Wieder mehr Investitionen in die Biotech-Branche

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Im Jahr 2014 hat die Biotech-Branche einen Aufschwung erlebt - vor allem an den Börsen geht es wieder aufwärts. Quelle: Photo168/Fotolia

20.01.2015  - 

Die Stimmung in der deutsche Biotech-Branche ist optimistisch: 2014 wurde wieder deutlich mehr investiert  - vor allem über die Börse. Die insgesamt positive Entwicklung in Deutschland spiegelt einen Aufschwung wider, der sich auch auf europäischer Ebene abzeichnet. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Branchenmagazins |transkript mit dem Biotech-Verband BIO Deutschland sowie einer neuen Studie der BIOCOM AG hervor.

Der deutschen Biotech-Branche geht es gut. Das belegen nicht nur die ersten Nachrichten hiesiger Biotech-Firmen - wie etwa der Millionendeal von Phenex (mehr...) - sondern auch neueste Zahlen für das zurückliegende Jahr. So sind die Eigenkapitalinvestitionen 2014 mit rund 393 Mio. Euro gegenüber 2013 um rund 10% gestiegen – seit 2010 ein neuer Höchststand. Über Folgefinanzierungen an der Börse wurden 153 Mio. Euro eingesammelt (2013: 218 Mio. Euro), weitere 163 Mio. Euro (2013: 137 Mio. Euro) sind über private Investitionen geflossen. Das geht aus Recherchen von |transkript mit dem Biotech-Verband BIO Deutschland hervor, die am 20. Januar in Berlin bei einer Pressekonferenz vorgestellt wurden. (mehr Informationen: hier klicken)

Börse wieder Finanzierungsalternative

Ein weiteres Highlight des Jahres 2014: Erstmals haben deutsche Firmen wieder den Gang aufs Parkett gewagt und hierüber rund 77 Mio. Euro eingenommen. Mit Affimed (mehr...) und Pieris (mehr...) wählten zwei Firmen die USA, die Probiodrug wiederum hatte sich die Börse in Amsterdam für ihr Debüt ausgesucht (mehr...). Frankfurt wartet seit 2007 auf einen Biotech-Börsengang. Dennoch konnten sich hier zahlreiche Aktionäre an ihren Biotech-Investments erfreuen, wie die Branchenvertreter in Berlin berichten. Der Biotech-Subsektorindex der Deutschen Börse habe im Jahresverlauf um rund 24% zugelegt, hieß es. „Die deutsche Biotech-Branche profitiert vom internationalen Biotech-Boom", bilanzierte Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland. Gleichwohl bleibt eine ausreichende Finanzierung sowie öffentliche Förderung problematisch, betonte er.

Hintergrund

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Ernüchterung mit Blick auf Politik

Eine gewisse Ernüchterung zeigt die Branche bei der jährlichen Stimmungsumfrage. Zwar liegen alle Indikatoren auch in diesem Jahr über dem jeweiligen Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre, doch die Einschätzung der aktuellen geschäftlichen und politischen Lage fällt nicht mehr ganz so positiv aus. "Damals wurden große Hoffnungen in die neue Bundesregierung gesetzt, die sich so offenbar nicht erfüllt haben", heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung von |transkript und BIO Deutschland. Große Erwartungen bestehen mit Blick auf den Pharmadialog, der im Herbst 2014 gestartet wurde (mehr...). „Gerade in der Gesundheitswirtschaft spielt die Biotechnologie als Innovationstreiber eine wesentliche Rolle, das haben auch die vielen Übernahmen und Kooperationen im Jahr 2014 gezeigt", sagte Holger Zimmermann, Geschäftsführer der auf die Entwicklung von Antiinfektiva spezialisierten Biotech-Firma Aicuris.  Aus seiner Sicht müssten vor allem Innovationshürden abgebaut werden, so Zimmermann. Ein gutes Zeichen gibt es jedoch auch zu vermelden: Denn laut Umfrage wollen die Unternehmen offenbar wieder mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Auch bei der Beschäftigungssituation bleibt die Entwicklung laut Umfrage stabil.

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US-Börsenboom in Europa angekommen

Die positive Entwicklung in Deutschland spiegelt sich auch auf internationaler Ebene wider. Seit Jahren erlebt die US-Biotech-Branche einen Börsenboom. Wie EY aktuell berichtet, hat dieser Trend auch im Jahr 2014 angehalten. So haben im Jahr 2014 insgesamt 63 Biotech-Börsengänge an US-Börsen stattgefunden (mehr Informationen: hier klicken). Dabei wurden rund 4 Mrd. Euro eingesammelt. Diese Entwicklung hat nun offenbar auch den europäischen Kapitalmarkt erreicht. Wie die BIOCOM AG in ihrer neuesten Studie berichtet, ist 2014 mit rund 2,4 Mrd. Euro insgesamt 25% mehr Kapital über die Börse geflossen als im Jahr zuvor  (2013: 1,9 Mrd. Euro). Die Zahl der Biotech-Börsengänge in Europa hat sich auf 15 verdreifacht (mehr Informationen: hier klicken). Damit sind 150 Biotech-Firmen mit einer Marktkapitalisierung von 66 Mrd. Euro an den 15 wichtigsten Handelsplätzen in Europa notiert. Die meisten Unternehmen werden in London (33) und in Paris (32) gehandelt. „Die Rekordwerte des Jahres 2014 zeigen, dass die Biotechnologie wieder ein lohnendes Investment ist und der Börsenboom aus den USA auch in Europa angekommen ist“, betonte BIOCOM-Vorstand Boris Mannhardt bei der Pressekonferenz in Berlin.

2014 ist 10% mehr Eigenkapital in die deutsche Biotech-Branche geflossen.Lightbox-Link
2014 ist 10% mehr Eigenkapital in die deutsche Biotech-Branche geflossen. Korrektur: 2014 lag die Kapitalerhöhungen über die Börse bei 153 Mio. Euro.Quelle: BIOCOM AG

Paris und London besonders attraktiv

Die Europäische Biotech-Branche hat offenbar die Krisenjahren 2011 und 2012 überwunden, denn die wichtigsten Indikatoren zeigen über alle Handelsplätze hinweg wieder deutlich nach oben. „Besonders attraktiv sind die Euronext in Paris sowie der Alternative Investment Market in London“, bilanzierte Mannhardt mit Blick auf das im Rahmen der Studie durchgeführte Börsenranking. Auf dem dritten und vierten Platz folgen die Mehrländerbörse Nasdaq OMX sowie die Schweizer Börse in Zürich. Die Deutsche Börse in Frankfurt hat sich im Mittelfeld platziert. Sie wartet seit 2007 auf einen neuen Biotech-Börsengang, kann aber mit vergleichsweise hohen Folgefinanzierungen der hier notierten Firmen punkten.

Europäer erschließen sich US-Markt

Ein Vergleich zwischen Europa und den USA zeigt jedoch immer noch große Unterschiede. Umsatz und Marktkapitalisierung der notierten Biotech-Firmen in Europa sind deutlich niedriger als in den USA. Jede zweite Biotech-Firma wird mit weniger als 100 Mio. US-Dollar bewertet. Nur rund 10% der europäischen Firmen überschreiten die Schwelle von einer Milliarde US-Dollar Marktkapitalisierung. „Gleichwohl ist ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar. Die Börse ist wieder eine Finanzierungsalternative, das belebt auch den privaten Wagniskapitalmarkt“, so Mannhardt mit Blick auf die reihenweise neu aufgelegten Wagnikapitalfonds im Jahr 2014. Hinzukommt: Etliche europäische Firmen haben sich inzwischen erfolgreich den US-Investorenmarkt erschlossen. Einige wählen zudem direkt einen US-Börsengang: Insgesamt sieben europäische Biotech-Firmen haben das 2014 getan.

© biotechnologie.de/sw

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