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Bioökonomie in Neuseeland

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Quelle: wikipedia

Neuseelands Bioökonomie ist geprägt von Landwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie und Fischerei, ein Bioenergiesektor entwickelt sich. Von der Regierung wird eine anwendungsnahe Forschung gefördert, es gibt einen starken Schwerpunkt mit Blick auf die natürlichen Ressourcen des Landes und in den modernen Biowissenschaften. Diese Technologien werden in der Agrarindustrie vielfach genutzt. Auch Bioraffinerien sind zunehmend am Entstehen. Politisch werden die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit hoch bewertet, eine expliziete Bioökonomiestrategie gibt es nicht.

Unternehmenslandschaft

Neuseelands Volkswirtschaft ist am Freihandel orientiert und in hohem Maße exportabhängig. Das Land hat seit Mitte der 1980er Jahre Anstrengungen zur Diversifizierung seines Außenhandels unternommen und seine Wirtschaft, einschließlich der Landwirtschaft, nahezu vollständig dereguliert. Die neuseeländische Wirtschaft bleibt im Exportsektor dennoch stark landwirtschaftlich geprägt. Laut Analysen von Germany Trade and Invest sind in der Agrarindustrie mehr als 7 % der Erwerbstätigen beschäftigt; ein Großteil davon in der Molkereiindustrie. Inzwischen ist die Zahl der Milchkühe auf über 10 Mio. Tiere angewachsen. Umso härter schlägt dann eine Verschlechterung der globalen Milchpreise auf die gesamte Volkswirtschaft durch. Zu den Marktführern gehören unter anderem Fonterra und Westland Milk Products. Fonterra wurde als Genossenschaft gegründet, heute ist das landesweit größte Unternehmen ein als Börse organisierter Vertriebsarm von rund 10.500 neuseeländischen Milchfarmern.

Weitere landwirtschaftlich bedeutende Segmente umfassen die Woll-, Holz- und Fleischindustrie. Zu den Exportschlagern gehören aber auch Äpfel und Kiwi sowie Wein und Bier (Mehr Infos bei New Zealand Trade & Enterprise). Die Agrarproduzenten des Landes sind im Verband der Federated Farmers of New Zealand organisiert. Dieser hat 2014 anläslich der Wahlen auch ein eigenes Manifesto herausgegeben, in dem man sich mit Blick auf die Politik unter anderem für Innovationen sowie Umweltschutz und Biodiversität stark macht. (PDF-Download des Manifesto 2014)

Viele neuseeländische Firmen haben schon früh auf landwirtschaftliche Innovationen gesetzt: zur Steigerung der Effizienz von Weideland, in der Tierzucht oder bei der Entwicklung von Maschinen oder Technologien, die das Management auf den Farmen verbessert. Die Livestock Improvement Company hat bereits eine hundertjährige Geschichte, aber war eine der ersten, die Genomtechnologien in der Selektion von Zuchtbullen eingesetzt hat. Die Firma Tru-Test wiederum hat den Milchzähler erfunden und gehört nun zu den größten Zulieferern für Milchmaschinen, elektrischen Zäunen oder elektronischen Tiererkennungstechnologien.

Viele große Firmen haben damit begonnen, Stoffströme und Biomasse als Ausgangsstoff für Bioraffinerien zu nutzen. Fonterra zum Beispiel betreibt eine kommerzielle Anlage in Edgecumbe, in der aus einem Beiprodukt der Käseproduktion Ethanol hergestellt wird. Neuseelands größter Holz- undd Papierhersteller Carter Holt Harvey verarbeitet Abfälle aus der Produktion zu chemischen Beiprodukten. Aber auch Kommunen wie im Rotorua District sind Betreiber von kommerziellen Anlagen. Hier werden aus kommunalen Abfällen Chemikalien und Dünger hergestellt.

Das Land profitiert weiterhin von einer Vielzahl innovativer kleiner Firmen aus dem Entwicklungs- und Forschungsbereich, die zunehmend auch Einfluss auf das Weltmarktgeschehen nehmen.  Grundsätzlich ist ein Trend weg von den fossilen Rohstoffen als Basis der Wirtschaft hin zu nachwachsenden Rohstoffen zu erkennen. Dies gilt unter anderem im Bereich Energieversorgung. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung lag 2014 bei 79,9% und damit um 5 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Der Kiwi-Staat liegt damit auf dem weltweit vierten Platz. Der Zuwachs liegt vor allem an der gestiegenen Nutzung der Geothermie. Sie konnte ihre Anteile an der Stromerzeugung in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppeln und ist für eine höhere Elektrizitätsproduktion verantwortlich als Gas. Bis 2025 soll der Anteil  Erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugung bei 90% liegen. Potenzial ist vorhanden. Die rund 10 Mio. Milchkühe produzieren genügend Methan und anderen tierischen Abfall, der für die Nutzung in Biogasanlagen geradezu prädestiniert wäre. Vor allem, wenn man den enormen Energiebedarf gegenüberstellt, der zum Trocknen der Milch benötigt wird. Hierzu wird aber noch immer Kohlestrom genutzt.

Auch mit Biokraftstoffen setzen sich etliche Firmen auseinander. Lanzatech NZ Ltd, ein 2005 gegründetes Unternehmen, entwickelt genetisch modifizierte Mikroben, die kohlenstoffreiche Abfallgase zu Biokraftstoffen wie Ethanol umwandeln. Bei einem Erfolg der Technologie könnte diese helfen, die toxischen Gase von Kraftwerken zu reinigen. Eine Pilotanlage wurde bei Auckland und zwei Demonstrationsanlagen in China in Betrieb genommen. Die Eröffnung der ersten kommerziellen Anlage ist bereits in Planung. Über den US-Standort von Lanzatech gibt es zudem eine Kooperation mit dem französischen Biokraftstoff-Hersteller Global Bioenergies.

Der Ölkonzern Z Energy - einst von Shell abgespaltet - wiederum hat mit dem Bau einer Anlage begonnen, die Fleischabfälle in Biokraftstoff umwandeln soll. Laut Unternehmensangaben soll die Anlage nach Inbetriebnahme 20 Millionen Liter Biodiesel produzieren können.

In Neuseeland gibt es zudem eine aktive Biotech-Community, die es sich inzwischen auch zur Aufgabe gemacht hat, die Bioökonomie voranzutreiben. Dies wird durch den Verband NZBio maßgeblich begleitet. Viele Mitgliedsfirmen sind in den Feldern Tierzucht, Tiergesundheit, Genomik sowie Pflanzenzüchtung und Lebensmittelentwicklung aktiv. Fünf Biotech-Firmen mit landwirtschaftlichen Schwerpunkt sind an der Börse in Neuseeland notiert: A2 Corp, Botry-Zen, ICP Biotechnology, Livestock Improvement Corp. und Wool Equities.

 

Hintergrund

Schwerpunkte:
Land- und Forstwirtschaft (Milch/Schafe/Holz) sowie Tierzucht

Bioökonomie-Politik:

keine Bioökonomie-Strategie, aber mehrere Initiativen mit Relevanz für Bioökonomie

Energy Strategy 2011-2021 (PDF)

Business for Growth Agenda (PDF)

Industrieverband:
www.nzbio.org.nzx