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Hallenser Probiodrug plant Börsengang in Amsterdam

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Die Probiodrug AG in Halle hat sich auf Alzheimer-Therapien spezialisiert. Mit ihrem Ansatz wagt sie sich nun an die Börse. Quelle: AG Visuell/fotolia.com

25.09.2014  - 

Nach jahrelanger Abstinenz zieht es deutsche Biotechnologie-Firmen wieder an die Börse. Nachdem die Heidelberger Affimed seit kurzem an der New Yorker Nasdaq notiert ist, plant die Probiodrug AG aus Halle noch in diesem Herbst einen Börsengang in Europa: beim Ableger der Euronext in Amsterdam. Die 1997 gegründete Probiodrug entwickelt Wirkstoffe gegen Alzheimer. Wie es am 25. September mitteilte, will das Hallenser Unternehmen mit dem Börsengang an frisches Geld kommen, um die Entwicklung seiner Medikamentenkandidaten voranzutreiben. In den vergangenen Jahren hat Probiodrug seine Firmenstruktur stark umgebaut, um sich ganz auf die Entwicklung von Alzheimer-Therapien zu konzentrieren.

Dass sich zuletzt deutsche Biotech-Unternehmen aufs Börsenparkett wagten, um sich mit Kapital zu versorgen, ist schon ziemlich lange her: 2006 war es die Münchner Wilex AG (heute Heidelberg), die ihr Debüt an der Frankfurter Börse feierte - inzwischen aber herbe Rückschläge erleben musste und ihre klinische Forschung eingestellt hat (mehr..). In den acht folgenden Jahren machten Biotech-Firmen einen Bogen um Börsenplätze. Nun zeichnet sich eine Wende ab, allerdings zunächst fernab des Heimatlandes: Vor wenigen Wochen startete die Heidelberger Affimed ihre Präsenz an der New Yorker Nasdaq (mehr...). Heute meldete die Probiodrug AG in Halle, sie plane noch in diesem Herbst ein Initial Public Offering (IPO) in Amsterdam. Hier hat die Mehrländerbörse Euronext ihren niederländischen Ableger. Probiodrug-Chef Konrad Glund sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Börsenplatz Amsterdam sei für Biotechnologie-Unternehmen sehr attraktiv. Zudem wird das Unternehmen aus Sachsen-Anhalt von einer niederländischen Bank, Kempen & Co, beim Gang an die Börse begleitet. Anstehende klinische Studien fänden zum Teil an der Universität Amsterdam statt, und auch einige der wichtigsten bisherigen Geldgeber von Probiodrug kämen aus den Niederlanden.

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Konzentration auf Alzheimer-Arzneien

Probiodrug arbeitet an Medikamenten, die die weit verbreitete Alzheimer-Krankheit lindern oder den Fortschritt der Demenz bremsen sollen. Dabei haben die Forscher ein bestimmtes Enzym, die Glutaminyl-Cyclase (GC), ins Visier genommen. Sie glauben, damit einen ursächlichen Mechanismus bei Alzheimer gefunden zu haben. Wie Tierexperimente gezeigt haben, ist das GC-Enzym dafür verantwortlich, dass sich bei Alzheimer-Patienten eine bestimmte Variante toxischer Eiweißstücke im Hirngewebe ablagern (Nature Medicine, 2008). Die Wirkstoffe aus der Probiodrug-Pipeline blockieren entweder die Aktivität der Glutaminyl-Cyclase oder sie lösen die Ablagerungen im Gehirn auf. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen hat das Unternehmen drei Wirkstoffmoleküle entwickelt. Der niedermolekulare Molekül-Kandidat mit dem Kürzel PQ912 ist in der Entwicklung am weitesten fortgeschritten. Er wird in klinischen Studien der Phase II erprobt, die seit März vorbereitet werden. Erste Ergebnisse sollen Mitte 2016 vorliegen. Die zwei weiteren Substanzen in der Probiodrug-Pipeline sind noch im präklinischen Stadium.

Probiodrug mit Umbau

Probiodrug ist ein deutsches Biotech-Unternehmen mit Geschichte: 1997 wurde die Firma als Spin-off des Hans-Knöll-Institus für Naturstoffforschung in Jena von Hans-Ulrich Demuth und Konrad Glund gegründet. Das Unternehmen erforschte und entwickelte seither Wirkstoffe gegen neurodegenerative und entzündliche Erkrankungen. Mehrfach wurden Forschungs-und Entwicklungsprojekte der Hallenser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt (mehr...). Zur Behandlung von Diabetes wurden beispielsweise die sogenannten DP4-Hemmer entwickelt, eine neue Wirkstoffklasse zur Therapie der Zuckerkrankheit. Das Programm wurde im Jahr 2004 im Phase-II-Stadium für vergleichsweise geringe 35 Mio. US-Dollar in Cash sowie Meilensteinzahlen an die britische Firma Prosidion - einer damaligen Untereinheit des US-Pharmaunternehmens OSI -verkauft. Inzwischen sind die Patente bei der Royalty Pharma aus den USA gelandet, die sich im Jahr 2011 für 600 Mio. US-Dollar die Rechte gesichert hat.

Neben Diabetes hatten sich die Hallenser vor allem auf Alzheimer konzentriert. Seit 2012 hat sich die Firma zunehmend der Entwicklung von Arzneien zur Behandlung dieser Krankheit gewidmet und die Erforschung weitere Ansätze minimiert. Die Folge war eine Schrumpfkur: Von damals mehr als 70 Mitarbeitern sind heute noch 15 übrig. Ein Teil der ehemaligen Belegschaft und der Forschungsprojekte wechselte 2013 mit Mitgründer Ulrich Demuth in eine neue Fraunhofer-Projektgruppe für „Molekulare Wirkstoffforschung und Therapieentwicklung“, ein Hallenser Satellit des Leipziger Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI).

Probiodrug hat nach eigenen Angaben insgesamt 56 Millionen Euro Anschubfinanzierung bei Investoren eingesammelt. Dazu zählen die Schweizer BB Biotech, Edmond de Rothschild und Biogen Idec aus den USA. Mit dem Börsengang soll nun die Basis der Investoren erweitert werden, um die weiteren klinischen Studien zu finanzieren. Der Zeitplan für den Börsengang soll den an den meisten europäischen Börsen üblichen Abläufen folgen. Von der Ankündigung bis zur Erstnotiz dauert es in der Regel vier Wochen.

© biotechnologie.de/pg
 

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