Direktlink :
Inhalt; Accesskey: 2 | Hauptnavigation; Accesskey: 3 | Servicenavigation; Accesskey: 4

Viertes Glykan-Forum in Berlin: Zucker im Mittelpunkt

Zucker sind nicht nur süß. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Zucker sind nicht nur süß. Quelle: pixelquelle.de

26.05.2008  - 

Man stelle sich ein Haus ohne Adresse und Hausnummer, einen Fernseher ohne Antenne oder ein Radio ohne Empfang vor. Ohne biologisch aktive  Zuckerstrukturen erginge es Zellen sowie Eiweiß- und Fettmolekülen im Körper ganz ähnlich - Zellen könnten untereinander keine Informationen austauschen, viele Eiweiß- oder Fettmoleküle wären ihrer biologischen Funktion beraubt. Für wirtschaftlich bedeutende Industriezweige wie die Arzneimittelindustrie oder die Lebensmittelbranche birgt die Zuckerforschung daher ein großes Potenzial, vor allem im Zusammenspiel mit der Biotechnologie. Dies wurde auch auf dem jüngsten Glykan-Forum deutlich, das vom 23. bis 24. Mai zum vierten Mal in Berlin stattfand. Rund 200 Besucher aus Wissenschaft und Wirtschaft diskutierten neueste Entwicklungen auf dem Gebiet. Die Berliner freuten sich nicht nur über die erneut gute Resonanz der jährlichen Veranstaltung, sondern konnten auch eine gute Nachricht vermelden: ETH-Professor Peter Seeberger – erst 2007 mit dem renommierten Körber-Preis ausgezeichnet – wechselt nun definitiv von Zürich nach Berlin. Letzte Woche wurde der Vertrag unterzeichnet.

Hinter dem Begriff Zucker, den wir normalerweise verwenden, verbirgt sich für den Wissenschaftler die Welt der Kohlenhydrate – für die sich Chemiker, Biologen, Biochemiker, aber auch Mediziner und Physiker interessieren. Kohlenhydrate sind noch vor den Eiweißen und Nukleinsäuren die größte Substanzklasse innerhalb der Biomoleküle. Sie stellen als energieliefernde Zucker (Traubenzucker, Milchzucker) sowie als Ballaststoffe (Pektin, Zellulose) einen großen Anteil in unserer Nahrung dar, spielen als Stützsubstanz (Zellulose, Chitin) im Pflanzen- und Tierreich eine wichtige Rolle und übernehmen wichtige Funktionen als Energiespeicher (Stärke). Zudem sind Kohlenhydrate Bestandteil des Grundgerüsts von Erbmolekülen, den Hauptinformationsträgern in der Natur. Darüber hinaus haben Kohlenhydrate in lebenden Organismen viele zentrale Aufgaben – insbesondere im Zusammenspiel mit Eiweißen.

Ein Glykoprotein (rechts) im Vergleich zu einem Eiweiß ohne Zuckerketten (Mitte) und dem Erbmoleküle DNA.Lightbox-Link
Ein Glykoprotein (rechts) im Vergleich zu einem Eiweiß ohne Zuckerketten (Mitte) und dem Erbmoleküle DNA.Quelle: Glykostrukturfabrik

Zuckerstrukturen fungieren als Antennen und Anker

Die Eiweißmoleküle sind die Arbeitstiere in lebenden Organismen, jede Körperzelle des Menschen enthält Tausende unterschiedliche von ihnen. Die Zuckerstrukturen geben all diesen unterschiedlichen Eiweißen zusätzlich eine persönliche Ausprägung bzw. Charakter und modulieren deren Funktionen oder ergänzen sie mit weiteren unterschiedlichsten Funktionen. Hängen die Zucker beispielsweise an Eiweißmolekülen auf der Oberfläche von Zellen, dann dienen sie als Antennen. Damit können Zellen sowohl Informationen empfangen und ins Innere weiterleiten als auch Signale aus dem Zellinneren an benachbarte Zellen oder vorbeitreibende Eiweiße weitergeben.

Wenn Unternehmen auf Zucker setzen

Ein gutes Dutzend deutscher Biotech-Unternehmen hat sich der Zuckerforschung verschrieben und setzt darauf, dass sich glykobiologische Ansätze langfristig auch wirtschaftlich auszahlen. Im Jahr 2005 wurde dies erstmals deutlich: Damals hatte sich der Schweizer Pharmakonzern Roche die Übernahme der ebenfalls in der Schweiz ansässigen Biotech-Firma Glycart Biotechnology 143 Millionen Euro kosten lassen und die US-Merck legte für eine Allianz mit dem US-Unternehmen GlycoFi 295 Millionen Euro auf den Tisch. Dann war es eine zeitlang vergleichsweise ruhig bestellt um die Glykobiotechnologie.

Themendossier
Sie wollen mehr über Zuckerforschung und ihre Potenziale erfahren? Lesen Sie dazu unser ausführliches Themendossier: hier klicken

Doch seit 2007 ist wieder mehr Bewegung zu spüren - insbesondere in Deutschland. Im Oktober vergangenen Jahres investierten die ehemaligen Hexal-Gründer Thomas und Andreas Strüngmann 40 Millionen Euro in die auf Glykodesign spezialisierte Firma Glycotope in Berlin, um deren klinische Entwicklung voranzutreiben. Die Heilbronner greenovation GmbH wiederum hat für den Aufbau eines Photobioreaktors im Industriemaßstab zur Herstellung zuckeroptimierter Biotech-Medikamente in Moosen (mehr...)die Sartorius Stedim Biotech als Partner gewinnen können.

Glykan-Forum

Unter dem Dach der Glykostrukturfabrik hat sich in Berlin inzwischen das jährliche Glykan-Forum als Treffpunkt und Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zum Thema Glykobiotechnologie entwickelt.

www.glykostrukturfabrik.de

Viertes Glykan-Forum in Berlin mit erneut guter Resonanz

Auch das jüngste Glykan-Forum in Berlin machte deutlich, welchen Stellenwert die Zuckerforschung einnimmt. Rund 200 internationale Wissenschaftler aus Hochschulen und Unternehmen waren vom 23. bis 24. Mai nach Berlin gekommen, um sich über neueste Entwicklungen auf ihrem Gebiet auszutauschen - inzwischen ein schon traditionelles Treffen, das seit vier Jahren immer im Frühjahr stattfindet. Dieses Mal konnten sich unter anderem die fünf vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Glykobiotechnologie-Nachwuchsgruppen (mehr...) einem breiteren Publikum vorstellen. Von Unternehmensseite war unter anderem Martin Karpf vom Schweizer Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche vertreten, der über die Hürden bei der Produktion des Grippemittels Tamiflu berichtete.

Peter SeebergerLightbox-Link

Forscherprofil: Sie wollen über den Werdegang von Peter Seeberger erfahren? Dann lesen Sie das Porträt des Zuckerforschers.

zum Forscherprofil

Peter Seeberger wechselt von Zürich nach Berlin

Forscher um Professor Peter Seeberger stellten wiederum ihre neuesten Ergebnisse zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen Malaria vor, die erst kürzlich im Fachmagazin Nature Chemical Biology (2008, Vol. 4, S. 238-240) erschienen sind (mehr...). Der Forscher hatte zudem eine gute Nachricht im Gepäck: Nach monatelangen Verhandlungen wechselt Seeberger nun definitiv von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich nach Berlin. Wie der Forscher auf dem Glykan-Forum berichtete, wird er zunächst Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin und zugleich Direktor eines neu entstehenden, auf Glykobiologie spezialisierten Emil-Fischer-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft, das in den kommenden Jahren in Potdsam beim Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung entstehen soll.

ARTE-Dokumentation: Der Zucker-Code - Geheimwaffe gegen Krebs und MalariaLightbox-Link

Film: Der Sender ARTE hat eine anschauliche Dokumentation über die Zuckerforschung gedreht. Noch bis zum 30. Mai ist der Film " Der Zucker-Code" im Internet zu sehen.

Film ansehen


Zuckerforschung bei ARTE als Dokumentation

Passend zu dieser Nachricht und der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer abends eine ARTE-Dokumentation zu dem Thema Zuckerforschung ansehen. Auf sehr anschauliche Weise führt der Film in das Thema ein und begleitet dabei zwei Forscher, die aus ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen mehr machen wollen als nur eine weitere Publikation in ihrem Lebenslauf: Peter Seeberger und  Glycotope-Gründer Steffen Goletz.

Die Dokumentation zeigt auf, wie rasant sich die vergangenen Jahre in der Zuckerforschung entwickelt haben und welche Rolle die beiden deutschen Wissenschaftler darin spielen. Gleichzeitig sind Impressionen und Stimmen vom dritten Glykan-Forum zu sehen, das vor einem Jahr in Berlin stattfand.

 

Broschüre

Forscherin im Labor

Sie wollen sich einen Überblick über die Glykobiotechnologie in Deutschland verschaffen? Die Broschüre "Die Zukunft ist süß - Möglichkeiten der Glykobiotechnologie" informiert über neueste Trends der Zuckerforschung in Medizin, Biomaterialwissenschaft und Lebensmittelentwicklung. Sie kann kostenlos bestellt oder als PDF heruntergeladen werden.


Zur Rubrik Publikationen

Förderung

Mit dem Arbeitsgruppenwettbewerb Glykobiotechnologie unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gezielt junge Nachwuchs-wissenschaftler, die sich in Deutschland mit diesem Feld beschäftigen. Sie wollen mehr darüber erfahren?

Mehr Informationen


Dossier

Ein gutes Dutzend deutscher Biotech-Unternehmen hat sich der Zuckerforschung verschrieben und setzt darauf, dass sich glykobiologische Ansätze langfristig auch wirtschaftlich auszahlen. Lange Zeit war es ruhig bestellt um die Szene, doch inzwischen ist wieder Schwung hineingekommen.

Zum Themendossier


Videos

Sie wollen sich einen Einblick in die Welt der medizinischen Biotechnologie verschaffen? Dann schauen Sie in unserer Video-Galerie vorbei. Unter dem Stichwort Medizin finden Sie eine ganze Reihe von kurzen Filmen, die in das Thema einführen.


Zur Rubrik Videos

Downloads

Die Zukunft ist süß - Möglichkeiten der Glykobiotechnologie

Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2007 Download PDF (2 MB) PDF online ansehen