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Annett Jacobi: Rheumaforschung und Patientenversorgung vereinen

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Annett Jacobi erhielt die neu eingerichtete Wyeth-Stiftungsprofessur für Rheumatologie an der Universität Münster. Quelle: privat

23.11.2009  - 

Vom Praktikum zur Professur: Annett Jacobi hat sich seit Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn der Erforschung des Rheumas verschrieben. Um Medikamente zur Behandlung der Volkskrankheit zu entwickeln, ist die Berliner Medizinerin vor kurzem an die Universität Münster berufen worden – auf eine Professur, die vom vor Ort ansässigen Arzneimittelunternehmen Wyeth und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft unterstützt wird.



Den Einstieg in das Themengebiet Rheumatologie fand die Medizinerin schon sehr früh. Bereits im dritten Studienjahr absolvierte sie ein Praktikum in der Rheumatologie der Humboldt-Universität in Berlin. „Das war gleich das Richtige für mich,“ erinnert sich die gebürtige Berlinerin. Auch während ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich intensiv mit der Erforschung von Zellen des Immunsystems, die fälschlicherweise Antikörper gegen körpereigene Zellbestandteile herstellen. Neben Forschungsaufenthalten an der Columbia Universität in New York und dem Feinstein Institute for Medical Research auf Long Island absolvierte sie auch eine Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin. „Meine Wissenschaft ist sehr patientenbezogen“, erläutert die 37-jährige Forscherin.

Kompetenznetz Rheuma

Als eines von 17 Kompetenznetzen in der Medizin wird das Rheuma-Netz seit 1999 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Entstanden ist es auf Initiative von 6 Kompetenzzentren in der Rheumatologie: Berlin, Düsseldorf, Erlangen, Freiburg, Hannover und Lübeck/Bad Bramstedt.

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Eine Vielzahl an Erkrankungen tragen den Namen Rheuma

Rheuma ist ein sehr komplexes Krankheitsbild – der Austausch mit Kollegen anderer Fachrichtungen ist für Jacobi deshalb unabdinglich. „Nicht nur der Bewegungsapparat kann von Rheuma  betroffen sein,“ erklärt die Wissenschaftlerin. Die Patienten leiden auch an Gefäßentzündungen, Erkrankungen der Augen und des Nervensystems und Hautproblemen. Oft seien auch innere Organe wie Herz, Lunge, Leber oder Niere von der Autoimmunkrankheit betroffen. Dies gilt insbesondere für den systemischen Lupus erythematodes – eine rheumatische Erkrankung, die in ihrer Arbeit eine große Rolle einnimmt. Jacobi versucht, verschiedene Patiententypen innerhalb dieses Krankenbildes zu klassifizieren und darauf aufbauend neue Therapiewege zu finden, die auf die jeweiligen Erkrankungsformen zugeschnitten sind.

So unterschiedlich Rheuma-Erkrankungen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Die Ursache liegt im Immunsystem, das unverhältnismäßig und fehlgeleitet reagiert. Abwehrzellen produzieren ohne Unterlass Antikörper, die sich an körpereigene Strukturen heften und sie somit zerstören. „Eigentlich ist unser Körper gut in der Lage, diese Autoreaktivität zu regulieren. Sie tritt nämlich bei jedem von uns auf,“ erklärt die Professorin. Doch bei Rheumapatienten scheint diese Feinregulation gestört zu sein – oft für immer, manchmal auch nur temporär. In Jacobis Forschungsmittelpunkt steht deshalb die Frage: Warum gerät die Immunantwort außer Kontrolle? „Wenn wir die Vorgänge genau verstehen, die zur Krankheit beitragen, dann können wir Medikamente entwickeln, die gezielt die krankmachenden Zellen eliminieren,“ erläutert die Medizinerin.

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Rheumaforschung im Schatten anderer Disziplinen

Lange Zeit führte die Rheumatologie ein Schattendasein in Deutschland – obwohl diversen Untersuchungen zufolge zwischen einer und zehn Millionen Menschen in Deutschland von rheumatischen Erkrankungen betroffen seien. „Rheumapatienten haben keine Lobby.“ In den vergangenen Jahren habe das vom Bundesforschungsministerium für Bildung und Forschung geförderte Kompetenznetz Rheuma große Fortschritte auf dem Gebiet ermöglicht. Ebenso das vor zwanzig Jahren gegründete Deutsche Rheumaforschungszentrum in Berlin (mehr...).  „Nun müssen wir rechtzeitig an die Rekrutierung von Nachwuchs denken,“ sagt die Expertin. Schon jetzt gebe es zu wenig ausgebildete Rheumatologen.

Seit Oktober 2009 hat Jacobi die neu eingerichtete Professur für Rheumatologie am Universitätsklinikum Münster inne. Zuvor forschte sie an der Universitätsklinik der Charite in Berlin. Gestiftet wurde die neue Professur an der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität vom Pharmaunternehmen Wyeth. Das in Münster ansässige Unternehmen unterstützt die Professur und die drei zugehörigen Halbtagsstellen über fünf Jahre mit insgesamt einer Million Euro. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ergänzt diese Summe mit weiteren 75.000 Euro. Die Entzündungsmedizin, zu der die Rheumatologie fachlich gehört, ist einer von fünf Forschungs- und Behandlungsschwerpunkten der Münsteraner Hochschulmedizin.

Jacobi sieht die Professur als Chance, für die Gruppe der Rheumapatienten etwas zu bewegen. Die Abteilung „Allgemeine Innere Medizin sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie“ am Universitätsklinikum biete eine gute Möglichkeit, Patientenversorgung und Wissenschaft zu vereinen. Denn aus ihrer Sicht klar: „Eine interdisziplinäre Betreuung von Patienten mit entzündlich rheumatischen Systemerkrankungen ist für deren adäquate Behandlung unerlässlich."


Autorin: Andrea van Bergen

 

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