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Biotech-Unternehmen profitieren von High-Tech Gründerfonds

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Der High-Tech Gründerfonds investiert Risikokapital in junge, chancenreiche Technologieunternehmen. Quelle: High-Tech Gründerfonds

20.12.2006  - 

Vor gut einem Jahr ging der High-Tech Gründerfonds (HTGF) als Gemeinschaftsprojekt von Bundeswirtschaftsministerium, der KfW Bankengruppe und der drei Konzerne BASF, Deutsche Telekom und Siemens an den Start, um jungen Technologie-Unternehmen mit einer Seed-Finanzierung über die erste schwierige Phase hinwegzuhelfen. Von diesem 262-Millionen-Euro-Angebot profitiert vor allem die Biotechnologie: Gut ein Drittel der bisher gewährten sechzig Finanzierungszusagen gingen an Start-Ups aus den Life Sciences.

Für die c-LEcta GmbH aus Leipzig kam der High-Tech Gründerfonds vor einem Jahr wie gerufen. Das Unternehmen ist im Feld der weißen Biotechnologie zuhause und optimiert mithilfe gentechnischer Verfahren Enzyme für den Einsatz als natürliche Katalysatoren in der Industrie. Da Enzyme jedoch nur selten genau die nötigen Eigenschaften für eine wirtschaftliche Anwendung besitzen, müssen sie dementsprechend angepasst werden. „Normalerweise lassen sich eine Vielzahl von Enzymen nur in aufwendigen Hochdurchsatz-Verfahren verändern und nach verschiedenen Eigenschaften durchmustern“, erläutert Marc Struhalla, Geschäftsführer der c-LEcta. Im Jahr 2003 entwickelte der Biochemiker am Biotechnoligisch-Biomedizinischen Zentrum (BBZ) der Universität Leipzig gemeinsam mit seinem damaligen Forscherkollegen Thomas Greiner-Stöffele eine neue Screening-Plattform, die mit geringerem technischen Aufwand zum gleichen Ergebnis führt. Im Jahr 2004 meldeten sie über die Gründung der c-LEcta GmbH das Patent zur Technologie an und im Oktober erhielt das Unternehmen über das BioChanceplus-Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eine erste Förderung zur weiteren Entwicklung der Methode. Über den Business-Angel Klaus Warning, ehemaliges Vorstandsmitglied der Hoechst-Celanese Corp., und Ansprechpartnern bei der BASF und Degussa reichten die Leipziger schließlich ein Jahr später eine Bewerbung beim HTGF ein. Genau vor einem Jahr, zwei Tage vor Weihnachten, kam die Zusage über eine Investition von 500.000 Euro. "Wir wurden auf Herz und Nieren geprüft - genauso sorgfältig wie von einem Lead-Investor einer Venture-Capital-Runde", erklärte Carsten Fietz, bei c-Lecta für Finanzen zuständig, damals im Biotech-Nachrichtenmagazin |transkript.

HTGF sieht sich auf Augenhöhe mit VC-Gebern

Als Finanzierer und nicht als Förderer - so will HTGF-Geschäftsführer Michael Brandkamp den Fonds auch verstanden wissen. Kapital ist reichlich vorhanden: 240 Millionen Euro steuert die Bundesregierung bei, weitere 22 Millionen stammen von den beteiligten Unternehmen. Bis zu 500.000 Euro investiert der HTGF pro Unternehmen, der Beteiligungshorizont beträgt insgesamt sechs bis acht Jahre, davon sind zwölf bis achtzehn Minate Seed-Phase, in der ein Proof-of-Concept gelingen sollte. Das kann bei einem Maschinenbauer ein Prototyp sein oder bei einem Medikamentenentwickler der Konzeptnachweis in vitro. 20 Prozent (Neue Bundesländer: 10 Prozent) müssen die Jungunternehmer als Eigenkapital beisteuern, zudem ist ein weiterer, dritter Geldgeber zu überzeugen. "Die öffentliche Hand will private Investitionen auf keinen Fall verdrängen, aber im Seed-Bereich hat der Markt in Deutschland versagt", erklärt Brandkamp rückblickend.

Vergabemuster der HTGF-FinanzierungenLightbox-Link

Anzahl der Bewerbungen im Überblick, Stand 18.10. 2006 Quelle: HTGF

Wie sehr der HTGF mit seinem Angebot in eine Marktlücke vorgedrungen ist, zeigt allein der Blick auf die Anzahl der Bewerbungen: etwa 1.500 Anfragen sind bisher bei den regionalen Coaches des HTGF eingegangen. Davon wiederum wurden 460 offiziell ins Büro des HTGF weitergereicht und rund 130 in die Prüfung aufgenommen. "Die Qualität der Businesspläne ist viel besser als noch vor drei oder vier Jahren, die Inhalte sind besser durchdacht", lobt Michael Brandkamp, der HTGF-Geschäftsführer, der jahrelang im Beteiligungsgeschäft der KfW und tbg tätig war.

Gute Kandidaten aus den Life Sciences durch gut ausgebaute Netzwerke

Viele gute Kandidaten kommen dabei aus den Life Sciences und dies schlägt sich auch in der ersten Jahresbilanz nieder: Ein Drittel der bisher bewilligten sechzig Finanzierungszusagen fließen in diesen Bereich. Neben den Enzymspezialisten aus Leipzig sind auch Wirkstoffentwickler wie Galantos Pharma GmbH dabei oder Dienstleister für die Pharmabranche wie die Kinaxo Biotech GmbH. Dass vor allem Life-Science-Unternehmen so stark vom HTGF profitieren, führt Brandkamp auf die gut ausgebauten regionalen Netzwerke zurück: "Die Empfehlungen unserer Coaches, aber auch von Seedfonds oder VC-Gebern sind hier besonders wertvoll, unsere Zusagequote ist daher höher als in anderen Technologiefeldern." Über den langfristigen Erfolg mag aber auch Brandkamp nicht spekulieren, dafür ist er Finanzierer genug: "Wir befinden uns in einem Risikomarkt und müssen mit Ausfällen rechnen. Mit 20 Prozent Verlust wäre ich zufrieden." Bisher mussten die Portefoliomanager des HTGF zwei Krisenfälle bearbeiten, allerdings nicht in den Life Sciences. "Wir versuchen, über unsere Coaches nahe an den Unternehmen zu bleiben, damit wir im Zweifel früh eingreifen können", betont Brandkamp.

Mit Fonds als Gütesiegel punkten

Langfristig will sich der Fonds als Gütesiegel etablieren, mit dem die Firmen bei VC-Gebern punkten können. "Unser Portfolio wird schon jetzt genau vom privaten Markt beobachtet und mit interessanten Kandidaten gehen wir auch auf Roadshow", erklärt Brandkamp. Insgesamt sieben Firmen aus dem HTGF-Portfolio haben auf diese Weise bereits eine Folgefinanzierung einwerben können - auch der c-Lecta GmbH ist dies geglückt. Schon gleich nach Bestätigung der Finanzierungsrunde des HTGF spürte das Unternehmer gestiegenes Interesse innerhalb der VC-Szene. Ein halbes Jahr später, im August dieses Jahres, konnte schließlich die Sächsische Beteiligungsgesellschaft mbh (SBG) als Investor gewonnen werden.


Regionale Verteilung der HTGF-Zusagen

Verteilung der HTGF-Zusagen auf BundesländerLightbox-Link

Stand: 18.10. 2006    Quelle: HTGF

Regionalmodelle ausbauen und Investorenkreis erweitern

Für den HTGF geht es nun darum, stärker mit anderen, vor allem regionalen Beteiligungsgesellschaften zusammenarbeiten und noch mehr Partner aus der Industrie zu gewinnen. Mit Bayern Kapital konnte bereits ein Sondermodell aufgebaut werden, in dem gemeinsam in Technologie-Unternehmen investiert wird. Dabei reduziert der HGTF seinen Beteiligungsanteil von den üblichen 500.000 Euro auf 400.000 Euro. Dafür steigt Bayern Kapital mit 200.000 Euro ein. "Solche Modelle sind für uns und die Unternehmen interessant. Das wollen wir auch in anderen Bundesländern einführen", kündigt Brandkamp an. Darüber hinaus soll der Investorenkreis des HTGF erweitert werden: "Wir sind mit mehreren großen Unternehmen in Detailverhandlungen."

 

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Weiterführende Informationen

Der High-Tech Gründerfonds ist ein Public-Private-Partnership, der die kommenden fünf Jahre 262 Millionen Euro für junge, chancenreiche Technologieunternehmen bereitstellt. Auch Biotechnologie-Unternehmen können sich für eine Unterstützung bewerben.

Informationen zum High-Tech Gründerfonds