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Wochenrückblick KW 06

14.02.2011

Arzneistoff beim Wirken beobachtet

Erlanger Strukturbiologen ist es erstmals gelungen, ein bestimmtes Wirkstoffmolekül in Aktion zu beobachten. 

Wie das internationale Forscherteam im Fachjournal Nature (2011, Online-Vorabveröffentlichung) berichtet, hat es aufgeklärt, wie genau ein bestimmtes Wirkmolekül an einen Rezeptor andockt. Damit lässt sich nun die Wirkweise des Arzeimoleküls noch besser verstehen.

Struktur des beta2-Adrenorezeptors im Komplex mit dem Aktivator FAUC50.Lightbox-Link
Struktur des beta2-Adrenorezeptors im Komplex mit dem Aktivator FAUC50.Quelle: Peter Gmeiner / FAU
Die Forscher um Peter Gmeiner von der Universität Erlangen haben  spezielle Andockstellen, sogenannte GPCR-Rezeptoren (G-Protein gekoppelte Rezeptoren) untersucht. Ein Drittel der verschriebenen Medikamente wirken über diese Angriffpunkte, an denen ihre Arzneistoffmoleküle andocken können. Dadurch werden Signale in das Zellinnere weitergeleitet, die das Molekül aktivieren oder blockieren.

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 Wie genau ein aktivierender Wirkstoff mit so einem Medikament in Wechselwirkung tritt, konnten die Erlanger Wissenschaftler nun mit Kollegen von  der Stanford University (USA) und des Trinity College in Irland beobachten.  Dabei bedienten sie sich der Röntgen-Kristallstrukturanalyse und konzentrierten sich auf sogenannte beta-Adrenorezeptoren.Diese Rezeptormoleküle reagieren auf Medikamente, die zur Behandlung von Asthma und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt werden. „Leider ist die Anziehungskraft zwischen Arzneistoff und Rezeptor recht schwach, der Prozess nur schwer zu beobachten. Deshalb haben wir die Bindung mit einer chemischen Brücke aus Schwefelatomen verstärkt“, erklärt Peter Gmeiner. Er gehe davon aus, dass sich die Technologie und die gewonnenen Erkenntnisse auf andere Wirkstoffgruppen und die zugehörigen Rezeptormoleküle übertragen ließen.

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Hamburger Evotec schluckt nun auch Kinaxo

Die Martinsrieder Kinaxo GmbH wird von der Evotec AG übernommen.

Rund 12 Millionen Euro in Aktien und Bargeld bezahlt der Hamburger Forschungsdienstleister und verleibt sich damit ein Unternehmen ein, das in letzter Zeit durch eine Vielzahl von Forschungsallianzen mit Pharmakonzernen von sich reden gemacht hatte.

Die Angestellten der Martinsrieder Kinaxo GmbH gehören künftig zur Evotec-Familie.Lightbox-Link
Die Angestellten der Martinsrieder Kinaxo GmbH gehören künftig zur Evotec-Familie.Quelle: Evotec
Unter anderem sind AstraZeneca, Roche, Bayer, Bristol-Myers-Squibb und Johnson & Johnson Kunden von Kinaxo. "Wir verfolgen das Ziel, der beste Partner für die Wirkstoffentwicklung zu werden. Dabei hilft uns Kinaxo", sagte Evotec-Chef Werner Lanthaler am 10. Februar gegenüber Analysten. Der Standort des bayerischen Biotechnologie-Unternehmens im IZB in Martinsried soll mit seinen 25 Mitarbeitern als Center of Excellence erhalten bleiben. Lanthaler rechnet mit einem Umsatzbeitrag von 2,5 Millionen Euro durch die Übernahme.

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Kinaxo sei im vergangenen Jahr "slightly profitable" gewesen, sagte der Unternehmenschef am Morgen gegenüber Analysten. Kinaxo hat sich darauf spezialisiert, Prognosen zu entwickeln, wie ein Wirkstoff im Patienten wirkt. Pharmakonzerne erhalten damit frühzeitig eine Entscheidungshilfe, welche Substanzen oder Wirkstoffziele eine weitere Entwicklung lohnen könnten. Dieses Geschäft will Evotec ausbauen und in bestehende Partnerschaften integrieren. Die Verträge mit Partnern wie Boehringer Ingelheim oder MedImmune könnten erweitert werden. Trotz der Akquisition von Kinaxo – nach dem Kauf von Develogen bereits die zweite in nur sechs Monaten – hält Lanthaler an seinem Versprechen fest, spätestens 2012 profitabel zu werden.
Kinaxo wurde 2005 von einer Gruppe rund um den Münchener Max-Planck-Direktor Axel Ullrich gegründet. Unternehmenschef Andreas Jenne konnte in der Vergangenheit zahlreiche neue Forschungsabkommen zur Unterschrift bringen.

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Molekularer Klebstoff für RNA-Moleküle entdeckt

Wiener Forscher haben entdeckt, wie die sogenannten Transfer-RNA-Moleküle in tierischen Zellen aktiviert werden.
Die Biochemiker haben dazu die Funktion eines Proteins aufgeklärt, das wie eine Art molekularer Kleber wirkt. Ihre Arbeit stellen Johannes Popow und Javier Martinez vom Institut für molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien in Science (2011, Bd. 331, S. 760) vor.

Die tRNA-Moleküle sorgen wie molekulare Ordner dafür, dass bei der Translation die richtige Aminosäure zum passenden mRNA-Codon gefunden wird.Lightbox-Link
Die tRNA-Moleküle sorgen wie molekulare Ordner dafür, dass bei der Translation die richtige Aminosäure zum passenden mRNA-Codon gefunden wird.Quelle: boumfreyfr / transkript.de
"tRNA kann in einer aktiven und einer inaktiven Form vorliegen“, beschreibt Martinez. „Wie der Übergang von der inaktiven in die aktive Form abläuft, war bisher für Hefen und Pflanzen, nicht aber für Tiere geklärt.“ Aufgabe der tRNA ist es, bei der Translation die richtige Aminosäure zum entsprechenden Codon auf der mRNA zu vermitteln. Um sie zu aktivieren, muss aus dem inaktiven Molekül ein Stück herausgeschnitten werden.

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In einem zweiten Schritt werden die so entstandenen Enden wieder zusammengefügt, damit die tRNA in den funktionierenden Zustand übergeht. Unter insgesamt 91 Kandidaten haben die Forscher jenes Enzym herausgefunden, das diese Aufgabe übernimmt: das Protein HSPC117. In weitergehenden Tests konnten sie zeigen, dass HSPC117 RNA-Enden wieder zusammenfügen kann und so als eine Art molekularer Klebstoff fungiert. In der Zellkultur schlug die Aktivierung von tRNA-Molekülen fehl, wenn die Expression von HSPC117 gehemmt wurde. Kurioserweise kommt das Enzym auch in Bakterien vor, obwohl die tRNA-Aktivierung bei ihnen nachweislich anders funktioniert. Mit weiteren Experimenten wollen Popow und Martinez jetzt klären, welche andere Aufgabe HSPC117 in den Mikroben erfüllt.

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Antioxidantien-Check: Hautscanner verrät Lebenstil

Mediziner von der Berliner Charité haben einen Hautscanner entwickelt, mit dem sich in wenigen Minuten prüfen lässt, wie gesund sich ein Mensch ernährt.

Die Arbeitsgruppe um Jürgen Lademann von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Campus Charité Mitte hat dazu ein berührungsloses Messverfahren entwickelt, dass die Konzentration der sogenannten Antioxidantien im Körper bestimmen kann. Diese Stoffe wirken als Radikalfänger und verhindern gefährliche Oxidationsreaktionen im Körper. Bei dem optischen Testsystem der Berliner Forscher wird Licht auf die Haut gesendet.

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Ein Teil des Lichtes streut an das Messgerät zurück. Da die Antioxidantien eine andere Wellenlänge abstrahlen, kann aus dieser Streuung mit mikroskopischen und spektrometrischen Verfahren ermittelt werden, wie hoch die Konzentration der Antioxidantien im Körper ist. Diese Vitamine und Spurenelemente bekämpfen die freien Radikale, welche allgemein als Ursache von Diabetes und Krebs gelten. Bisher war es nicht möglich, die Wechselwirkung zwischen freien Radikalen und Antioxidantien auf der Haut zu untersuchen, ohne hierzu auch Gewebeproben zu entnehmen. Das Verfahren soll nun mit Unterstützung der Kompetenznetzwerke für optische Technologien in einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Pilotstudie mit 50 Oberstufenschülern erprobt werden.

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Beckman Coulter wird von Danaher für 6,8 Milliarden Dollar übernommen

Der Laborgeräteherstellers Beckman Coulter Inc. wird den kalifornischen Mischkonzern Danaher Corp.  übernehmen und zahlt 83,50 US-Dollar je Aktie.

Zusammen mit übernommenen Schulden erreicht die Transaktion ein Gesamtvolumen von 6,8 Milliarden US-Dollar. Das in Washington, DC ansässige Unternehmen Danaher ist ein breit aufgestellter Geräte- und Prozesstechnikhersteller. Die Produktpalette reicht vom Schraubenschlüssel bis zu Spezialgeräten für Life Sciences und Industrie.

Branchenexperten erwarten, dass der Firmenname Beckman Coulter auch nach der Übernahme erhalten bleibt.Lightbox-Link
Branchenexperten erwarten, dass der Firmenname Beckman Coulter auch nach der Übernahme erhalten bleibt.Quelle: Beckman Coulter
Mit der Beckman-Übernahme soll die eigene Life Sciences-Sparte gestärkt werden, zu der unter anderem auch Leica Microsystems und Leica Biosystems gehören. Dafür zahlt Danaher einen Aufschlag von immerhin 11 Prozent auf den Beckman-Schlusskurs vom vergangenen Freitag, bevor die Transaktion bekannt wurde. Der Aufsichtsrat des Laborgeräteherstellers empfiehlt den Aktionären die Annahme des Angebots.
Beckman Coulter wurde 1935 von einem deutschen Auswanderer gegründet. Arnold Beckman nutzte zunächst eine kleine Garage als Firmensitz. Die ersten von ihm angebotenen Geräte wurden eingesetzt, um den pH-Wert in Zitronensaft genau zu bestimmen. In den kommenden Jahrzehnten wuchs die Firma zu einem global agierenden Konzern. Erst 2009 wurde beispielsweise die Diagnostiksparte von Olympus übernommen. Danach brachen allerdings stürmische Zeiten an: Im Frühjahr 2010 wurde bekannt, dass ein Troponin-Test, der unter anderem zur Herzinfarktdiagnostik eingesetzt wird, falsch-positive Ergebnisse lieferte. Auf Druck der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA wurde der Test schließlich vom Markt genommen. Innerhalb weniger Monate musste das Unternehmen zwei Gewinnwarnungen herausgeben, schließlich wurde für das Gesamtjahr 2010 nur noch ein Gewinn von 3,9 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Seit September vergangenen Jahres sind zudem Klagen von verschiedenen US-Kanzleien anhängig, in denen Beckman Coulter beschuldigt wird, durch falsche und missverständliche Veröffentlichungen den eigenen Aktienkurs manipuliert zu haben. Nicht zuletzt aufgrund dieser Entwicklung dürfte der damalige CEO Scott Garrett am 7. September 2010 seinen Rücktritt erklärt haben. Die fallenden Aktienkurse weckten spätestens im Herbst das zunehmende Interesse von Finanzinvestoren. Schließlich stellte sich das Unternehmen im Dezember 2010 selbst zum Verkauf. In diesem Prozess hat sich nun Danaher als erfolgreicher Käufer durchgesetzt. Die Analysten reagierten in einer ersten Einschätzung positiv auf den Deal. Jeffrey Loo von Standard & Poor’s Equity Group erwartet die Zustimmung der Aktionäre. Die etwa 11.000 Arbeitsplätze dürften seiner Meinung nach nicht gefährdet sein. Das wäre eine gute Nachricht, auch für die etwa 300 in Deutschland lebenden Angestellten. Ob sie nun aber auf ruhige Zeiten hoffen können, bleibt ungewiss: Die ersten Anwaltskanzleien haben bereits angekündigt auch den Verkauf genau unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls Klage einzureichen.

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Zuckerreste lassen Rückenmarkszellen länger leben

Zuckerreste in der Zwischenzell-Matrix im Rückenmark lassen Nervenzellen länger leben.

Das hat ein Team um Stefan Wiese und Alice Klausmeyer von der Arbeitgruppe für molekulare Zellbiologie an der Ruhr-Universität Bochum herausgefunden. Wie sie im Journal of Neuroscience Research (2011, Bd. 89, S. 127-141)  berichten, erhoffen sich die Wissenschaftler damit neue Therapieansätze für Krankheiten wie Multiple Sklerose und für Nervenverletzungen nach Unfällen.

Der Schlüssel dazu liegt bei einer bestimmten Art von Nervenzellen, den Motoneuronen, und der extrazellulären Matrix, welche die Neurone in Gehirn und Rückenmark umschließt und ihre Signale weiterleitet. Diese Matrix besteht aus einer komplexen Mischung aus Eiweißen und Zuckerresten. Die Wissenschaftler kultivierten Motoneurone aus dem Rückenmark von Mäusen auf verschiedenen Arten der extrazellulären Matrix, von denen sie bestimmte Zuckerreste (Chondroitinsulfate) entfernten. Ein Vergleich der Zellkulturen ergab, dass bestimmte Zuckerreste das Zellwachstum der Neurone fördern. Bei einigen Kulturen hatten die Motoneurone mehr und längere Fortsätze gebildet. Diese Fortsätze sind das Kommunikationsmittel der Zellen, welches die Signale weiterleitet.

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Die Analyse ergab außerdem, dass bestimmte Zuckerreste auch die Lebensdauer der Motoneurone erhöhen. Ob das Wachstum der Zellen gehemmt oder gefördert wird, hängt außerdem davon ab, mit welcher Art extrazellulärer Matrix ein Zuckerrest kombiniert ist. „Wenn wir die Möglichkeit hätten, die extrazelluläre Matrix so zu verändern, dass sie das Wachstum und Überleben von Nervenzellen begünstigt, dann wäre das ein großer Schritt bei der Behandlung von Nervenverletzungen nach Unfällen oder auch für die Behandlung von Krankheiten wie Multiple Sklerose“, kommentiert Zellbiologieprofessor Wiese.

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