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80 Millionen Euro für neues Stammzell-Forschungszentrum in Münster

Stammzellforscher Hans Schöler vom Max-Planck-Institut (li) freute sich über spendable Besucher: Bundesforschungsministerin Annette Schavan und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wollen den Aufbau eines neuen Referenzzentrums für Stammzellforschung mit 80 Millionen Euro unterstützen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Stammzellforscher Hans Schöler(li) vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin freute sich über spendable Besucher: Bundesforschungsministerin Annette Schavan und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wollen den Aufbau eines neuen Referenzzentrums für Stammzellforschung mit 80 Millionen Euro unterstützen. Quelle: MPI für molekulare Biomedizin

20.04.2010  - 

Mit einer Geldspritze von 80 Millionen Euro durch den Bund und das Land Nordrhein-Westfalen soll in Münster ein neues Referenzzentrum für Stammzellforschung aufgebaut werden. Das „Centrum für Angewandte Regenerative Entwicklungstechnologien (CARE)“ wird auf Initiative des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin in Münster gegründet. Bundesforschungsministerin Annette Schavan und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers kündigten am 16. April bei ihrem Besuch vor Ort eine potente Anschubfinanzierung für CARE bis 2020 an. Der Löwenanteil der Unterstützung stammt mit 60 Millionen Euro von der Landesregierung, das BMBF hat 20 Millionen zugesagt. Das neue Zentrum mit 100 Mitarbeitern soll vor allem die Herstellung und die Verwendung von induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) erforschen.

Der Münsteraner Stammzellpionier Hans Schöler ist federführend an der Initiative für das neue Zentrum beteiligt. CARE soll sich den Angaben zufolge in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin gezielt der Weiterentwicklung der sogenannten iPS-Technologie widmen, die sich seit ihrer Entdeckung im Jahr 2006 rasant weiterentwickelt und damit die Stammzellforschung erheblich verändert hat (siehe Kasten). Bei dem Verfahren werden Körperzellen in eine Art embryonalen Urzustand zurückprogrammiert. Die so entstandenen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) gelten als Alternative zu den umstrittenen embryonalen Stammzellen. Denn auch aus den künstlich hergestellten Alleskönnern lassen sich alle 200 Zelltypen des menschlichen Körpers bilden.

Krankheiten in der Kulturschale erforschen

„iPS-Zellen haben gegenüber embryonalen Stammzellen einen entscheidenden Vorteil: Sie können aus Körperzellen von Patienten mit genetisch bedingten Erkrankungen gewonnen werden“, sagte Hans Schöler. So könne man etwa Zellen von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen gewinnen und über den Zwischenschritt der iPS-Zellen gezielt in der Kulturschale zu Nervenzellen differenzieren. „ Wir können damit jetzt Krankheiten quasi in der Kulturschale erforschen“, so Schöler.

Die Entdeckung der iPS-Zellen...

...begann im Jahr 2006 in Japan. Wichtige Meilensteine:


Juni 2007:
Von der Hautzelle zur Stammzelle: Umprogrammierung mit gentechnischen Tricks

November 2007: Molekulare Verjüngungskur: Von menschlichen Körperzellen zu vielseitigen Stammzellen

Juni 2008: Sanfte Umprogrammierung der Hautzelle zur Stammzelle

Februar 2009: Mit einem Gen zur Stammzelle

April 2009: Stammzellen ohne Gentransfer hergestellt

Juli 2009: Chinesische Forscher züchten Mäuse aus Hautzellen

Januar 2010: Hautzellen direkt zu Nervenzellen umprogrammiert

Sein Forscherteam hat in den letzten Jahren erheblich dazu beigetragen, die Rezeptur für die Herstellung der iPS-Zellen zu vereinfachen und zu verbessern (mehr...). Bei der Umwandlung von Körperzellen in Stammzellen sei das Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin bereits ein „Leuchtturm“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) bei ihrem Besuch in Münster. Die iPS-Technik sei bedeutsam, weil sie die Forschung von den umstrittenen embryonalen Stammzellen unabhängiger machen kann. Bundesforschungsministerin Schavan sprach von einem „Königsweg“.

Forschungszentrum soll sich mit Japan und USA messen können

In Münster werde ein internationales Forschungszentrum entstehen - auf Augenhöhe mit denen in Japan und den USA, sagte NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart (FDP) nannte die Entscheidung für den Aufbau des Zentrums „ein wichtiges Signal für Spitzenforschung in Nordrhein-Westfalen.“ Auch Max-Planck-Direktor Hans Schöler äußerte seine Ambitionen: "Mit dem Referenzzentrum wird in NRW ein Zentrum entstehen, das durchaus mit Institutionen wie dem Harvard Stem Cell Institute konkurrieren kann. Damit kann ein Umbruch in der pharmazeutischen Wirkstoffforschung gelingen", sagte Schöler in Münster.

Im neuen Referenzzentrum sollen Medizin und Arzneiforschung im Mittelpunkt stehen. Ziel sei es, Therapieansätze für derzeit noch unheilbare Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer zu finden. Allianzen mit Universitäten, Unikliniken, biomedizinischen Unternehmen und anderen Forschungsreinrichtungen der Max-Planck- Gesellschaft seien vorgesehen.

Engere Verzahnung mit Pharmaindustrie

Hans Schöler erhofft sich Resonanz auch bei der Pharmaindustrie, um Grundlagenforschung und Praxis enger zu verzahnen. Diese Unternehmen gingen für Studien bisher oft ins Ausland: „Wir wollen ihnen sagen, das ist etwas in Europa, dann könnt ihr euer Geld investieren“, sagte der 57-jährige Stammzellforscher. Das neue Zentrum mit rund 100 Arbeitsplätzen entsteht auf dem Grundstück neben dem Max-Planck-Institut an der Röntgenstraße. „Pläne dafür liegen schon in der Schublade“, so Schöler. Schon im Sommer sollen vier Nachwuchsgruppen auf dem Gebiet der Stammzellforschung ihre Arbeit aufnehmen. Ihre Finanzierung speist sich aus einer weiteren Förderung durch das NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie aus dem vergangenen Jahr, ergänzt durch Mittel der Max-Planck-Gesellschaft.

 

Studie

Bestandsaufnahme der Regenerativen Medizin in Deutschland

Sie wollen wissen, wie es um die Regenerative Medizin in Deutschland steht? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat hierzu die Unternehmensberatung CapGemini beauftragt, eine Studie durchzuführen. Am 20. April 2007 wurden die Ergebnisse der umfassenden Bestandsaufnahme veröffentlicht. Mehr


Biomaterialien

Andreas Lendlein vom GKSS Forschungszentrum in Teltow arbeitet im Rahmen der Regenerativen Medizin an funktionalen Biomaterialien, die sich gezielt in einer bestimmten Weise verformen lassen: zum Beispiel ein sich selbst verknotender Operationsfaden. Lendlein gehört zu jenen 51 Nachwuchsforschern, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem BioFuture-Preis ausgezeichnet wurden.

www.biofuture-wettbewerb.de

Podcast mit Andreas Lendlein:
Audiobeitrag hören
(Interview im Auftrag der Helmholtz-Gemeinschaft, 48kbps)


Zentren der Regenerativen Medizin

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützen die Regenerative Medizin mit speziellen Zentren an sechs Standorten in Deutschland: Berlin, Leipzig, Dresden, Hannover, Rostock und in der Region Neckar-Alb.


bcrt.charite.de
www.trm.uni-leipzig.de
www.crt-dresden.de
www.rebirth-hannover.de
www.cardiac-stemcell-therapy.com
www.info-rm.de


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