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Wochenrückblick KW 47

28.11.2011

Eigenkapitalforum: Wagniskapital bleibt Mangelware

Klassisches Wagniskapital bleibt Mangelware: Statt 650 Millionen Euro sind im laufenden Jahr lediglich 120 Millionen Euro in deutsche Biotech-Unternehmen investiert worden.

Das zeigte sich auf dem Eigenkapitalforum, das vom 21. bis 23. November in Frankfurt am Main stattfand. Demnach stecken vor allem vermögende Privatpersonen, sogenannte Family Offices, ihr Geld in die Unternehmen. Die Ausbeute des Eigenkapitalforums war für viele Unternehmen ernüchternd. Bei einigen Präsentationen nicht-börsennotierter Biotech-Unternehmen wurden lediglich zehn Teilnehmer gezählt – fünf davon waren selbst Referenten. Etwas besser gefüllt waren die Analystenkonferenzen der börsennotierten Firmen, deren Besuch für einige Analysten und Fondsmanager Pflicht ist. Es zeigte sich aber auch: Die Firmen haben dazugelernt. Deutschlands Biotech-Unternehmen werden immer professioneller, was sich vor allem in den Inhalten der Evaluation zeigte.

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Wirtschaft: 50 Millionen Euro deutsches Wagniskapital für Life Sciences

Wirtschaft: Curetis AG wirbt 24 Millionen Euro für Markteintritt ein

Wo vor nicht allzu langer Zeit Finanzinvestoren noch mit Roh-Ergebnissen aus Laborexperimenten und allerlei angeblich wegweisenden wissenschaftlichen Hinweisen gelangweilt wurden, bestimmten diesmal klare Markt- und Umsatzperspektiven das Bild. Viele Unternehmen haben ein profitables Service-Geschäft entwickelt und sich damit unabhängiger von den Launen des Kapitalmarktes gemacht. Darauf setzt die Branche: "Wir glauben daran, dass nach Überwinden der globalen Finanzprobleme wieder verstärkt Kapital in die Biotechnologie fließen wird, vornehmlich auch Kapital von Pharma-Unternehmen, die immer stärker vom Innovationsmotor der Biotech-Branche abhängig werden“, so Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland. 

© biotechnologie.de/pd

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Genvariante bestimmt Schlafdauer

Das Schlafbedürfnis wird genetisch geregelt, wie Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München herausgefunden haben.

Wie die Arbeitsgruppe um die Chronobiologin Karla Allebrandt im Fachmagazin Molecuar Psychiatry (2011, Online-Vorabveröffentlichung) beschreibt, sind Probanden mit einem bestimmten genetischen Faktor ausgesprochene Kurzschläfer. Bisher teilte man die Menschen bezüglich ihrer Schlafgewohnheiten in Lerchen und Eulen – die frühen Vögel, die entsprechend früh ins Bett gehen, und die partyfesten Langschläfer.

Über das Schlafbedürfnis entscheiden die Gene - von außen lässt sich das wenig beeinflussen.Lightbox-Link
Über das Schlafbedürfnis entscheiden die Gene - von außen lässt sich das wenig beeinflussen.Quelle: Alessandro Zangrilli (Wikimedia)
Dabei ging man von einem annähernd gleichen Schlafbedürfnis aus. Die Erkenntnisse der Münchner Wissenschaftler zeigen: Auch die Dauer des Schlafs lässt sich auf genetische Faktoren zurückführen. Bei einer genomweiten Assoziationsstudie mit 4000 Probanden aus sieben europäischen Ländern zeigte sich, dass Teilnehmer mit zwei Kopien einer bestimmten Variante des Gens ABCC9 weniger Schlaf benötigen als Menschen mit anderen Genfaktoren.

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News: Tiefschlaf bei Leberzellen verhindert Krebs

News: Genomforschung für Medizin immer wichtiger

Das Gen kodiert für das Protein SUR2. Es ist Teil eines Kaliumkanals, der den zellinternen Energiestoffwechsel als Sensor steuert. „Es ist besonders spannend, dass dieses Protein auch bei Herzleiden und Diabetes eine Rolle spielt“, sagt Allebrandt. „Ein Zusammenhang zwischen Stoffwechselstörungen und Schlafdauer kann daher möglicherweise durch gemeinsam benutzte molekulare Mechanismen erklärt werden.“ Bei Säugetieren ist das Gen in verschiedenen Geweben aktiv, u.a. im Herz, im Skelettmuskel, Teilen der Bauchspeicheldrüse und dem Gehirn. Auch bei Fruchtfliegen verkürzt ABCC9 den Schlaf. 

© biotechnologie.de/ck

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Ethikrat: Diskussionstag zur Synthetischen Biologie

Das Design von Leben ist ein typisches Merkmal der Synthetischen Biologie, aber dieser Ansatz stellt weder eine wissenschaftliche Revolution dar noch birgt er völlig neuartige Risiken.

Das ist ein Fazit der Tagung „Werkstatt Leben“, zu der der Deutsche Ethikrat am 23. November in die Aula der Universität Mannheim geladen hatte. Etwa 300 Teilnehmer waren gekommen, um mit Experten die Bedeutung der Synthetischen Biologie für Wissenschaft und Gesellschaft zu diskutieren. Eine griffige Definition für Synthetische Biologie, so wurde in Mannheim immer wieder deutlich, fehlt bislang. Für die Dresdner Forscherin Petra Schwille vereint das vergleichsweise junge Forschungsfeld Elemente der Molekularbiologie, der Biotechnologie, der Ingenieurwissenschaften und der Informationstechnologie zu einem neuen Fachgebiet. Dabei werden biologische Systeme einer eher ingenieurwissenschaftlichen Betrachtung unterzogen und auf ihre minimalen funktionalen Einheiten reduziert.

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News: Leopoldina: Synthetische Biologie stellt Frage nach dem Leben

News: iGEM 2011: Deutsche Teams nicht auf dem Treppchen

News: Die bewegte Mikrobe: Filmfestival zur Synthetischen Biologie

Auf diese Weise werden veränderte oder neu entwickelte biologische Systeme konstruiert. Das aufstrebende Forschungsfeld erlebe derzeit einen Hype, sagte der Technikphilosoph Armin Grunwald vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Damit meinte er einen Kommunikationseffekt, der mit der Realität der Forschung nur wenig zu tun habe. Die verstärkte Aufmerksamkeit habe in den vergangenen Jahren zu einer steigenden Anzahl an Publikationen, Wettbewerben und Diskussionsveranstaltungen geführt.Die Synthetische Biologie dürfe sich allerdings nicht von ökonomischer Erwartungshaltung und medialer Inszenierung dominieren lassen, sondern müsse anhand realer Entwicklungsfortschritte und realistischer Zukunftserwartungen geführt werden. Angemahnt wurde eine transparente interdisziplinäre Forschung auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie, eine wissenschaftliche und ethische Begleitforschung sowie ein Monitoring durch die Gesellschaft. Laufende und geplante Arbeiten werden durch die Zentrale Kommission für Biologische Sicherheit (ZKBS) geprüft, um mögliche Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt frühestmöglich aufzudecken und zu erkennen, wo Grenzen in der Anwendung gezogen werden müssten. In den verschiedenen Diskussionsrunden wurden insbesondere Sicherheitsrisiken thematisiert, und zwar vor allem Gefahren, die mit einer Freisetzung oder einer missbräuchlichen Anwendung synthetischer Organismen verbunden sein könnten.

©biotechnologie.de/pg+dn

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Evotec profitiert von Teva-Medikament

Die erfolgreiche Phase III-Studie des weltgrößten Generika-Konzerns Teva für das Diabetes-Mittel DiaPep 227 ist auch profitabel für die Hamburger Evotec AG.

Am 22. November hat das israelische Unternehmen Andromeda positive Ergebnisse aus der laufenden Phase III-Studie für DiaPep 227 veröffentlicht.

Spritzen-Abfüllanlage bei der israelischen Biotechfirma Teva. Hat DiaPep 227 Erfolg, würde auch die Hamburger Evotec profitieren.Lightbox-Link
Spritzen-Abfüllanlage bei der israelischen Biotechfirma Teva. Hat DiaPep 227 Erfolg, würde auch die Hamburger Evotec profitieren.Quelle: Teva
Die Verbindung zwischen den beiden Unternehmen liegt in der Göttinger Biotechfirma Develogen, die den synthetischen Peptid-Immunomodulator DiaPep 227 seinerzeit entwickelte. Der Wirkstoff gegen Typ I-Diabetes war lange Zeit der Hoffnungsträger des Göttinger Biotech-Unternehmens, das zu einem der bestfinanzierten der Republik gehörte. Als  Develogen im April 2007 das Zulassungsverfahren nicht weiter finanzieren konnte, verkaufte sie DiaPep227 nach Israel an die gerade aus dem Boden gestampfte Andromeda Biotech Ltd.. Anteilseigner des Unternehmens ist der weltgrößte Generika-Konzern Teva aus dem gleichen Land. Teva besitzt auch die weltweiten Vermarktungsrechte an DiaPep227. Im vergangenen Jahr wurde die Develogen AG endgültig übernommen, allerdings nicht von Teva sondern von der  Hamburger Evotec, die dafür 8 Millionen Euro bezahlte.

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News: Kopfsache: Wie Insulin zum Dickmacher wird

Förderbeispiel: Den Kinasen in die Tasche greifen

Jetzt veröffentlichte Andromeda positive Daten aus einer Phase III-Studie mit 388 Patienten, die den primären und einen sekundären Endpunkt erreichte. Offenbar konnten die Level des sogenannten C-Peptides im Vergleich zu einer Standard-Insulintherapie erhöht werden – ein Hinweis darauf, dass die insulinproduzierenden beta-Zellen ihren Dienst tun und nicht dem fehlgeleiteten Immunsystem des Patienten zum Opfer fallen. Für die Hamburger als Rechtsnachfolger der Entwicklungsfirma bedeutet das eine erste Erfolgsprämie. Im ersten Halbjahr 2012 soll noch eine zweite Phase III-Studie mit weiteren 450 Patienten rekrutiert werden, deren Erfolg für Evotec ungleich lukrativer wäre: Eine erfolgreiche Zulassung und ein kommerzieller Erfolg von DiaPep 227 würden Evotec auch Umsatzanteile bringen. Über deren Höhe bewahrt das Unternehmen jedoch Stillschweigen.  

© biotechnologie.de/pd

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Wilex mit Antikörper auf Überholspur

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA verzichtet auf eine eigentlich für das laufende Jahr geplante Zwischenanalyse des Nierenkrebs-Antikörpers Rencarex. Das Medikament des auf Krebstherapien spezialisierten Unternehmens Wilex befindet sich in Phase III des Zulassungsverfahrens. Am 22. November erhielt Wilex die Genehmigung der FDA, die Zwischenanalyse ausfallen zu lassen. Grund dafür ist ein unvorgesehen positiver Studienverlauf: Die Zwischenanalyse sollte ursprünglich nach 343 Wiedererkrankungen durchgeführt werden, doch auf das Erreichen dieser Zahl wartet Wilex seit Monaten. Die Zulassungsphase läuft seit Juni 2004, und die Schätzungen für die Zwischenanalyse wurden bereits mehrmals angepasst, weil die  Zahl der Wiedererkrankungen sehr gering ist. Eine kostspielige, aber erfreuliche Verzögerung: Jeder Tag kostet zusätzliches Geld, auf der anderen Seite bedeutet der zögerliche Verlauf aber, dass die Patienten nach der Therapie sehr lange krankheitsfrei bleiben.

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Menschen: Axel Ullrich: Krebspionier mit Gründer-Gen

News: Leuchtmolekül erlaubt Einblick in das Gehirn der Fruchtfliege

Nach dieser Dauer bemisst Wilex den Erfolg des Medikaments: „Vergleichbare Studien hatten den Median beim rezidiv-freien Überleben bereits nach drei Jahren erreicht. Bei uns ist es nach fünf Jahren noch nicht so weit", sagte Firmenchef Olaf Wilhelm. Der Kapitalmarkt scheint Wilhelms Optimismus zu teilen: Die Aktie des Münchner Biotech-Unternehmens stieg nach Bekanntwerden der FDA-Genehmigung um sieben Prozent. Offenbar spürt der Kapitalmarkt die Zulassungschancen des Krebswirkstoffes steigen, der als Begleittherapie für Patienten gedacht ist, denen eine befallene Niere operativ entfernt wurde. Die Ergebnisse der dritten Zulassungsphase werden in einem Jahr erwartet.

© biotechnologie.de/bk

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Wechselhafte Ribosomen

Ribosomen ändern während der Proteinproduktion ständig ihre Gestalt.

Wie Wissenschaftler der Charité, des Max-Planck-Instituts für Molekulare Genetik in Berlin (MPI) und der Cornell University in New York in der Fachzeitschrift Molecular Cell (2011, Online-Vorabveröffentlichung) ausführen, ist dieses Verhalten maßgeblich, um die Interaktion zwischen Ribosom und Antibiotika zu verstehen.

Die Produktion von Proteinen findet an der Schnittstelle zwischen der großen und der kleinen Untereinheit des Ribosoms (grün) statt.Lightbox-Link
Die Produktion von Proteinen findet an der Schnittstelle zwischen der großen und der kleinen Untereinheit des Ribosoms (grün) statt.Quelle: Wikimedia
Ribosomen sind die Eiweißfabriken des Körpers – mit einem Aufbau, der im Lauf der Evolution ungewöhnlich konstant geblieben ist. Beim Aufbau eines Proteins werden die genetischen Informationen aus der Ribonukleinsäure (RNA) abgelesen, und anschließend das Eiweiß kettenartig aus Aminosäuren aufgebaut. Verantwortlich für diesen Prozess ist die Transfer-RNA, die auch die Aminosäuren zum Ribosom transportiert. Die Funktionsweise der Ribosomen von zellkernlosen Lebewesen wie Bakterien ist schon sehr gut erforscht; weniger gut verstanden ist hingegen die Natur der Ribosomen von höheren Lebewesen, die wesentlich größer und komplexer sind. Wie die Arbeitsgruppe von Tatyana Budkevich herausfand, wechseln  die Ribosomen während der Proteinproduktion zwischen verschiedenen Erscheinungsformen. „Dies weist auf verschiedene Strategien in der Regulation der Eiweiß-Herstellung hin und ist somit Ansatz für die unterschiedliche Wirkweise von Antibiotika bei verschiedenen Spezies“, so Budkevich.

© biotechnologie.de/ck

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