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Bio-Europe 2010: Pharma sucht Biotech

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Die 16. Ausgabe der Biotech-Parteringmesse BIO-Europe fand vom 15. bis 17. November in München statt. Quelle: biotechnologie.de

18.11.2010  - 

Wer die 16. Ausgabe der größten europäischen Partnering-Messe für die Biotechnologie als Stimmungsbarometer für die Stimmung der Branche werten will, dem ist klar: in den kommenden Monaten werden wohl eine Reihe an biotechnologischen Medikamentenprojekten durchstarten. Annähernd 2.900 Besucher trafen sich vom 15. bis 17. November im Internationalen Kongresszentrum in München zur Bio-Europe. Damit sind die Teilnehmer-Zahlen der Biotech-Pharma-Kuppelshow erneut um 13% gestiegen. Das Interesse an Kooperationen ist offenbar so hoch wie noch nie.

Seit mittlerweile fünfzehn Jahren bringt die Bio-Europe Repräsentanten der europäischen Biotechnologie-Branche zusammen, 2008 in Mannheim (mehr...), 2009 in Wien (mehr...), in diesem Jahr hießen die Münchner die internationalen Gäste willkommen. Jeder der angemeldeten Teilnehmer, in den vergangenen drei Tagen waren es 2900 (2009: 2500), kann sich mit Hilfe eines Online-Buchungssystems mit anderen Besuchern zu Einzelgesprächen verabreden. Das Konzept ging auch dieses Mal wieder auf. „In den kommenden Monaten wird es einige interessante Deals geben“, prophezeite Anton Gueth, Geschäftsführer beim US-Spezialisten Burrill & Co. Für mehr als 3.200 Produkte und Dienstleistungen wurden nach Angaben des Veranstalters Lizenznehmer gesucht. Dementsprechend hektisch liefen die Firmenrepräsentanten über die Messe von Termin zu Termin. Mehr als 12.400 Meetings wurden vereinbart (2009: 12.500). Zumeist trafen sich Verhandlungspartner im 30-Minuten-Takt in einer der zahlreichen engen Kabinen, die in Legebatterie-Optik auf den zwei Ebenen des Kongresszentrums aufgebaut waren.

Die Münchner Gastgeber zeigten sich zufrieden mit der Veranstaltung: Horst Domdey (Bio-M), Wolfgang Heubisch (bayerischer Wissenschaftsminister), Simon Moroney (Morphosys) und Ulrich Dauer (4SC).Lightbox-Link
Die Münchner Gastgeber zeigten sich zufrieden mit der Veranstaltung: Horst Domdey (Bio-M), Wolfgang Heubisch (bayerischer Wissenschaftsminister), Simon Moroney (Morphosys) und Ulrich Dauer (4SC).Quelle: Bio-M

Entspanntes Netzwerken in Biergarten-Atmosphäre

Wesentlich entspannter ging es im „Munich Biotech Beergarden“ zu, der am Eingang der begleitenden Firmenaustellung aufgebaut war. Grund dafür war zum einen die gute Stimmung in der deutschen Branche. So tröpfeln die Finanzierungsquellen zwar weiterhin eher spärlich, jedoch realisieren Pharmafirmen offenbar zunehmend den Wert, der sich in den Pipelines der Biotech-Unternehmen angesammelt hat. „Nur 20% der im vergangenen Jahr zugelassenen Wirkstoffe stammt aus der eigenen Forschung“, hob Carola Schropp, Chefin des Veranstalters EBD Group, die Bedeutung des Partnerings hervor. Wie Recht sie hat, bewies auch die hohe Zahl der anwesenden Pharmavertreter. So warben unter anderem die deutschen Firmen Boehringer Ingelheim und Bayer, aber auch die spanische Almirall oder US-Vertreter wie Merck & Co um die Aufmerksamkeit potentieller Biotech-Partner.

Auf der Bio-Europe sind es vor allem die Großen der Pharmaindustrie, die Kontakte suchen: zu sehr sehen sie sich vom Auslaufen der Patente für die meisten ihrer Präparate bedroht. Dass Kooperationen mit der Biotech-Branche nützlich sein können, unterstrich auch eine Auswertung der EBD Group. Demnach hatten von 158 Firmen der Life Sciences-Branche, die 2009 neue Kooperationen bekannt gegeben haben, 71% zuvor eine von der EBD-Group organisierte Partneringveranstaltung besucht.  

Horst Domdey nutzte als Chef des Münchner Biotech-Clusters die Bio-Europe, um die Stärken der bayerischen Biotech-Szene hervorzuheben.Lightbox-Link
Horst Domdey nutzte als Chef des Münchner Biotech-Clusters die Bio-Europe, um die Stärken der bayerischen Biotech-Szene hervorzuheben.Quelle: Bio-M

Fokus Personalisierte Medizin

Mit ihrem Biergarten boten die Münchner eine angenehme Plattform zum Netzwerken. Zugleich ließen sie es sich nicht nehmen, die Stärken ihrer Region zu preisen. Bei der Eröffnung am Montag gab sich Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch kämpferisch: „München ist bereits heute eine der Top-Standorte für Biotechnologie in Europa. Wir haben den Ehrgeiz, die absolute Nummer eins zu werden“. Die Erfolge der letzten Zeit unterstreichen diesen Anspruch. So konnte Bayern in der jünsten Runde des Spitzencluster-Wettbewerbs des Bundesforschungsministeriums gleich zweimal abräumen: mit einem fränkischen Medizintechnik-Netzwerk und dem Münchner Cluster zur Personalisierte Medizin (mehr...). Auch Simon Moroney, Chef von Morphosys, einem der wichtigsten deutschen Biotech-Unternehmen (mehr...), betonte die Qualität des Standortes: „Wir fühlen uns in Martinsried sehr wohl und wollen hier auch bleiben.“

Eines der bestimmenden Themen der diesjährigen Bio-Europe war die Personalisierte Medizin. „Die Entwicklung hin zu individualisierten Therapien ist nicht aufzuhalten. Selbst in Volkskrankheiten wird es zukünftigen routinemäßig Gentests geben, bevor die Behandlung beginnt“, betonte Carola Schropp mit Blick auf die Zahl der Deals zwischen Pharma- und Diagnostikfirmen, die in den vergangenen Jahren geradezu explodiert sei. Entsprechend stolz hob Horst Domdey, Chef der gastgebenden Bioregion München, die Qualitäten des Spitzenclusters m4 hervor: „München ist stark in Wissenschaft, klinischer Entwicklung, in der biopharmazeutischen Industrie und im Clustermanagement – das sind vier Kräfte, die sich potenzieren.“

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Zu den Firmen, die sich in der personalisierten Medizin positionieren, gehört auch  die in München ansässige Wilex AG. Gerade erst hat sie mit der Übernahme der ehemaligen Siemens-Tochter Oncogene Science noch einmal demonstriert, wie sehr sie auf die Verknüpfung von Medikamentenentwicklung und Diagnostik setzt. So sollen künftige Patientengruppen zwar kleiner werden, dafür aber genauer charakterisiert sein. Dafür bietet sich das Portfolio von Oncogene Science an: Es umfasst unter anderem Bluttests zur Messung der Konzentration von speziellen Molekülen, die wiederum die Basis für Wilex' Hoffnungsträger in der Medikamentenentwicklung sind   - dem Nierenkrebs-Antikörper Rencarex, der derzeit in der klinischen Phasee III getestet wird, sowie Mesupron, das bei Patienten zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs eingesetzt werden soll und sich derzeit in der klinischen Phase II befindet. Auf der Bio-Europe gehörte Wilex-Geschäftsführer Olaf Wilhelm zu jenen, die intensiv über Strategien für eine Umsetzung der personalisierten Medizin in die Praxis diskutierten.

Abendempfang mit Blasmusik

Neben dem unromantischem Speed-Dating, dem sich die Teilnehmer im Rahmen ihrer Partnering-Bemühungen aussetzten, bot die Bio-Europe auch einen Ausstellerbereich, in dem sich Dienstleister, Bio-Regionen sowie Biotech- und Pharmafirmen präsentieren konnten. Traditioneller Höhepunkt waren auch in diesem Jahr die abendlichen Empfänge mit Tausenden Teilnehmern – am Montag wurde in die Münchener Residenz geladen und am Dienstag gab es  ein zünftiges Abendessen am Biertisch mit Blasmusik und Bier im Löwenbräukeller, das sein Ende erst spät in der Nacht fand.

Einen Ausblick für das kommende Jahr bot Nordrhein-Westfalen, das 2011 Gastgeber der Bio-Europe sein wird. Dort will man weniger Lokalkolorit und mehr Internationalität ins Spiel bringen. „Wir haben noch ein paar Überraschungen parat“, sagte Bernward Garthoff, Clustermanager von Bio.NRW, und ließ sich trotzdem ein wenig in die Karten schauen: "2011 feiern wir das 150. Jubiläum deutsch-japanischer Geschäftsbeziehungen. Das wird sicherlich eine Rolle spielen.“

 

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