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Curevac: Gates setzt auf deutsches Biotech-Know-how

Curevac setzt auf RNA-basierte Technologien im Kampf gegen Krebs und Infektionskrankheiten. Der Vorteil: die Impfstoffe sind temerpaturstabil und können ohne Kühlkette in alle Gegenden der Welt problemlos geliefert werden. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Curevac setzt auf RNA-basierte Technologien im Kampf gegen Krebs und Infektionskrankheiten. Der Vorteil: die Impfstoffe sind temperaturstabil und können ohne Kühlkette in alle Gegenden der Welt problemlos geliefert werden. Quelle: Curevac

06.03.2015  - 

Es ist ein Ritterschlag für deutsches Biotech-Know-how: Die auf RNA-Therapien spezialisierte Curevac GmbH in Tübingen hat von der Gates-Stiftung und seinem Hauptinvestor Dietmar Hopp 67 Millionen Euro eingeworben. Weitere finanzielle Mittel in ungenannter Höhe sollen zudem in die Entwicklung von Therapien im Kampf gegen Infektionskrankheiten fließen, von denen die ärmsten Menschen der Welt betroffen sind. Das Bundesforschungsministerium hat schon früh in die Technologie der Biotech-Firma investiert.

Es könnte die größte Entwicklungspartnerschaft werden, die es jemals in der deutschen Biotech-Branche gegeben hat: Im Rahmen einer Finanzierungsrunde beteiligt sich die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung mit rund 46 Mio. Euro an Curevac. Sie hält damit künftig rund 6 Prozent an dem mRNA-Spezialisten in Tübingen. Hauptaktionär Dietmar Hopp stellt über seine Beteiligungsgesellschaft Dievini Hopp Biotechnologie GmbH weitere 21 Mio. Euro zur Verfügung. Mit dem Geld soll eine GMP-zertifizierte Produktionsanlage für mRNA-Arzneien im industriellen Maßstab aufgebaut werden. Geplante Kapazität: 30 Millionen Dosen pro Jahr. Man befinde sich derzeit in Gesprächen über den Standort, so Curevac-Firmenchef Ingmar Hoerr. Den werde man hoffentlich „in Laufnähe“ des jetzigen Firmensitzes im Technologiepark in Tübingen finden.Ob Grippe, Keuchhusten oder Kinderlähmung – eine Impfung kann vor Infektionskrankheiten schützen. Wie das genau abläuft, erklärt Jan Wolkenhauer in der neuen Folge von Kreidezeit. Quelle: biotechnologie.tv

Impfstoffe im Kampf gegen Infektionskrankheiten in Schwellenländern
Darüber hinaus investiert die Gates-Stiftung in die Entwicklung und klinische Erprobung von bei Curevac entwickelten Impfstoffen – etwa gegen HIV, Rotavirus, Ebola und Tuberkulose. Eine Summe wurde hierzu bisher offiziell nicht genannt. Im Gegenzug verpflichtet sich Curevac, jeden mit Geldern der Stiftung entwickelten Impfstoff für Länder der Dritten Welt zu einem angemessenen Preis zu produzieren. Hierfür werde auch ein Teil der Kapazität der neuen Produktionsanlage reserviert, sagte Hoerr dem Schwäbischen Tagblatt. Für die entwickelten Länder behält Curevac alle Rechte und kann die Impfstoffe entweder selbst vermarkten oder auslizenzieren. 

Den Kontakt zwischen der Gates-Stiftung und Tübingen hat dem Wirtschaftsmagazin Bilanz zufolge der deutsche Infektiologe Ralf Clemens hergestellt, der für die Gates-Stiftung arbeitet. Besonders imponiert habe den US-Amerikanern, dass Curevas Impfstoffe temperaturunempfindlich sind – sie taugen sowohl für einen Einsatz in der Sahara als auch am Nordpol. Die Impftechnologie namens „RNActive“ beruht auf Boten-RNA-Molekülen (mRNA), die das Immunsystem stimulieren. Curevac hat die eigentlich sehr empfindlichen RNA-Moleküle so verändert, dass sie fortan robust sind, schnell hergestellt und auch bei Raumtemperatur gelagert werden können. Damit wird es möglich, temperaturstabile Impfstoffe gegen beinahe jede Infektionskrankheit zeitnah herzustellen und sie in die entferntesten Gebiete weltweit zu liefern. In vielen Entwicklungsländern könnte die Erfindung des Biotech-Unternehmens aus Baden-Württemberg daher viele Menschenleben retten. Denn bisherige Impfstoffe haben stets Probleme mit einer aufwendigen Kühlkette. Für diesen Ansatz wurden die Tübinger im März 2014 mit dem Vaccine Prize der Europäischen Kommission ausgezeichnet (mehr...).  „Wenn wir den Körper dazu anleiten können, seine eigene Abwehr zu bilden, können wir die Behandlung und Prävention von Krankheiten revolutionieren“, betonte Bill Gates. „Technologien wie mRNA geben unserer Stiftung die Zuversicht für große Investitionen in die Zukunft.“

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Steiniger Start der Firma

Für Firmengründer Ingmar Hoerr – lange Zeit selbst als forschender Biologe im Labor aktiv – sind die nun getroffenen Vereinbarungen die Belohnung eines langen Weges. Bis zum Einstieg von Hopp im Jahr 2005 war es ein harter Weg. Denn Wagniskapital gab es zum Anfang des Jahrhunderts, als sich der Immunologe zusammen mit seinen beiden Laborkollegen Florian von der Mülbe und Steve Pascolo mit der Curevac GmbH in Tübingen selbständig machte, kaum. Immerhin, der Finanzier Leonardo ventures investierte eine kleine einstellige Millionensumme und auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte im Rahmen des Bioprofile-Programms die junge Firma mit knapp 300.000 Euro. Doch für den großen Wurf – dem Beginn klinischer Studien – reichte das nicht. Dafür musste erst Hopp kommen. Er kaufte den bisherigen Investoren ihre Anteile ab und übernahm ab sofort die Rolle des Alleininvestors – mit Erfolg. 2012 sorgte der SAP-Gründer mit einer Investition von 80 Mio. Euro für eine der größten Wagniskapitalfinanzierungen in Deutschland (mehr...). Inzwischen hat Hopp 145 Mio. Euro in Curevac investiert. Auch das BMBF hat die Weiterentwicklung der RNA-Impftechnologie nochmals gefördert, unter anderem in der Fördermaßnahme „KMU-innovativ Biotechnologie“ von 2010 bis 2013 mit rund einer Million Euro. Mit all dem Geld konnte die Firma wachsen – inzwischen arbeiten 160 Mitarbeiter in Tübingen sowie am zweiten Standort in Frankfurt/Main. Und auch die Pharmaindustrie ist schon jetzt mit an Bord: Mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi entwickelt Curevac Impfstoffe, mit dem US-Konzern Johnson&Johnson tüfteln die Tübinger an neuen Grippemitteln. Erst im Herbst hatte Ingmar Hoerr im September 2014 auf seine Firma aufmerksam gemacht und einen großen Lizenzdeal mit Boehringer Ingelheim vermeldet, die via Curevac ins heiße Feld der Krebsimmuntherapien einsteigen wollen (mehr...). Für Dietmar Hopp gehört Curevac zu den großen Hoffnungsträgern in seinem 17-Biotech-Firmen-Portfolio. Dem Wirtschaftsmagazin Capital sagte Hopp, man strebe mittelfristig sogar einen Börsengang des Tübinger Unternehmens an.

Ritterschlag für deutsche Biotech-Branche: Tübingen siegt gegen Cambridge

Für die deutsche Biotech-Branche ist Gates Einstieg in Curevac ein Ritterschlag. Nach Informationen des Magazins Bilanz konnten sich die Tübinger in der Prüfung durch die renommierte Experten von Goldman Sachs gegenüber der US-Biotech-Firma Moderna durchsetzen. Im Wettstreit Cambridge gegen Tübingen haben die Deutschen gewonnen. Auch wenn der konkrete finanzielle Umfang der Vereinbarung nicht genannt wurde, dürfte es sich um eine der wichtigsten Entwicklungspartnerschaften eines deutschen Biotech-Unternehmens handeln. Bisher zählte hier die Pharmaindustrie als Partner Nummer eins. Nach Informationen des Marktanalysten BIOCOM AG gilt die im Jahr 2007 geschlossene Lizenzvereinbarung zwischen Morphosys und Novartis mit einem Umfang von 770 Mio. Euro als größter deutsche Biotech-Pharma-LizenzdealAuf dem nächsten Platz rangiert die ebenfalls in Tübingen ansässige immatics - auch eine Firma aus dem Hopp-Beteiligungsuniversum. Sie hatte 2013 einen Deal mit dem Schweizer Pharmakonzern Roche über insgesamt bis zu 742 Mio. Euro abgeschlossen. Gerade erst konnten die Krebsspezialisten eine Finanzierung aus den USA vermelden (mehr...). Zuletzt hatte sich die Ludwigshafener Firma Phenex Pharmaceuticals über den Verkauf ihres fortgeschrittensten Programms an den US-Konzern Gilead für 400 Mio. Euro gefreut (mehr...). Und auch aus Bayern kam in dieser Woche eine gute Nachricht: Die Münchner Suppremol verkündete ihren Verkauf an das US-Pharmaunternehmen Baxter (mehr...).

© biotechnologie.de/sw
 

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