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Evonik auf Bioökonomie-Kurs

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Im slowakischen Slovenská Ľupča hat Evonik eine Pilotanlage für die biotechnische Herstellung von ω-Amino-Laurinsäure aufgebaut. Quelle: Evonik

10.12.2013  - 

Langsam vollzieht sich in der Chemie-Industrie ein Wandel: Immer stärker rücken biotechnische Produktionsverfahren und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe in den Fokus. Mit großem Forschungsaufwand werden die bisherigen Verfahren umgestellt. Der Essener Spezialchemiekonzern Evonik will sich nun an die Spitze dieser Bewegung setzen. Mit Millionenaufwand wird die Biotech-Sparte ausgebaut und die strategische Forschung neu aufgestellt. Am 4. Dezember stellte der Konzern seine Pläne Journalisten in Marl vor. Dort ist Creavis, die Einheit für strategische Forschung von Evonik, angesiedelt.

Mit einer Innovationsoffensive will der Essener Konzern neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Dafür soll die bei der Geschäftseinheit Creavis angesiedelte strategische Forschung neu aufgestellt werden. „Wir wollen den Wert unserer Innovationspipeline weiter erhöhen“, kündigt Vorstandsmitglied Patrick Wohlhauser an. Künftig sollen Neuentwicklungen einen größeren Beitrag zu Umsatz und Gewinn leisten. Die selbstgesteckten Ziele sind ehrgeizig: Bis 2018 soll der Konzernumsatz auf rund 18 Milliarden Euro steigen – von etwa 13 Milliarden Euro im Jahr 2012.

Biotechnologie leistet wichtigen Beitrag

Immer schnellere Produkt- und Innovationszyklen machten die Reorganisation erforderlich. Mehr als 390 Millionen Euro investieren die Essener jährlich in die Forschung und Entwicklung. Etwa 2.500 Mitarbeiter arbeiten an mehr als 500 verschiedenen Projekten. Auch künftig soll rund sechs Prozent des Umsatzes in Forschungsprojekte investiert werden. Davon werde auch die Biotech-Sparte von Evonik profitieren, stellt Wohlhauser in Aussicht: „Biotechnologie leistet einen deutlichen Beitrag insbesondere zum Megatrend Gesundheit und Ernährung. Bis 2020 wollen wir mit biotechnologisch hergestellten Produkten allein im Geschäftsbereich Health & Nutrition eine Milliarde Euro umsetzen.“ Im vergangenen Jahr waren es noch rund 300 Millionen. Euro.

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Aminosäuren für Tierfuttermittel

Gute Geschäfte macht Evonik derzeit unter anderem mit Aminosäuren, die Tierfuttermitteln zugesetzt werden. In natürlichen Proteinquellen sind Bausteine wie Lysin (mehr...), Threonin oder Tryptophan häufig nur in geringen Mengen, andere Aminosäuren hingegen deutlich häufiger enthalten. Tierfutter werden daher einzelne Aminosäuren zugesetzt, so dass Hühner schneller wachsen oder Kühe mehr Milch produzieren können. Evonik hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Aminosäure Lysin in großen Mengen mithilfe von Bakterien produzieren lässt. Allein diese biotechnischen Produktionsanlagen sollen bis 2015 für 350 Millionen Euro ausgebaut werden. „Es sind neue Anlagen im russischen Wolgodonsk und im brasilianischen Castro in Bau. Die weltweite Kapazität wird mit diesen Anlagen fast 500.000 Jahrestonnen betragen“, sagte Ralf Kelle, Vice President R&D Bioproducts Health & Nutrition.

Neue Biobausteine für grüne Kunststoffe

Ein anderes Entwicklungsprojekt beschäftigt sich mit der Herstellung von biobasiertem Kunststoff. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung hat Evonik ein Verfahren entwickelt, um den Hochleistungskunststoff PA12 aus Palmkernöl herzustellen. In einer Pilotanlage in der Slowakei wandeln gentechnisch modifizierte E. coli-Bakterien das Palmkernöl zur PA12-Vorstufe ω-Amino-Laurinsäure (ALS) um. Sie kann von der Industrie dann wie bisher genutzt werden, um daraus PA12 zu polymerisieren. „Stammentwicklung, Prozessentwicklung und Entwicklung der Aufarbeitung wurden vor mehr als fünf Jahren gestartet“, sagte Jürgen Herwig, der Leiter Prozess- und Produktentwicklung High Performance Polymers bei Evonik.

Bei der Produktion von Futtermittelaminosäuren kommen riesige Fermenter zum Einsatz, die sich über mehrere Stockwerke erstrecken.Lightbox-Link
Bei der Produktion von Futtermittelaminosäuren kommen riesige Fermenter zum Einsatz, die sich über mehrere Stockwerke erstrecken.Quelle: Evonik

Synthesegas als Rohstoff

Noch in den Kinderschuhen steckt die Idee, Kohlendioxid als Rohstoff zu nutzen. Immerhin: Dem Konzern ist es in einem vom Bundesministerium für Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz geförderten Projekt zum ersten Mal überhaupt gelungen, reine 2-Hydroxy-Isobuttersäure (2-HIBS) aus Synthesegas unter industriellen Bedingungen zu erzeugen. 2-HIBS ist ein wichtiges Vorprodukt, aus ihm wird beispielsweise Plexiglas hergestellt. Synthesegase sind Gasgemische hauptsächlich aus Kohlenmonoxid oder Kohlendioxd und Wasserstoff. Sie können aus Agrarabfällen erzeugt werden und fallen als Industrieabgase zum Beispiel bei der Stahlproduktion an. „Wir haben gezeigt, dass es einen sicheren Weg geben kann, künftig unterschiedliche Produkte aus Synthesegas mit Hilfe von Bakterien herzustellen“, sagt Peter Nagler, Chief Innovation Officer von Evonik. Nun geht es darum, diese Idee zu optimieren und weiterzuentwickeln. Bis zur Marktreife werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen. Der Essener Konzern hat zumindest schon Weichen gestellt auf dem Weg hin zu einer biobasierten Wirtschaft. 

© biotechnologie.de/bk

 

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