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Branchenausblick 2013: Mehr Forschung, weniger Forscher

Deutsche Biotech-Unternehmen sehen ihre Wirtschaftliche Lage positiver als letztes Jahr. Gegenüber dem Vorjahr kletterte der Index-Wert um 0,3 Punkte auf 96,49 Punkte. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Deutsche Biotech-Unternehmen sehen ihre Wirtschaftliche Lage positiver als letztes Jahr. Gegenüber dem Vorjahr kletterte der Index-Wert um 0,3 Punkte auf 96,49 Punkte. Quelle: BIO Deutschland/|transkript

15.01.2013  - 

Trotz guter aktueller Lage gehen die deutschen Biotech-Unternehmen vorsichtig ins neue Jahr. Mit Investitionen in Forschung und Entwicklung wollen sich die Firmen für die Zukunft rüsten, allerdings nicht mehr Personal einstellen als bisher. Bereits im vierten Jahr in Folge stieg der Anteil der deutschen Biotech-Unternehmen, die ihre Lage als gut einschätzen. Damit hat sich die Branche vom Krisenjahr 2008 gut erholt. Das zeigt die jährliche Branchenumfrage der BIO Deutschland gemeinsam mit dem Branchenmagazin |transkript, deren Ergebnisse am 14. Januar in Berlin vorgestellt wurden.

Mit einem Indexwert von 96,1 (Vorjahr 93,75) überraschte vor allem die starke Bereitschaft der Unternehmen, in Forschung und Entwicklung zu investieren. Die deutschen Biotech-Unternehmen haben sich mit eigenen Produkten an der Spitze des technologischen Wettbewerbs positioniert“, so Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Branchenverbandes. Letztlich blickt die deutsche Biotech-Branche auf ein Jahr 2012 mit großen Fortschritten, aber auch herben Niederlagen zurück.

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Großkonzerne kaufen deutsche Biotech-Unternehmen

Zu den Erfolgen gehören vor allem großvolumige Übernahmen deutscher Biotech-Unternehmen durch Industriekonzerne im vergangenen Jahr. So kaufte der Biotech-Riese Amgen den Münchener Antikörperspezialisten Micromet AG für rund 1 Milliarde US-Dollar. Micromet hatte sich in der Vergangenheit als Pionier in einer neuen Klasse von Antikörpern einen Namen gemacht. Auch der Heidelberger Systembiologie-Spezialist Cellzome AG ging für 75 Millionen Euro an den britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline. Zudem gelang es der CorImmun GmbH in bemerkenswert kurzer Zeit, die Rechte an ihrem Wirkstoffkandidaten COR-1 für rund 100 Millionen US-Dollar an den US-Konzern Johnson & Johnson zu verkaufen (mehr...). Für die größten Investoren von CorImmun – den Münchener MIG-Fonds – war das ein besonders gutes Geschäft. CorImmun wurde zudem vom High-Tech-Gründerfonds sowie der KfW unterstützt und war als Sieger aus dem GO-Bio-Wettbewerb des BMBF hervorgegangen. Mit der AiCuris AG konnte die als Biotech-Unternehmen ausgegeründete ehemalige Infektiva-Sparte der Bayer AG ihre technologisch führende Position in der Bekämpfung von Cytomegalieviren in eine 110 Millionen Euro-Abschlagszahlung ummünzen.

Biotech-Verband vermisst politische Unterstützung

Trotz aller Erfolge vermisst die Biotech-Branche politische Unterstützung. Zwar fördere das Bundesforschungsministerium biotechnologische Entwicklungen mit großem Engagement und hohem finanziellen Aufwand. BIO Deutschland-Geschäftsführerin Viola Bronsema verwies jedoch auf eine Reihe von Versprechen im Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2009, etwa Steuererleichterungen für forschende KMU, die bisher nicht eingelöst wurden. „Der von der Regierung in Aussicht gestellte politische Rückenwind lässt noch immer auf sich warten“, so Bronsema. Passend dazu wird das politische Klima in Deutschland zunehmend kritischer eingeschätzt. Mit einem Indexwert von 91,7 Punkten (-2,05) erreichte die Stimmung den zweitschlechtesten Wert seit 2006. Dass sich die Rahmenbedingungen zukünftig ändern, daran glauben immer weniger Unternehmer. Die Zukunftserwartungen lagen mit 84,65 Punkten (-3,28) ebenfalls schlechter.

Neue Investitionen nötig

Um ihre Spitzenpositionen halten zu können, müssen die Unternehmen investieren. Neue Systeme zur Verarbeitung biologischer Daten und die immer schnellere und kostengünstigere Erforschung des Genoms haben den Biotech-Unternehmen in den vergangenen Jahren neue technologische Möglichkeiten gegeben. Die steigende Ausgabenbereitschaft im Forschungs & Entwicklungs-Bereich überträgt sich jedoch nicht auf die Personalkosten. Diese sollen im kommenden Jahr weniger stark steigen (-2,26 Punkte auf einen Indexwert von 92,52) als noch 2012. Traditionell lagern die kleinen und mittleren Unternehmen kostspielige Prozesse wie etwa die klinische Forschung an spezialisierte Dienstleister aus. Angesichts knapper Kassen dürfte dieser Trend stabil bleiben. Denn die Finanzierungssituation deutscher Unternehmen bleibt angespannt. Zwar verdoppelte sich 2012 mit einem Wert von rund 300 Millionen Euro die Wagniskapitalfinanzierung deutscher Biotech-Firmen gegenüber 2011 (141 Millionen Euro). Der Rekordwert von 650 Millionen Euro aus dem Jahr 2010 bleibt jedoch in weiter Ferne.

Steigende F&E-Investitionen: Die deutsche Biotech-Branche will in Zukunft mehr Geld in Forschung und Entwicklung stecken (+2,35).Lightbox-Link
Steigende F&E-Investitionen: Die deutsche Biotech-Branche will in Zukunft mehr Geld in Forschung und Entwicklung stecken (+2,35).Quelle: Bio Deutschland/ |transkript
Zudem stammt rund die Hälfte des Geldes aus den zwei großen Kapitalerhöhungen der Firmen Brain AG (mehr....) und Curevac GmbH (mehr...). Viele kapitalsuchende Unternehmen gingen im vergangenen Jahr leer aus. Zunehmend scheinen sich Wagniskapital-Finanzierer in Geschäftsmodelle mit "digitalem" Risiko – hopp oder topp – zu investieren. Sie haben aus der Vergangenheit gelernt. Mit der Sygnis AG, der Wilex AG und der Agennix AG scheiterten im vergangenen Jahr Biotech-Unternehmen mit Wirkstoffen in späten klinischen Studien (mehr...). „Das Geschäftsmodell der ersten Generation von Biotech-Unternehmen ist gescheitert. Wirkstoffe aus der Pipeline eines Pharmaunternehmens zu kaufen und zu meinen, es besser zu können als die Riesen – dieses Konzept hat sich als nicht tragfähig erwiesen“, sagte Andreas Mietzsch, der Herausgeber von |transkript.

Alternative Konzepte angestrebt

Heute müssen Unternehmen neue Wege gehen. Das zeigt sich nicht nur in der medizinischen, sondern auch in der industriellen Biotechnologie und der Medizintechnik. So setzt der Krankenhaus-Zulieferer B. Braun auf die Gendiagnostik und beteiligte sich mit 20 Prozent an dem Tübinger Spezialisten Cegat GmbH. In der Bioökonomie geht vor allem die Brain AG neue Wege, unter anderem im Rahmen der „Innovationsinitiative industrielle Biotechnologie“ des BMBF (mehr...). Hier werden sowohl ein Kooperationsprojekt der Hessen mit dem Energieriesen RWE gefördert – hier geht es um die Verwertung von Kohlendioxid im Rauchgas – als auch Allianzen mit verschiedenen Unternehmen der „Old Economy“. So könnten bald Schmierstoffe, Flugzeugenteisungsmittel oder Betonverflüssiger auf der Baustelle aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Auch im Bereich der Kosmetik ist Brain aktiv und schaffte es hier, mit Hilfe von Übernahmen die vollständige Wertschöpfungskette in der Kosmetikaherstellung unter das eigene Dach zu bekommen. „Die Bioökonomie nimmt konkrete Formen an. Allerdings ist es momentan eher eine Evolution als eine Revolution. Langsam, aber stetig setzen sich nachhaltige Verfahren durch. Das Interesse der Industrie an biotechnologischem Know-how ist größer denn je“, so Mietzsch.

  

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