tragen kommen. In der kognitiven Neuroforschung konnte Büchel anhand der Aufmerksamkeit beim Menschen erstmals belegen, dass die funktionelle Interaktion zwischen den Hirnregionen höheren kognitiven Prozessen unterliegt. In anderen Arbeiten erforschte er die Mechanismen, die zu Angst und Furcht beitragen. Hier zeigte er als Erster am Menschen, dass die Amygdala – eines der Kerngebiete des Gehirns – bei der Furchtkonditionierung eine zentrale Rolle spielt. Von ebenso hoher Bedeutung sind Büchels Beobachtungen, dass bereits neuronale Aktivitäten im Rückenmark durch kognitive Faktoren moduliert werden können und wie Schmerz die Wahrnehmung verändert. Die oft mit hohem technischem Aufwand durchgeführten Forschungen verbinden Kognitionsforschung und neurobiologische Grundlagenstudien und sind auch für die klinische Anwendung hochrelevant.

Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Der Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich vergeben, seit Beginn des Programms sind 280 Leibniz-Preise vergeben worden.

Zu allen Preisträgern 2011: hier klicken

Christian Büchel studierte Medizin in Heidelberg und wurde parallel zu seiner wissenschaftlichen Qualifikation in Essen, Jena und London zum Facharzt für Neurologie ausgebildet. Nach mehrjährigen Stationen in Großbritannien ist er seit 2005 Lehrstuhlinhaber für Systemische Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Zum Institut für Systemische Neurowissenschaften in Hamburg: hier klicken

Kai-Uwe Hinrichs (47), Organische Geochemie, Universität Bremen
Kai-Uwe Hinrichs verbindet in seinen Forschungen die Geochemie mit der Mikrobiologie. Er interessiert sich vor allem dafür, wie bestimmte Mikroorganismen den Kohlenstoffkreislauf beeinflussen und welche Auswirkungen diese Prozesse auf unseren Planeten haben. Schon früh konnte Hinrichs zeigen, dass die tiefe Biosphäre des Ozeans von Archaeen belebt ist, die nicht nur an der Bildung von Methan, sondern auch an bis dahin kaum erforschten Bildungsprozessen komplexerer Kohlenwasserstoffe wie Ethan und Propan beteiligt sind. Bereits hier wandte Hinrichs eine selbstentwickelte Methode an, bestimmte organische Moleküle – sogenannte Biomarker – in geologischen Umweltproben zu untersuchen, um mikrobielle Prozesse zu identifizieren und zu vermessen. In weiteren Arbeiten befasst er sich mit Massensterben von Organismen, evolutionären Nischen und Archaebakterien, was über die Biogeochemie hinaus auch für die Evolutionsbiologie und die Forschung nach dem Ursprung des Lebens von Bedeutung ist.

Von Hause aus Chemiker, spezialisierte sich Kai-Uwe Hinrichs mit seiner Diplomarbeit in Oldenburg auf die Organische Geochemie, in der er auch promovierte. Seinen späteren Forschungsschwerpunkten wandte er sich erstmals als Postdoktorand am weltberühmten Ozeanographischen Forschungsinstitut von Woods Hole/USA zu, wo er anschließend auch als Assistenzprofessor tätig war. Seit 2002 ist er Professor am Department für Geowissenschaften an der Universität Bremen auch maßgeblich am Bremer Forschungszentrum und Exzellenzcluster MARUM beteiligt.

Zur Arbeitsgruppe Organische Geochemie an der Universität Bremen: hier klicken

Anthony A. Hyman (48), Mikrotubuli und Zellteilung, Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, Dresden
Anthony A. Hyman zählt zu den weltweit führenden Zellbiologen. Seine Forschungen an der Nahtstelle zwischen der Zellbiologie und der Entwicklungsbiologie gehen vor allem der Frage nach, welche Rolle die sogenannten Mikrotubuli bei der Zellteilung spielen.

Hymans Gruppe ist am Dresdner Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik angesiedelt. Lightbox-Link
Hymans Gruppe ist am Dresdner Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik angesiedelt.

Diese Komponenten des Zellskeletts steuern wie dynamische „molekulare Maschinen“, wie sich die Bestandteile einer Zelle auf die beiden Tochterzellen verteilen. Zur Erforschung des Mikrotubuli-Zytoskeletts entwickelte Hyman eine ganze Reihe neuartiger insbesondere physikalischer und molekularbiologischer Methoden, so etwa im Bereich der Laser-Mikrochirurgie. Mittels Videomikroskopie und Hochdurchsatzverfahren identifizierte er zudem Hunderte von Genen, die in der Zellteilung Defekte auslösen. Mit seinen Erkenntnissen trug Hyman wesentlich zum besseren Verständnis der Zellteilung bei, die einer der fundamentalsten und komplexesten Prozesse in biologischen Systemen ist. Zugleich leistete er wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der Zellbiologie und zur Entwicklung der Systembiologie.

Sein Zoologie-Studium absolvierte der in Israel geborene Anthony A. Hyman am Imperial College in London, seine Promotion im britischen Cambridge, sein Postdoktorat an der University of California in San Francisco. Anschließend war er zunächst Gruppenleiter am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. 1999 wurde er an das neugegründete Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden berufen.

Zur Arbeitsgruppe von Anthony Hyman in Dresden: hier klicken

 

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