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Biotechnologie-Firmenumfrage 2010: Überraschend starkes Wachstum im Krisenjahr

Erstmals arbeiten in Deutschland mehr als 30.000 Menschen im Bereich der Biotechnologie. Das hat die aktuelle Firmenumfrage des BMBF ergeben.  <ic:message key='Bild vergrößern' />
Erstmals arbeiten in Deutschland mehr als 30.000 Menschen im Bereich der Biotechnologie. Das hat die aktuelle Firmenumfrage des BMBF ergeben. Quelle: Boehringer Ingelheim

21.04.2010  - 

Mit einem Paukenschlag entwächst die deutsche Biotechnologie-Branche der Krise. Im vergangenen Jahr überstieg die Zahl der Beschäftigten erstmals die Marke von 30.000. Das geht aus den aktuellen Ergebnissen der Firmenumfrage hervor, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung  (BMBF) jährlich durchführt. Auf einer Pressekonferenz wurden die Kennzahlen im Rahmen der Deutschen Biotechnologietage am 21. April in Berlin vorgestellt. Demnach sind Umsatz und Forschungsausgaben der 531 Biotech-Unternehmen im Jahr 2009 gleich geblieben. Allerdings sind die Wagniskapitalinvestitionen auf einen Tiefstand gesunken. Erstmals wurde in diesem Jahr auch die Forschungslandschaft untersucht.



 

Seit 2005 wirft biotechnologie.de im Auftrag des BMBF jedes Jahr einen umfassenden Blick auf die deutsche Biotechnologie-Branche (Die ausführlichen Ergebnisse des Vorjahres gibt es hier). Jetzt sind die aktuellen Ergebnisse der Umfrage 2010 ausgewertet. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen ist die Biotechnologie in Deutschland demnach 2009 kräftig gewachsen. Besonders deutlich wird das an der Zahl der Menschen, die in der kommerziellen Biotechnologie beschäftigt sind.

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Zum Stichtag der Umfrage, dem 31.12.2009, zählte die Branche 31.600 Beschäftigte. Das ist ein Plus von 5% gegenüber dem Vorjahr. 14.950 Menschen arbeiteten dabei in den 531 dedizierten Biotechnologie-Unternehmen, also jenen Firmen, die sich ausschließlich mit Biotechnologie beschäftigen.

Innovative Technologie als Wachstumsmotor

In den biotechnologischen Geschäftsbereichen von Unternehmen etwa aus der Chemie-, Pharma- oder Saatgutsparte sind weitere 16.650 Menschen beschäftigt. Hier ist der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr mit 7% noch stärker. Ein Hinweis darauf, dass biotechnologische Methoden in anderen Industriebereichen verstärkt an Bedeutung gewinnen. Für Georg Schütte, Staatssekretär im BMBF, hat die Biotechnologie 2009 ihre Zukunftsfähigkeit unter Beweis gestellt. “Die Firmen haben in der Krise neue Arbeitsplätze geschaffen. Das unterstreicht, wie wichtig innovative Technologien als Wachstumsmotor für Deutschland sind", sagte Schütte auf der Pressekonferenz.

Erstmals wurden auch Forschungseinrichtungen erfasst. Hier die regionale Verteilung von Unternehmen und Einrichtungen in Deutschland.Lightbox-Link
Erstmals wurden auch Forschungseinrichtungen erfasst. Hier die regionale Verteilung von Unternehmen und Einrichtungen in Deutschland.Quelle: biotechnologie.de

Auch bei anderen Kennzahlen erweist sich die Branche als krisenresistent. So erwirtschafteten die Unternehmen rund 2,2 Mrd. Euro Umsatz und konnten damit das Niveau des Vorjahrs halten. Auch bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung steckten die Firmen nicht zurück. Wie 2008 wurden rund 1 Mrd. Euro investiert. In der medizinischen Biotechnologie, zu der sich nach wie vor die meisten Unternehmen (45%) zählen, macht sich das direkt bemerkbar. Die Pipeline füllte sich 2009 weiter an, im vergangenen Jahr umfasste sie 102 biopharmazeutische Medikamentenkandidaten in einer der drei klinischen Testphasen. Elf dieser Substanzen waren schon in der letzten Phase III angelangt, 2008 hatten nur neun diese Stufe erreicht. Zugelassen waren im Jahr 2009 insgesamt acht Therapeutika, die aus den Labors deutscher Biotechnologie-Unternehmen stammen. Zwei davon waren im Laufe des Jahres neu hinzugekommen. Merckle Biotech und Biogenerix brachten Epoetin theta gegen Blutarmut erfolgreich auf den Markt, während Fresenius Biotech und Trion Pharma im vergangenen Jahr die Zulassung für den ersten deutschen Antikörper überhaupt erhielten (mehr...). Removab wird gegen Bauchwassersucht eingesetzt.

Mehr Neugründungen, weniger Insolvenzen

2009 war auch ein gutes Jahr für Neugründungen. 17 Newcomer waren zu verzeichnen, das sind sogar etwas mehr als in den Jahren 2008 und 2007. Gleichzeitig mussten nur 5 Firmen aufgeben, in den vergangenen Jahren lag diese Zahl meist im zweistelligen Bereich. Peer Schatz, Vrostandsvorsitzender von Qiagen, würde aber gerne noch viel mehr Gründer sehen. "Biotechnologie ist eine Gründungsindustrie", sagte Schatz auf der Pressekonferenz in Berlin. "Hier ist noch viel Engagement nötig, nicht nur von der Politik, auch in den Unternehmen muss eine Gründerkutlur gepflegt werden." 

Sorge bereitet die Finanzierung. Erneut sanken im Jahr 2009 die Wagniskapitalinvestitionen in die Biotechnologie auf einen neuen Tiefstand von 142 Millionen Euro.Lightbox-Link
Sorge bereitet die Finanzierung. Erneut sanken im Jahr 2009 die Wagniskapitalinvestitionen in die Biotechnologie auf einen neuen Tiefstand von 142 Millionen Euro.Quelle: biotechnologie.de

Das Finanzierungsumfeld sorgt weiterhin für Sorgenfalten. Die Branche erweist sich zwar als flexibel. “Viele Unternehmen haben sich dem schwierigen finanziellen Umfeld angepasst und ihren Verlust gesenkt, etwa mit dem Aufbau eines profitablen Service-Geschäftes“, sagte Boris Mannhardt, Studienleiter von biotechnologie.de. Doch das investierte Wagniskapital ging erneut zurück. Im Jahr 2009 erhielten die Unternehmen aus dieser Quelle nur noch 142 Millionen Euro. Für die an der Börse notierten Firmen lief es besser, die Kapitalerhöhungen setzten sich vom Tiefpunkt 2008 ab und erreichten 2009 mit 122 Millionen Euro wieder in etwa das Niveau von 2007. Weitere Daten zeigen, dass die Marktkapitalisierung der börsennotierten Unternehmen 2009 deutlich angestiegen ist, während die Verluste reduziert werden konnten.

Auch 2009 war die Mehrzahl der Biotechnologie-Unternehmen im Sektor Gesundheit und Medizin tätig.Lightbox-Link
Auch 2009 war die Mehrzahl der Biotechnologie-Unternehmen im Sektor Gesundheit und Medizin tätig.Quelle: biotechnologie.de

Biotechnologische Forschung an 200 Einrichtungen 

Zum ersten Mal wurde zusätzlich die Forschungslandschaft in der Biotechnologie untersucht. Da die Umfrage schon im Herbst 2009 stattfand, beziehen sich die Zahlen hier auf das Jahr 2008. Demnach gehen in mehr als 200 Forschungseinrichtungen Wissenschaftler hierzulande biotechnologischen Fragestellungen nach. An den Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Standorten der staatlichen Ressortforschung arbeiten insgesamt rund 27.000 Menschen in der Biotechnologie. Die öffentliche biotechnologische Forschung ist aber auch finanziell ein Schwergewicht. Die Einrichtungen verfügten im Jahr 2008 für ihre biotechnologische Aktivitäten über ein Gesamtbudget von 2,8 Milliarden Euro, hinzu kamen knapp 1,2 Milliarden Euro an Drittmitteln. Diese Zahlen unterstreichen die große Bedeutung der öffentlichen Forschung auf dem Gebiet der Biotechnologie in Deutschland.

Im Rahmen der Firmen-Umfrage wurden 689 biotechnologisch aktive Unternehmen per Fragebogen oder telefonisch befragt. 572 von ihnen antworteten, was einer Rücklaufquote von 83% entspricht. Für die Erhebung der Forschungslandschaft wurden insgesamt 712 biotechnologisch aktive Institute angeschrieben. Der Rücklauf betrug hier 32%. Die Biotechnologie-Umfrage 2010 wird auch als Broschüre gedruckt und kann im Bestellservice von biotechnologie.de ab Anfang Mai 2010 kostenlos angefordert werden. 

 

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