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Gemischte Reaktionen auf geklonte Embryonen

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US-Forscher haben einer entkernten menschlichen Eizelle den Kern einer Hautzelle eingepflanzt. Dank mehrerer Tricks entwickelte sich daraus in der Kulturschale ein "geklonter" Embryro, aus dem sich Stammzellen gewinnen ließen. Quelle: Tachibana et al., Cell

17.05.2013  - 

Ein Experiment von US-Forschern hat die Stammzellforschung auf die Frontseiten der Zeitungen katapultiert. Klonexperten um Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health and Science University haben erstmals menschliche Embryonen erzeugt, die im Kern das Erbgut einer Hautzelle tragen. Aus den geklonten Embryonen haben die Forscher dann pluripotente Stammzellen (ES-Zellen) gewonnen. Die schon seit Jahren bei Nutztieren angewandte Klontechnik ist damit erstmals auch beim Menschen gelungen. Wie die Forscher im Fachjournal Cell (2013, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, ließ sich durch den Zusatz von Koffein in der Kulturschale die Effizienz des Vorgangs entscheidend erhöhen. Forscher weltweit zollten der technischen Leistung Respekt, äußerten aber zugleich erhebliche ethische Bedenken.

Auch wenn andere Labore sie erst noch reproduzieren müssen, gelten die Ergebnisse als Meilenstein: Zum ersten Mal ist es Wissenschaftlern gelungen, menschliche Zellen zu klonen und dadurch mit Körperzellen genetisch identische Embryonen herzustellen. Damit reiht sich auch der Mensch in die lange Reihe der klonbaren Lebewesen ein. Die Forscher aus Portland nutzen für ihre Experimente Hautzellen von Kindern. Die Kerne dieser Zellen bugsierten sie in unbefruchtete, aber entkernte Spender-Eizellen.  Dieser als somatischer Kerntransfer bezeichnete Vorgang sorgte 1996 als „Dolly-Methode“ für Furore (mehr...). Denn damit wurde es erstmals möglich, ein erwachsenes Säugetier genetisch zu kopieren. Was seither bei einer ganzen Reihe von Nutztieren wie Schafen, Rindern und Pferden bereits zur Routine geworden ist (mehr...), war beim Menschen bisher immer gescheitert.

Koffein-Zusatz war entscheidend

Die Forscher um Mitalipov haben bei langjährigen Experimenten mit Rhesusaffen jedoch die Rezeptur für die Zellkernübertragung nach und nach optimiert. Wie sie in Cell berichten, verhalfen dabei auch geringe Mengen Koffein in der Nährlösung zum Erfolg: Die sich entwickelnden Zellen wurden nicht wie sonst in ihrer frühen Entwicklung gestoppt, sondern entwickelten sich sogar so prächtig, dass das Experiment nach einer Woche durch das Team abgebrochen werden musste.

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Die Embryonen bestanden zu diesem Zeitpunkt aus etwa 150 Zellen. Die Forscher zerstörten die Embryonen daraufhin, um aus ihnen sogenannte embryonale Stammzellen (ES-Zellen) zu gewinnen. Sie sind eine schier unerschöpfliche Quelle für bestimmte Zelltypen, mit denen sich dereinst kranke oder zerstörte Organe oder Gewebe wieder reparieren ließen. Dieses „therapeutische Klonen“ ist nach eigenen Angaben das wichtigsten Ziele der US-Forscher. Theoretisch hätten sie ihre geklonten Embryonen allerdings auch weiter wachsen lassen können und in eine Gebärmutter einer „Leihmutter“ einpflanzen können. Doch von der Absicht, Menschen reproduktiv zu klonen, haben sich Mitalipov und seine Kollegen ganz ausdrücklich distanziert. „Wir glauben auch nicht, dass unsere Erkenntnisse von anderen dazu genutzt werden könnten“, so die Forscher. Ihre Arbeit habe sich darauf konzentriert, die Methode des Kerntransfers zu optimieren.Induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) entstehen durch Reprogrammierung von somatischen Zellen.Quelle: biotechnologie.tv

Klontechnik bleibt ethischer Problemfall

Gleichwohl hat die Stammzellstudie aus Portland Kritiker auf den Plan gerufen, die insbesondere die ethischen Probleme betonen. Im Interview mit der ZEIT stuft der Bonner Neurobiologe Oliver Brüstle die neuen Erkenntnisse „grundlagenwissenschaftlich als interessanten Befund“ ein. Von einem Erfolg will er jedoch nicht sprechen. Dafür bringe die Klontechnik zu viele ethische Probleme mit sich, etwa die notwendigen Eizellspenden, die mögliche Instrumentalisierung von Spenderinnen oder auch damit verbundenen gesundheitliche Risiken. Das nun zumindest theoretisch mögliche Reproduktive Klonen sei wegen der zahllosen dafür nötigen Versuche und der hohen Wahrscheinlichkeit von Fehlentwicklungen bei den Feten in den meisten Ländern verboten. „Wer sollte das wozu machen wollen?“, so Brüstle, der kürzlich zum Präsident des Deutschen Stammzellnetzwerks gewählt wurde (mehr...).

iPS-Zellen als Alternative

Mit den induzierten, pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) steht den Forschern mittlerweile eine ethisch deutlich weniger problematische Alternative zur Verfügung (mehr...).  Der praktische Nutzen der Studie aus Oregon für die Regenerative Medizin scheint denn auch sehr begrenzt: „Wir haben nicht darauf gewartet“, sagte Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster der Süddeutschen Zeitung. So sei nicht klar, ob die geklonten embryonalen Stammzellen qualitativ gleichwertig gegenüber normalen ES-Zellen seien. Schließlich stammt die genetische Information in den Klon-Zellen aus einer bereits gealterten Zelle. Das müsse nun sorgfältig untersucht werden.

© biotechnologie.de/pg
 

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