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Auslöser für tödliche Blutspende-Komplikation aufgespürt

Im Blut einiger Spender finden sich Antikörper, die nach einer Transfusion mit Blutzellen des Empfängers reagieren. Sie können so das gefürchtete TRALI-Lungenödem auslösen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Im Blut einiger Spender finden sich Antikörper, die nach einer Transfusion mit Blutzellen des Empfängers reagieren. Sie können so das gefürchtete TRALI-Lungenödem auslösen.

29.12.2009  - 

Deutsche Forscher haben die Ursache für die meist tödliche ausgehende Lungenschädigung bei Bluttransfusionen gefunden. Mediziner der Universität Greifswald und des DRK-Blutspendedienstes in Hagen haben ein neues Blutgruppen-Eiweiß auf weißen Blutkörperchen entdeckt. An dieses Protein im Körper des Patienten können nach einer Blutübertragung bestimmte Antikörper aus dem Blut des Spenders andocken. Dabei verklumpen sie zu Gerinnseln und können zu den oft tödlichen Lungenödemen führen. Die Forscher berichten im Fachjournal Nature Medicine (27. Dezember, Online-Vorabveröffentlichung) von ihrer Entdeckung, die Blutspenden künftig noch sicherer machen soll.


Bluttransfusionen sind heutzutage dank vielfältiger Labortests sehr sicher, doch in einigen Fällen kann eine Übertragung von Fremdblut schwere Nebenwirkungen für den Empfänger haben. Die häufigste tödliche Komplikation ist dabei die so genannte TRALI-Reaktion (Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz), eine lebensgefährliche Lungenschädigung. Schätzungen zufolge kommt es bei ein bis zwei von 10 000 Bluttransfusionen zu einer TRALI-Reaktion. Warum und in welchen Patienten sie auftritt, konnte nun ein Medizinerteam um Andreas Greinacher von der Universität Greifswald näher eingrenzen: Verantwortlich sind bestimmte Versionen des Oberflächeneiweißes HNA-3a auf den weißen Blutkörperchen der Blutempfänger.

Gefährliche Kombination aus Empfänger-Eiweiß und Spender-Antikörper

An diese HNA-3a-Eiweiße docken Antikörper an, die im Spenderblut schwimmen, berichten die Forscher. Dadurch verklumpen die weißen Blutkörperchen, so dass die feinen Blutgefäße der Lunge verstopfen. Die Lunge wird dabei so stark geschädigt, dass es zu einem Lungenödem kommt.  Zwar bildet sich das TRALI-Lungenödem meist innerhalb von einigen Stunden bis wenigen Tagen vollständig zurück. Rund 6 bis 13 Prozent der Betroffenen sterben aber innerhalb weniger Stunden oder, seltener, nach bis zu einigen Tagen.

Mit einfachen, automatisierten Bluttests könnten potenzielle Spender, die den „gefährlichen“ Antikörper tragen, künftig von Blutspenden ausgeschlossen werden. Rund fünf Prozent der Bevölkerung können nach Schwangerschaft - oder wenn sie selbst Bluttransfusionen erhalten haben - diese Antikörper bilden und sind dann laut Greinacher unbemerkt Träger dieses Antikörpers.

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"Für den Blutspender selbst, der diese Antikörper gebildet hat, sind diese völlig ungefährlich, er ist gesund. Die Antikörper sind nur gefährlich, wenn sie mit dem Blut auf einen anderen Menschen übertragen werden", so Greinacher.

Neue Tests sollen Blutspende sicherer machen

Die Antikörper selbst sind seit Jahrzehnten bekannt, bisher wussten die Mediziner jedoch nicht, wogegen sie gerichtet sind und konnten deshalb Blutspender nicht vorbeugend auf diese gefährlichen Antikörper hin untersuchen.  Die Greifswalder und Hagener Wissenschaftler haben innerhalb eines dreijährigen Forschungsprojektes große Mengen weißer Blutkörperchen aufbereitet und anschließend mit den gefährlichen Antikörpern mögliche Zielstrukturen mittels molekularbiologischer Tricks aus dem Empfängerblut geangelt. Aus einer winzigen Menge des gefischten Proteins haben die Forscher dann dessen Aminosäuren-Bausteine identifiziert und mit Hilfe der Daten des Humanen Genomprojekts auf das für den Bau des Oberflächeneiweißes verantwortliche Gen geschlossen. Die neuen Erkenntnisse sollen Bluttransfusionen künftig noch sicherer machen:„Bald wird es weltweit möglich sein, Blutspender präventiv auf die entsprechenden Antikörper zu untersuchen und mögliche Komplikationsrisiken zu reduzieren“, betont Greinacher.

 

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