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Carole Bourquin: Die körpereigene Abwehr gegen Krebs aktivieren

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Privatdozentin Carole Bourquin ist Leiterin der Arbeitsgruppe Tumorimmunologie an der Abteilung für Klinische Pharmakologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Quelle: LMU

27.07.2010  - 

Krebs ist eine der größten Herausforderungen der Medizin. Nach wie vor werden die meisten Fälle chirurgisch, mit Chemotherapie oder Bestrahlung behandelt – Methoden, die es im Grunde seit rund 30 Jahren gibt. In aller Welt arbeiten Wissenschaftler an neuen, wirksameren Methoden. Ein aussichtsreicher Ansatz versucht, die körpereigene Immunabwehr gegen Krebszellen zu mobilisieren. Carole Bourquin von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München setzt dabei auf RNA und DNA von Bakterien und Viren. Im Labor konnte sie mit diesem innovativen Weg bereits einige Erfolge verzeichnen. Dafür wurde die Forscherin unlängst mit dem 25.000 Euro dotierten Georg Heberer Award ausgezeichnet.



 

Den Weg zur Forschung fand die Schweizerin Carole Bourquin über den Arztberuf. In ihrer Heimatstadt Genf studierte sie zunächst einmal Medizin. Die Wissenschaft interessierte sie aber damals schon. In einem Zusatzprogramm konnte sie sich biologische Kenntnisse aneignen. Dieses Mehr an Wissen zahlte sich aus: Nach ihrer medizinischen Doktorarbeit in Genf konnte sie noch eine naturwissenschaftliche Promotion am Max-Plack-Institut für Neurobiologie anhängen. In Martinsried entdeckte Bourquin ihr Thema, das sie noch heute beschäftigt: die Immuntherapie bei Multipler Sklerose.

Die zweisträngige Ausbildung kommt ihr heute zugute. „Mich interessiert vor allem der Übergang von der Grundlagenforschung zur Klinik,“ erklärt Bourquin. Ihr Antrieb ist klar: eine Krebstherapie zu finden, die entartete Zellen zielgenau zerstört. Dabei will die Forscherin das körpereigene Immunsystem einsetzen. „Es besitzt nicht nur das Potenzial, Infektionen zu bekämpfen, sondern kann durch geeignete Trigger in die Lage versetzt werden, Tumore zu zerstören“, erläutert Bourquin.

Aufnahme von immunaktivierenden DNA-Kurzketten (rot) durch eine Immunzelle (Zellkern blau gefärbt).Lightbox-Link
Aufnahme von immunaktivierenden DNA-Kurzketten (rot) durch eine Immunzelle (Zellkern blau gefärbt).Quelle: D. Anz

Natürliche Killerzellen als Helfer rekrutieren

Um das zu erreichen, nutzt die Wissenschaftlerin künstlich hergestellte, kurzkettige Nukleinsäuren von Viren und Bakterien – also RNA und DNA. Diese sollen bewirken, dass das Immunsystem hochgefahren wird und sich folglich die Körperabwehr gegen Tumorzellen richtet. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Nukleinsäuren unter anderem Natürliche Killerzellen aktivieren, die dann wiederum Tumorzellen eliminieren“, erklärt die Fachärztin für Klinische Pharmakologie und Fachimmunologin.

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Für die spätere Anwendung an Patienten soll zunächst ein geeignetes „Delivery System“ entwickelt werden, um die Nukleinsäuren unbeschadet an den Wirkort zu transportieren. „Dafür binden wir unsere RNA an Nanopartikel,“ erläutert Bourquin. Durch diesen Trick können die Wissenschaftler gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: „Durch den Shuttle schützen wir den Wirkstoff vor dem Abbau durch Enzyme, bringen ihn zu den Lymphknoten, dem Ort der Entstehung einer Immunantwort im Körper, und verschaffen der Nukleinsäure auch noch Eintritt in die Immunzelle.“

Seit 2003 arbeitet die heute 40jährige Bourquin in der Abteilung für Klinische Pharmakologie der LMU. Nach der Geburt ihres Sohnes hatte sie dort zunächst als Wissenschaftlerin im Fachbereich Hämatologie und Onkologie angefangen. Inzwischen ist die Oberärztin Leiterin der zehnköpfigen Arbeitsgruppe Tumorimmunologie.

Flache Hierarchien und gutes Arbeitsklima

Mit ihrer herausragenden Forschungsarbeit bleibt Carole Bourquin der LMU treu. Die Gründung einer eigenen Firma strebt sie nicht an, vielmehr setzt sie auf Kooperationen mit der Industrie. „Ich fühle mich in der Abteilung für Klinische Pharmakologie sehr wohl,“ so Bourquin. „Die Umgangsformen erinnern mich sehr an die Atmosphäre in der französischen Schweiz – wir haben einen offenen Umgang miteinander und flache Hierarchien. Durch die Arbeit im Team sind wir erfolgreich auf diesem international wettbewerbsgeprägten Feld.“


Autorin: Andrea van Bergen

 

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