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Schneller zur maßgeschneiderten Therapie

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Im Konrad-Zuse-Bau der Hochschule wurde eine kleine Industrieaustellung und eine Posterpräsentation aufgebaut. Quelle: Sebastian Lorenz

03.04.2012  - 

In den vergangenen Jahren ist die Entwicklung von diagnostischen Tests immer weiter vorangetrieben worden. Viele der modernen Tests funktionieren aber auch heute noch nach einem ganz einfachen Prinzip: Zunächst werden alle Reagenzien und Testsubstanzen vermengt, bei der Messung wird anschließend ein einzelner Wert ermittelt, der für ein positives oder negatives Ergebnis steht. Der Trend geht indes zu multiparametrischen Analysen: Mehrere Untersuchungen gleichzeitig helfen nicht nur, Material und Geld zu sparen. Sie sollen auch zu schnelleren und präziseren Ergebnissen führen. Im brandenburgischen Senftenberg trafen sich Mitte März mehr als 100 Experten aus ganz Deutschland, um über neue Ansätze in der Multiparameteranalytik zu sprechen.

Der Tagungsort für das 6. Senftenberger Innovationsforum Multiparameteranalytik war nicht zufällig ausgewählt worden. Das Forschungsgebiet hat in dem kleinen Städtchen in der Niederlausitz Tradition. Mit finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und Unterstützung des Zentrums für Molekulare Diagnostik (ZMDB) hat sich dort in den vergangenen Jahren ein enges Netzwerk zwischen Forschung und Wirtschaft gebildet, dass die Entwicklung des Forschungszweigs immer weiter vorantreibt. Gemeinsam arbeiten die Unternehmen an aufeinander aufbauenden Produkten, um die Möglichkeiten der Labordiagnostik zu erweitern.

Zelluläre Assays als Themenschwerpunkt

Mehr als 100 Gäste konnte Günter Peine, der Leiter des Zentrums für Molekulare Diagnostik und Bioanalytik (ZMDB) in Senftenberg begrüßen.Lightbox-Link
Mehr als 100 Gäste konnte Günter Peine, der Leiter des Zentrums für Molekulare Diagnostik und Bioanalytik (ZMDB) in Senftenberg begrüßen.Quelle: Sebastian Lorenz
In diesem Jahr standen Untersuchungen mit lebenden Zellen im Fokus der Veranstaltung, sogenannte zelluläre Assays. Mit ihnen lässt sich die Wirkung einer Substanz direkt im lebenden System beobachten. „Es ist schwierig mit Zellen zu arbeiten. Da stecken sehr viele Informationen drin“, betonte Werner Lehmann, der Geschäftsführer der Attomol GmbH. Seine Firma arbeitet daran, zwei bisher voneinander getrennte Analysetechniken miteinander zu koppeln: Bei der Multiplex Real-time-PCR werden ausgewählte DNA-Fragmente gezielt vervielfältigt. Bei sogenannten Bead-Assays kommen wenige Mikrometer große, mit verschiedenen Fluoreszenzfarbstoffen beladene kleine Plexiglaskügelchen, die Beads, als Detektoren zum Einsatz. Die in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg angesiedelten Firmen haben in den vergangenen Jahren ein automatisches Mikroskopiesystem namens Aklides entwickelt, mit dem sich diese Beads automatisch detektieren und auswerten lassen. Das Gerät lässt sich aber auch für andere Arten von Immunfluoreszenznachweisen nutzen.

Hochschule Lausitz

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Ein Forscherteam um Ursula Anderer von der Hochschule Lausitz hat für das System ein Modul entwickelt, das in Serumproben der Patienten Autoantikörper lokalisiert. Das sind besonders aggressive, gegen den eigenen Körper gerichtete Immunmoleküle. Bei der sogenannten Vasculitis lösen die zu dieser Gruppe gehörenden neutrophilen zytoplasmatischen Autoantikörper (ANCA) eine Entzündung der Blutgefäße aus. „Die manuelle Immunfluoreszenzmikroskopie ist teilweise subjektiv und Vergleiche zwischen den Laboren haben große Abweichungen gezeigt“, begründete Anderer die Notwendigkeit für ein automatisiertes Untersuchungsverfahren. Inzwischen bietet die Medipan GmbH, die das Aklides System vertreibt, einen Multiplex-Test auf ANCA an.

Die Multiparameteranalytik mit zellulären Assays war Themenschwerpunkt des 6. Senftenberger Innovationsforum, dass am 16. März 2012 an der Hochschule Lausitz stattfand.Lightbox-Link
Die Multiparameteranalytik mit zellulären Assays war Themenschwerpunkt des 6. Senftenberger Innovationsforum, dass am 16. März 2012 an der Hochschule Lausitz stattfand.Quelle: BIOCOM AG

Die Strahlentherapie individualisieren

Auch bei der Entwicklung besserer Krebstherapien könnten multiparametrische Tests helfen, berichtete Ekkehard Dikomey vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Der Strahlenbiologe erforscht, wie sich Tumorzellen mit einer Strahlentherapie abtöten lassen. „Es gibt Menschen, die reagieren empfindlicher auf Strahlen als andere“, sagte Dikomey in Senftenberg. Das Problem: Die individuelle Strahlenempfindlichkeit  lässt sich vor Therapiebeginn kaum abschätzen. Um die besonders empfindlichen Patienten zu schützen, wird die Strahlendosis daher zunächst für alle Patienten abgesenkt. „Unser Ziel ist es , die Strahlentherapie zu individualisieren“, so Dikomey. Sein Team arbeitet an einer Möglichkeit, die Strahlenschäden an bestimmten Blutzellen, den Leukozyten, automatisch auszuzählen.

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Gemeinsam mit Diagnostikspezialisten aus der Hauptstadtregion will Dikomey noch bestehende Schwierigkeiten lösen: Die Zellen sind klein, und die Unterschiede zwischen stark und kaum geschädigten Leukozyten sind gering. Wenn es nach den Forschern geht, könnte künftig schon eine einfache Blutprobe dabei helfen, die optimale Strahlendosis zu bestimmen.

Für Günter Peine, den Leiter des ZMDB, war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Die wachsende Aufmerksamkeit für das Thema Multiparameteranalytik soll nun europaweit genutzt werden. Mit neun weiteren Diagnostik-Netzwerken aus ganz Europa hat sich das ZMDB zur European Diagnostic Clusters Alliance (EDCA) zusammengeschlossen. Die in den verschiedenen Netzwerken repräsentierten 450 Unternehmen sollen sich so besser kennenlernen und leichter miteinander zusammenarbeiten. Auf europäischer Ebene soll EDCA künftig auch die Politik für die Belange der kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Diagnostikindustrie sensibilisieren. Es gilt, die Sichtbarkeit der Diagnostik-Industrie in Europa zu erhöhen „Wir wollen mit einer Stimme sprechen“, so Peine.

© biotechnologie.de/bk
 

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