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Spitzencluster-Wettbewerb: 40 Millionen Euro für Biotechnologie-Cluster München

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (1. Reihe, 2.v.l.) und Juryvorsitzender Andreas Barner (1. Reihe, 1.v.r.)umringt von den siegreichen Clustermanagern. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (1. Reihe, 2.v.l.) und Juryvorsitzender Andreas Barner (1. Reihe, 1.v.r.)umringt von den siegreichen Clustermanagern. Quelle: biotechnologie.de

26.01.2010  - 

Als fünf Flagschiffe für neues Wachstum hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan die Sieger der zweiten Runde des Spitzencluster-Wettbewerbs bezeichnet, die sich über eine Fördersumme in Höhe von 200 Millionen Euro freuen können. "Gerade in Zeiten der Krise geben wir ein Signal für Innovation und Beschäftigung", so die Ministerin bei der Bekanntgabe der Gewinner am 26. Januar in Berlin. Zu den fünf Siegern zählt  auch der Münchner  Biotechnologie-Cluster "m4 - eine neue Dimension in der Medikamenten-entwicklung". Mit einigen biotechnologischen Fragestellungen beschäftigen sich die ebenfalls sieggreichen Cluster "Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg" sowie "MicroTEC Südwest". 

Der Spitzencluster-Wettbewerb ist inzwischen in seiner zweiten Generation. Die Sieger der ersten Runde wurden im September 2008 ausgewählt. Damals gehörte unter anderem der Cluster „Zellbasierte & Molekulare Medizin in der Metropolregion Rhein-Neckar“ (BioRN) zu fünf den Gewinnern (mehr...).

Mehr Informationen

www.spitzencluster.de

In der aktuellen Wettbewerbsrunde schöpfte die unabhängige, mit unterschiedlichen Fachexperten besetzte Jury die maximale Gewinnerzahl von fünf erneut aus. Seit Sonntag saß das Gremium unter Vorsitz von Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, in Berlin zusammen, um eine Auswahl unter den zehn Bewerbern zu treffen, die es nach einer ersten Vorauswahl in die finale Runde geschafft hatten. Zwei schwere Leitz-Ordner an Material wurden gesichtet und detailliert besprochen. "Alle Anträge hatten eine hohe Qualität", betonte Barner auf der Pressekonferenz. "Aber letztlich sind Wettbewerbe dazu da, am Ende eine Entscheidung zu treffen." Insgesamt drei biotechnologische Konzepte, die von München, Mainz und Düsseldorf aus koordiniert wurden, waren im Rennen.

Als Schavan den Münchner Biotech-Cluster als einen der Sieger benannte, war Bio-M-Chef Horst Domdey die Freude ins Gesicht geschrieben.Lightbox-Link
Als Schavan den Münchner Biotech-Cluster als einen der Sieger benannte, war Bio-M-Chef Horst Domdey die Freude ins Gesicht geschrieben.Quelle: biotechnologie.de

Freude in München: "Belohnt viele schlaflose Nächte"

Die Entscheidung fiel erst kurz vor der Pressekonferenz, die gegen Mittag in Berlin stattfand. Wie schon in Runde eins konnten sich erneut fünf Cluster über eine Fördersumme von jeweils 40 Millionen Euro freuen, die sie innerhalb der kommenden fünf Jahre abrufen können. Zu den Gewinnern zählt auch der Biotechnologie-Cluster "m4-eine neue Dimension in der Medikamentenentwicklung", der von der Bio-M in München koordiniert wird. Bio-M-Chef Horst Domdey, der gemeinsam mit Pressesprecher Georg Kääb und Kinderärztin Ania Muntau (zum Forscherprofil: hier klicken) vor Ort die Entscheidung erwartete, war die Freude über den Sieg denn auch ins Gesicht geschrieben. "Das ist ein ganz tolles Gefühl. Es belohnt nicht nur die vielen schlaflosen Nächte, sondern auch unser gutes Konzept", sagte Domdey und fügte hinzu: "Am Ende zweifelt man ja doch immer." Schließlich ist es für die Münchner bereits der zweite Anlauf im Spitzencluster-Wettbewerb, denn sie waren auch schon in der ersten Wettbewerbsrunde dabei. Damals mussten sie sich am Ende gegenüber dem  Heidelberg Biotech-Cluster geschlagen geben. Doch man habe viel daraus gelernt, versicherte Domdey: "Wir haben offenbar ein bißchen länger gebraucht, die vielen Akteure bei uns richtig zusammenzuführen."

Hintergrund

Sie wollen mehr über die siegreichen Cluster mit Biotechnologie-Bezug erfahren? Hier kommen Sie zu den Webseiten der jeweiligen Cluster:

www.m4.de

www.medical-valley-emn.de

www.microtec-suedwest.de

Mit dem Cluster-Konzept m4 wurden nun mehr als 100 Partner aus Industrie, wissenschaftlichen Einrichtungen und Kliniken hinter das Leitthema "Personalisierte Medizin" versammelt. "Wir haben uns als Standort für die Medikamentenentwicklung beworben", erläutert Domdey. Die größte Aufgabe bestehe nun darin, die selbst gesteckten Ziele - nämlich möglichst viele neue Medikamente bis zum Markt zu entwickeln - auch  tatsächlich zu erreichen und die vielen Akteure kommunikativ unter einen Hut zu bekommen. Die Ideen stammen dabei aus den in München ansässigen Forschungseinrichtungen und der heimischen Biotech-Industrie, die Pharmanunternehmen sollen erst deutlich später hinzukommen. "Eine solche Arbeitsteilung ist für alle Beteiligten am besten", so Domdey. Geplant sind unter anderem Projekte zur Herzinsuffizienz sowie diversen Krebserkrankungen. Darüber hinaus soll eine Münchner-Biobanken-Allianz als regional und europäisch verankertes Netzwerk zur Identifzierung von Biomarkern etabliert werden. Auch der Aufbau eines clusterübergreifenden klinischen Studienzentrums ist geplant, das Präklinik und Studienstart verknüpft, um die Entwicklung von Therapeutika und Diagnostika zu verzahnen. "Wir haben auch ein umfassendes Ausbildungs- und Weiterbildungskonzept integriert", ergänzt Ania Muntau, Kinderärztin am Klinikum der LMU München und Expertin bei der Entwicklung von Therapeutika für seltene Erkrankungen bei Kindern (mehr...). Dies soll helfen, dass Naturwissenschaftler und Mediziner schneller als bisher die "Sprache der Wirtschaft" sprechen lernen. Muntau: "Noch gibt es da erhebliche Kommunikationsprobleme, die wir durch eine bessere Ausbildung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses beheben wollen."

Die Münchner Gewinner-Delegation: Georg Kääb, Ania Muntau (Universitätsklinikum LMU München) und Horst Domdey.Lightbox-Link
Die Münchner Gewinner-Delegation (v.l.n.r.): Georg Kääb, Ania Muntau (Universitätsklinikum LMU München) und Horst Domdey.Quelle: biotechnologie.de

Bayerische Landesregierung sagt weitere Millionen zu

Was die finanzielle Ausstattung des Clusters betrifft, so werden die beteiligten industriellen Partner (darunter Roche, Siemens und Novartis) die BMBF-Fördergelder mit weiteren 40 Millionen Euro ergänzen. Darüber hinaus hat die bayerische Landesregierung im Erfolgsfall weitere 14 Millionen Euro zugesagt, die für den Ausbau des Clustermanagements, für Firmengründungen sowie für eine Zwischenfinanzierung besonders erfolgversprechender Projekte gedacht sind. Dabei ist ein spezieller Fonds angedacht, in den weitere Finanzmittel von Investoren integriert werden sollen.

Für Bayern war die Siegesfreude damit aber noch nicht beendet. Denn auch der Medizintechnik-Cluster "Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg" hatte aufs Siegertreppchen geschafft. Hierbei haben sich 70 Partner aus Industrie, Forschung und Gesundheitsversorgung zusammengefunden, um neuartige bildgebende Diagnostikverfahren sowie verbesserter Therapiesysteme zu entwickeln. So beschäftigt sich ein Projekt beispielsweise mit neuen Ansätzen zur Brustkrebsdiagnostik, ein anderes  mit orthopädischen Implantaten, die ein geringeres Infektionsrisiko besitzen.

Darüber hinaus behandelt auch der ebenfalls erfolgreiche Cluster "MicroTEC Südwest" biotechnologische Themen, der vom Freiburger Verein "Mikrosystemtechnik Baden-Württemberg e.V." koordiniert wird.  Zu dem aus mehr als 330 Akteuren bestehenden Konsortium aus Konzernen, mittelständischen Unternehmen, Hochschulen, Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen gehört auch Roche Diagnostics, das in einem Leuchttturmprojekt zur In-Vitro-Diagnostik ein mikrosystemtechnikgestütztes Diagnostikkonzept für die personalisierte Medizin entwickeln will.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan sieht den Spitzencluster-Wettbewerb als klares Signal für Wachstum und Beschäftigung.Lightbox-Link
Bundesforschungsministerin Annette Schavan sieht den Spitzencluster-Wettbewerb als klares Signal für Wachstum und Beschäftigung.Quelle: biotechnologie.de

Entäuschung in Mainz

Enttäuschung gab es indes bei Ugur Sahin. Der Immnologie-Professor von der Universität Mainz ist der Kopf des Clusters "CI3 - Immunopolis", durch das die Entwicklung immunbasierter, indivualisierter Therapien vorangetrieben werden soll. Sahin ist bereits seit Jahren ein Experte auf dem Gebiet und hatte sich im BMBF-Wettbewerb GO-Bio mit einer Gründungsidee durchgesetzt, die inzwischen eine Zusage für die zweite Förderphase erhalten hat (mehr...). Erst jüngst konnte die hieraus entstandende Firma BioNTech über Zukäufe berichten (mehr...). Darüber hinaus gehört Sahin zu den Gründern der ebenfalls in Mainz ansässigen Biotech-Firma Ganymed, die 2008 mit einer Rekordinvestition für Schlagzeilen sorgten.  Die Nicht-Nominierung als Sieger ist nun einer kleiner Rückschlag. "Wir verlieren dadurch die Sichtbarkeit, die wir durch eine Förderzusage erreicht hätten", sagt Sahin. Dennoch wollen die Mainzer nicht aufgeben. Sahin: "Die Jury hat uns bestätigt, dass es sich auf jeden Fall lohnen würde, es in der nächsten Runde des Spitzencluster-Wettbewerbs noch einmal zu versuchen." Auch Jury-Vorsitzender Barner betonte, dass es bei den Mainzern nicht an der Qualität des Antrages gemangelt habe. "Allein die Tatsache, dass wir sehr viel über den Cluster diskutiert haben, macht dies deutlich", erläuterte Barner in der Pressekonferenz, verwies allerdings auf das noch frühe Entwicklungsstadium des Clusters im Vergleich zu Mitbewerbern.

Ebenfalls nicht zum Zuge kam das vom  Verbund Clib2021 in Düsseldorf eingereichte Clusterkonzept "Fokus Synthetische Biotechnologie - FoSB", das sich zum Ziel gesetzt hatte, der synthetischen Biotechnologie bis zum Jahr 2015 zum industriellen Durchbruch zu verhelfen. Aufbauend auf dem bestehenden Strukturen des Netzwerks, die im Rahmen des BMBF-Wettbewerbs BioIndustrie 2021 etabliert wurden (mehr....), sollten u.a. Wege gefunden werden, die Plattformchemikalie Bernsteinsäure aus nachwachsenden Rohstoffen oder industriellen Abgasen herzustellen. Ein anderes Projekt wollte sich mit der computergestützten synthetischen Herstellung von Enzymen beschäftigen.

 

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