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Wochenrückblick KW 30

01.08.2011

Antikörper lässt auf universelle Grippeimpfung hoffen

Mit der Entdeckung eines besonderen Antikörpers sind Schweizer Forscher einen großen Schritt auf dem Weg zu einer universellen Grippeimpfung vorangekommen.

Der neu entdeckte Antikörper ist gegen alle Grippe-Viren vom Typ Influenza A wirksam. Ihre Ergebnisse stellen die Forscher um Antonio Lanzavecchia vom Institut für biomedizinische Forschung in Bellinzona im Fachmagazin Science (2011, Online-Veröffentlichung) vor.

 

Der Antikörper FI6 entpuppte sich als wirksam gegen sämtliche Subtypen des Influenza-Virus. Damit könnte dereinst die alljährliche Grippeimpfung überflüssig werden.Lightbox-Link
Der Antikörper FI6 entpuppte sich als wirksam gegen sämtliche Subtypen des Influenza-Virus (hier H1N1). Damit könnte dereinst die alljährliche Grippeimpfung überflüssig werden.Quelle: The New Mikemoral /Wikimedia commons

Wichtigster Angriffspunkt für Grippeantikörper ist das auf der Virenoberfläche vorhandene Protein Hämagglutinin. Von ihm sind insgesamt 16 verschiedene Subtypen für Influenza A-Viren beschrieben. Die nach Impfung oder Ansteckung produzierten Antikörper sind meist nur gegen die tatsächlich im Körper vorhandenen Subtypen wirksam, Antikörper die gegen alle 16 Subtypen wirkten, waren bisher nicht bekannt. Das ist auch der Grund, warum die Grippeimpfung bisher jede Saison erneut fällig ist. Der Impfcocktail schützt immer nur vor den jeweils am weitesten verbreiteten Grippeviren, kann aber keinen umfassenden Schutz vermitteln. Mit einer neuen Screeningmethode haben die Forscher um Lanzavecchia nun nach Antikörpern gesucht, die genau das können. Nach der Untersuchung von mehr als 100.000 der Antikörper-produzierenden B-Zellklone aus acht Grippepatienten wurden sie fündig:

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News: Molekulare Fußfessel setzt Grippeviren fest

Menschen: Gülsah Gabriel: Viren die Tür vor der Nase zuschlagen

Wochenrückblick: Neuer Angriffspunkt bremst Vermehrung von Grippe-Viren

Ein Antikörper mit dem Namen „FI6“ richtet sich offenbar gegen eine Zielstruktur, die bei allen Hämagglutinin-Subtypen gleichermaßen vorhanden ist. FI6 könnte so eine universelle Wirksamkeit entfalten. Im Tierversuch fanden die Forscher entsprechende Hinweise: Das Molekül heilte Mäuse und Frettchen, die zuvor mit verschiedenen Grippeviren infiziert worden waren, unter anderem den Erregern von Vogelgrippe (H5N1) und Schweinegrippe (H1N1). Außerdem gewährleistete FI6 Schutz, wenn die Tiere ein bis zwei Tage nach der Antikörper-Gabe den Viren ausgesetzt wurden. Um ihre Entdeckung auch kommerziell nutzen zu können, haben die Forscher nun die Firma Humabs BioMed SA gegründet. Sie soll die Entwicklung eines Grippeimpfstoffs auf Grundlage der jetzt vorhandenen Ergebnisse begleiten. Bis zur Vakzine sind aber noch weitere Arbeiten notwendig. Denn dazu wird nicht der Antikörper selbst benötigt, sondern der Teil des Virus, an den er bindet.

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Zellkultur-Spezialist Cevec erhält sechs Millionen Euro

Die Cevec Pharmaceuticals GmbH hat sechs Millionen Euro Kapital eingeworben.

Das in Köln ansässige Unternehmen entwickelt Zellkulturen, die sich zur Herstellung von Proteinen und Impfstoffen eignen, und lizenziert diese Technologie an Pharmaunternehmen aus.

Der Firmensitz des 2004 gegründeten Biotechnologie-Unternehmens Cevec in Köln.Lightbox-Link
Der Firmensitz des 2004 gegründeten Biotechnologie-Unternehmens Cevec in Köln.Quelle: Cevec

Hauptinvestoren der gerade abgeschlossenen Fiinanzierungsrunde sind die NRW.Bank und der Creathor Venture Fonds. Mit dabei waren zudem mehrere private Geldgeber sowie der ERP Startfonds der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Mit dem Geld will Cevec zum einen die hauseigene Zellkultur-Technologie CAP weiter entwickeln. Cevec-Geschäftsführer Rainer Lichtenberger hofft, mit Hilfe der Finanzspritze bald zum führenden Anbieter derartiger Produktionssysteme aufzusteigen. Zum anderen soll mit Partnern eine Pipeline an eigenen Impfstoffen entstehen. Für diesen Zweck will Cevec bis Ende 2011 in einer weiteren Finanzierungsrunde erneut Geld einsammeln.

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Förderbeispiel: Antikörper in Rekordzeit herstellen

News: Der erste Schritt zum synthetischen Antikörper

Die CAP-Technologie von Cevec besteht aus humanen Zelllinien, die sich besonders für die Produktion komplexer biologischer Wirkstoffe und therapeutischer Antikörper eignen, die über zusätzliche chemische Modifikationen an der Oberfläche verfügen. Die CAP-Technologie ist nach Angaben von Cevec außerdem derzeit das einzige sogenannte Expressionssystem, das vielseitig genug ist, um sowohl für die Impfstoffproduktion Grippe als auch bei einer Reihe anderer Infektionen eingesetzt werden zu können und dabei gleichzeitig nicht einem der großen Pharmakonzerne exklusiv zu gehören. Cevec hat die hauseigene CAP-Technologie schon in Asien, Europa und den USA auf dem Markt. Das Unternehmen wurde 2004 in Köln gegründet.

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Neue Forschungsnetzwerke zur Wirkstoffforschung gestartet

Sowohl die Helmholtz-Gemeinschaft als auch die hessische Landesregierung wollen die Arzneimittelforschung vorantreiben. Dazu soll der Aufbau von Forschungsnetzwerken und Technologieplattformen unterstützt werden.

Das neue Netzwerk „Helmholtz-Wirkstoffforschung“ soll die Arzneimittelentwicklung auf lange Sicht stärken und beschleunigen. An dem neuen Netzwerk sind neben den im Bereich Gesundheitsforschung aktiven Helmholtz-Zentren auch hochkarätige externe Partner beteiligt, wie das Heidelberger European Molecular Biology Laboratory (EMBL), das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie und die Technische Universität München. „Mit jährlich bis zu 3,5 Millionen Euro Förderung aus dem Pakt für Forschung und Innovation schaffen wir einzigartige langfristige Strukturen in der Wirkstoffforschung für die Entwicklung neuer Therapien sowohl der wichtigsten Volkskrankheiten als auch von seltenen Erkrankungen", sagte Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, anlässlich der Bekanntgabe des Projekts am 26. Juli.

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Politik: Vier Zentren für Gesundheitsforschung erhalten grünes Licht

News: Marburg: Zukunftsschmiede für maßgeschneiderte Zellfabriken

Im Pakt für Forschung und Innovation versprechen Bund und Länder den Forschungsorganisationen bis 2015 eine jährliche Budgetsteigerung um 5 Prozent. Mit der Vernetzung sollen die Substanzbibliotheken der Partner zusammengeführt werden, um die Forschung zu beschleunigen. Außerdem ließen sich biologische Testverfahren schneller als bisher entwickeln und Wirkmechanismen rascher aufklären, sagt Ronald Frank, koordinierender Sprecher der Helmholtz-Wirkstoffforschung: „Dadurch kann eine größere Zahl an hochwertigen Wirkstoffkandidaten für die klinische Anwendung bereitgestellt werden.“ An der Goethe-Universität Frankfurt soll wiederum ein neuer Schwerpunkt für „Anwendungsorientierte Arzneimittelforschung“ im Rahmen der hessischen Landesoffensive LOEWE entstehen. Damit verbunden ist die Gründung einer Fraunhofer-Projektgruppe, die der Leiter des Instituts für Klinische Pharmakologie an der Goethe-Universität Frankfurt, Gerd Geisslinger führen wird. Die Fraunhofer-Gruppe wird am Pharmastandort Frankfurt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME in Aachen aufgebaut. Die neue Fraunhofer-Projektgruppe bietet zusammen mit dem Mutter-Institut IME in Aachen und der Fraunhofer-Projektgruppe „Bio-Ressourcen“ in Giessen der pharmazeutischen Industrie Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen und die Wirkstoff-Evaluierung in der präklinischen und klinischen Forschung an. Der Verbund ermöglicht erhebliche Synergieeffekte entlang der Wertschöpfungskette bis zur Durchführung klinischer Studien der Phase II.

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Cyanobakterien: Schalter für Energiespeicher entdeckt

Bochumer Biochemiker haben bei photosynthetischen Bakterien einen molekularen Schalter dingfest gemacht, mit dem die Mikroben ein Energiepolster für Stresszeiten anlegen.

Damit überdauern die Cyanobakterien etwa Phasen langer Dunkelheit. Wie die Forscher der Ruhr-Universität um Matthias Rögner zusammen mit japanischen Kollegen herausfanden, lassen sich diese Erkenntnisse womöglich für die biotechnologische Produktion von Wasserstoff nutzen. Die Forscher berichten im Fachjournal Journal of Biological Chemistry (2011, Online-Vorabveröffentlichung). Als Speicher für die mittels Photosynthese gewonnene Energie in Pflanzen dient das energiereiche Molekül ATP. Auf- und bei Bedarf auch wieder abgebaut wird es vom Enzym namens ATPase. Um das Bakterium gegen Stresssituationen mit zu viel oder zu wenig Licht zu wappnen, verfügt die ATPase der Cyanobakterien über einen kleinen Bereich, der wie ein Schalter wirkt. Er verhindert, dass das ATP bei Dunkelheit, wenn keine Photosynthese läuft, vorschnell wieder abgebaut wird. Das Bakterium legt so einen Vorrat an Energie an, der ihm über Stressphasen hinweg hilft. Allerdings verlangsamt dieser Schalter auch die Geschwindigkeit des photosynthetischen Elektronentransports mit der Wasserspaltung im Licht: „Man muss sich das so vorstellen, als würde man gegen einen Widerstand etwas in einen vollen Speicher pressen wollen“, verdeutlicht Matthias Rögner.

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Förderbeispiel: Cyanobakterien als Treibstoff-Fabriken

Menschen: Matthias Rögner: Nachhaltige Energie aus Cyanobakterien

Förderbeispiel: Algen als winzige Wasserstofffabriken im Visier

Sein Team hat den Schalter-Bereich der ATPase bei Cyanobakterien gentechnisch entfernt. „Wir haben natürlich erwartet, dass es den Bakterien danach viel schlechter gehen würde und dass sie viel langsamer wachsen würden“, erklärt er. „Aber das traf nicht zu.“ Die Bakterien wuchsen unter Laborbedingungen – also ohne Lichtstress –wie gewöhnlich. Allerdings legen sie einen geringeren ATP-Energiespeicher an, weswegen sie sehr lange Dunkelphasen schlechter überleben als der Wildtyp. Andererseits steht nun prinzipiell die überschüssige Energie, die sonst in den Speicher wandert, zur biotechnologischen Nutzung zur Verfügung. „Dies sollte es ermöglichen, zukünftig mindestens 50 Prozent der aus der lichtgetriebenen Wasserspaltung gewonnenen Energie für andere Prozesse zu verwenden, z.B. für eine solargetriebene biologische Wasserstoffproduktion durch cyanobakterielle Massenkulturen in Photobioreaktoren“, schätzt Rögner.

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Bayer entwickelt neues Antibiotikum für den asiatischen Markt

Angesichts schrumpfender Umsätze in Nordamerika und Europa setzt die Bayer AG bei seiner Gesundheitssparte auf die wachstumsstarken Schwellenmärkte in Asien.

Gemeinsam mit der US-amerikanischen Trius Pharmaceuticals Inc. will das Leverkusener Unternehmen das Antibiotikum Torezolid für die Behandlung von schweren Hautinfektionen und Lungenentzündung entwickeln. „Bakterielle Infektionskrankheiten gehören zu den größten und am schnellsten wachsenden Therapiebereichen in China sowie weiteren Wachstumsmärkten“, sagte Jörg Reinhardt, Vorstandsvorsitzender von Bayer HealthCare, bei der Bekanntgabe der neuen Forschungspartnerschaft am 28. Juli. Das Oxazolidinon-Antibiotikum der zweiten Generation wird derzeit in Europa und den USA in der klinischen Phase III entwickelt. Bayer wird 25 Millionen US-Dollar vorab an Trius und zusätzlich Prämien von bis zu 69 Millionen US-Dollar zahlen sowie einen Teil der Entwicklungskosten übernehmen.

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News: Wie ein neues Antibiotikum gegen multiresistente Keime wirkt

Wirtschaft: West-östliche Kooperationen für Life-Science-Unternehmen immer wichtiger

Außerdem vereinbarten die Partner eine Umsatzbeteiligung im zweistelligen Prozentbereich für die von Bayer erzielten Verkäufe. Den Weltmarkt haben sie unter sich aufgeteilt: Trius behält die Vermarktungsrechte in Nordamerika und der Europäischen Union, Bayer bedient alle Länder in Asien, Lateinamerika und dem Nahen Osten. Einzige Ausnahme: Süd- und Nordkorea. Dort hält die Firma Dong-A Pharmaceuticals die Rechte.Diese hatte den Wirkstoff Torezolidphosphat ursprünglich entwickelt und später an Trius auslizenziert. Welche Bedeutung die Wachstumsmärkte für Bayer haben, wurde bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das 2. Quartal 2011 deutlich: Während der Konzern insgesamt bei Umsatz (9,252 Millarden Euro; +0,8 Prozent) und Ergebnis (747 Millionen Euro; +40,9 Prozent) zulegen konnte, schwächelte das Pharmageschäft. In der Pharmasparte fiel der Umsatz um 2,3 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. „HealthCare hat in den Regionen Asien/Pazifik und Lateinamerika/Afrika/Nahost erfreulich zugelegt, während unsere Umsätze in Nordamerika und Europa leicht zurückgingen“, erläuterte Vorstandschef Marijn Dekkers.

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Drei Massenspektrometer für Technologiezentrum der TU München

Die Technische Universität München hat drei neue Massenspektrometer im Gesamtwert von 2,5 Millionen Euro in Betrieb genommen.

Die drei Geräte bilden das Herzstück des neuen Technologiezentrums für Massenspektrometrie, das noch in diesem Jahr seine Pforten öffnen soll.

Wissenschaftler der TU München nehmen eines von drei neuen Elektrospray-Massenspektrometern in Betrieb.Lightbox-Link
Wissenschaftler der TU München nehmen eines von drei neuen Elektrospray-Massenspektrometern in Betrieb.Quelle: Marcus Schild / TUM

Insgesamt 21 Gruppen aus dem Wissenschaftszentrum Weihenstephan, dem Klinikum rechts der Isar und der TU München haben sich zusammengeschlossen, um die Mittel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Freistaat Bayern einzuwerben. „Wir können mit den Massenspektrometern Grundlagen- und Anwendungsforschung in praktisch allen Bereichen der Flora und Fauna sowie der Medizin betreiben“, sagte Bernhard Küster vom Lehrstuhl für Proteomik und Bioanalytik der TU München anlässlich der Inbetriebnahme der drei neuen Elektrospray-MS-Geräte. Mit ihrer Hilfe soll künftig die Proteinzusammensetzung von Proben besonders genau untersucht werden können.

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News: Hightech-Methode könnte traditionellen Protein-Check ablösen

biotechnologie.tv: Kreidezeit Folge 58 - Massenspektrometrie

„Es können heute nicht nur tausende Eiweißstoffe gleichzeitig erfasst werden, die neuen Geräte könnten sogar einen im Bodensee aufgelösten Würfelzucker noch erkennen“, verdeutlicht Küster die Empfindlichkeit der neuen Massenspektrometer. Sie sollen künftig zur Lösung der unterschiedlichsten Fragestellungen eingesetzt werden

„Die Messmethoden erlauben uns, besser zu verstehen, wie menschliche Zellen schädliche Eiweißstoffe entsorgen“, sagt Michael Groll, Ordinarius für Biochemie der TU München in Garching. Daraus könnten die Forscher dann neue Ideen für die Entwicklung von zielgerichteten Medikamenten entwickeln. Auch die Krebsforschung soll von den neuen Geräten profitieren. Denn trotz aller Fortschritte der letzten Jahrzehnte in der Medizin, verstünden die Wissenschaftler immer noch viel zu wenig über die individuellen Ursachen und Verläufe von Krebserkrankungen, sagte Florian Bassermann vom Klinikum rechts der Isar, einer der am Projekt beteiligten Forscher. Er hofft, dass mit Hilfe der nun beschafften Gerät neue Fragestellungen systematischer und schneller als bisher beantwortet werden können.

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