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Bioökonomie in den Niederlanden

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Die Niederlande sind führend in der Verarbeitung von Lebensmitteln. Das kleine Land an der Nordsee zählt weltweit zu den größten Exporteuren landwirtschaftlicher Produkte. Bekannt sind insbesondere die Gewächshaustomaten. Stärke, Zucker und Milchsäure stellen wichtige weiterverarbeitete Produkte dar. International glänzen Gartencenter dagegen mit verschiedensten gartenbaulichen Produkten wie Zierpflanzen sowie Zier- und Landschaftsgehölzen aus niederländischer Produktion. Potenzial für ein biobasiertes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum bietet daneben auch die chemische Industrie, ein zweiter Pfeiler der Wirtschaft des Landes. Zahlreiche Unternehmen haben sich auf biobasierte Chemikalien und Biopolymere fokussiert. Daneben existieren Initiativen, um Biokraftstoffe und Bioraffinerien künftig im industriellen Maßstab zu produzieren. Im Netz einer weltweiten Bioökonomie sehen die Niederländer ihr Land als künftiges Kompetenzzentrum und Drehscheibe auf der Basis nachwachsender Rohstoffe.

Forschungslandschaft

In der universitären Forschung gewinnt die Bioökonomie zunehmend an Bedeutung. An der Universität Wageningen, einer der bedeutendsten Hochschulen des Landes, deren Forschungsinstitute Grundlagenforschung sowie angewandte Forschung auf dem Gebiet “Gesunde Ernährung und gesundes Lebensumfeld” betreiben, nehmen bioökonomische Themenstellungen bereits einen breiten Raum ein. So reichen die Forschungsprojekte hier von der Agrarforschung sowie Bioraffinerie-Konzepten wie AlgaePARC über Biochemikalien und -materialien, leistungsfähige Pflanzen und Bioenergie bis hin zur Katalysatorforschung. Am Application Centre for Renewable Resources (ACRRES), einer Initiative dieser Universität, stehen unter anderem unterschiedliche Bioraffinerie-Konzepte im Fokus. Wissenschaftler der Universitäten Twente und Utrecht forschen an künftigen Energiekonzepten. Die Universität Groningen unterhält die BioBrug-Plattform, über die Fragestellungen von Unternehmen aus unterschiedlichen Perspektiven und in multidisziplinären Teams angegangen werden. An der Technischen Universität Delft, zählen Biokatalyse, Prozessentwicklung und die industrielle Biotechnologie zu den Topthemen. Hinzu kommt die Beteiligung der Universität an der Bioprocess Pilot Facility (BPF).

Biogas-Branche ist ausbaufähig

Neben den Universitäten steht das Soehngen Institute for Anaerobic Microbiology (SIAM), an dem verschiedene niederländische Mikrobiologen unterschiedlicher Universitäten miteinander kooperieren, in den Startlöchern. Eine Förderung von rund 23 Mio Euro wurde bereits 2013 in Aussicht gestellt. Hier wollen Wissenschaftler nach neuen Stoffwechselwegen (natürlichen und synthetischen) suchen, um Produkte wie Bioplastik oder Biogas nachhaltig produzieren zu können. Vor dem Hintergrund des starken holländischen Agrarsektors gibt es im Biogas-Bereich erhebliche Ausbaupotenziale. Finanziert werden die Forschungen über die Gravitations-Initiative des Bildungsministeriums. Bereits geschlossen ist nach zehn Jahren der Finanzierung durch Regierung und Unternehmen das Kluyver Centre for Genomics of Industrial Fermentation. Hier wurden bis Ende 2013 Hefen, Pilze und Bakterien gezielt auf ihre Eignung für die industrielle Biotechnologie hin untersucht. Chemikalien, Biokraftstoffe und Nahrungsmittel standen im Vordergrund der Arbeiten, an denen sich zahlreiche Universitäten und Konzerne wie Danone, DSM, Friesland Foods, Heineken und Nestlé beteiligten. Doch laufen viele der Forschungsarbeiten inzwischen unter dem Biobased Economy (BBE)-Programm „BE-Basic“ innerhalb der „Genomics for Industrial Fermentation“-Förderung weiter.

Auch die Fachhochschulen des Landes setzen auf die Bioökonomie. So geht das Kompetenzzentrum „Centre of Expertise Biobased Economy“ auf die Avans Hogeschool und die HZ University of Applied Sciences zurück. Das größte Energieforschungsinstitut im Land, das Energieonderzoek Centrum Nederland (ECN), arbeitet und bietet Dienstleistungen zur Umwandlung von Biomasse in Syngas an. Ein Energieträger, der zu Gas, Biokraftstoffen und chemischen Grundstoffen weiterverarbeitet werden kann. Im Bereich der Sozialwissenschaften liegt der Schwerpunkt des vom Wissenschaftsministeriums finanzierten Rathenau Instituuts. 2011 stellten sie ihre Sicht der Bioökonomie für die Niederlande vor. Mehr als 50 regionale Aktivitäten und Cluster stärken die unterschiedlichen Ansätze weiter. Beispielsweise das Food Valley im Raum Wageningen, das Energy Valley in der Region um Groningen und das Seedvalley um Enkhuizen.

NWO - Prominenter Forschungsförderer der Bioökonomie

Die Vergabe von Finanzmitteln für Forschungsprojekte lehnt sich stark an die von der Regierung definierten prioritären Wirtschaftssektoren an. Agrar- und Ernährungswirtschaft (A&F), Chemie, Energie, Lebenswissenschaften und Gartenbau sind fünf dieser Sektoren. Angelehnt an die ökonomische Bedeutung von Landwirtschaft und Chemie existieren eine Reihe von Programmen, die die Forschung und Zusammenarbeit relevanter Akteure in diesen Wirtschaftszweigen mit Blick auf biobasierte Produkte beispielsweise als PPP fördern und beschleunigen sollen. So investierte die Regierung im Jahr 2014 in den Topsektor A&F 72 Mio. Euro, weitere 185 Mio. Euro stammten aus der Industrie. 64 beziehungsweise 140 Mio. Euro flossen in den Gartenbau. Das Topconsortium voor Kennis en Innovatie Biobased Economy (TKI-BBE) erhielt 63 Mio. Euro von der Regierung und 140 Mio. Euro von den beteiligten Unternehmen. Einer der prominentesten Fördermittelgeber des Landes ist dabei die nationale Forschungsorganisation Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek (NWO). Daneben erklärte die Regierung Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die hin zu einer biobasierten Wirtschaft führen, als eines ihrer obersten Ziele. In diesem Zusammenhang wurden zahlreiche Forschungsinitiativen im Rahmen der Biobased Economy (BBE) auf den Weg gebracht. So vereint das BBE-Programm Aspekte der Biomasse-Veredelung, die auf Reststoffen aus Gartenbau, Tierzucht, Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie aufsetzt, mit Prozessentwicklung und Pilotanlagen unter einem Dach. Bio-Chemikalien (BE-Basic, Catchbio, IBOS), biotechnologische Methoden und Bio–Materialien (BPM) sind zentrale Bausteine. Im Technology Areas for Sustainable Chemistry (TASC)-Programm werden kleine öffentlich-private Partnerschaften unterstützt. Ziele sind Lösungen für eine nachhaltige Chemie aus Biomasse. Finanziert werden die Projekte mit Mitteln des Wirtschaftsministeriums, der NWO und den beteiligten Unternehmen. Der Vorläufer, die ACTS-Förderung, galt dagegen größeren Konsortien. So beteiligten sich an „B-Basic-Bio-based Sustainable Industrial Chemistry“ die Großunternehmen DSM, AkzoNobel, Shell Global Solutions, Paques und Schering-Plough. Nachhaltige landwirtschaftliche Produktionsketten stehen im Fokus des Förderprogramms „Green“. Weitere Programme konzentrieren sich insbesondere auf Fortschritte in Pflanzenzüchtung, Technologieentwicklung, Ernährungssystemen und auf Eiweiße.

Neben der NWO treten auch die Technology Foundation STW und andere als Fördermittelgeber auf. Der STW geht es insbesondere um den Wissenstransfer von technischen Entwicklungen hin zum Nutzer. Die Gravitation-Initiative des Bildungsministeriums zielt auf die Bildung von Konsortien, denen die niederländische Forscherelite angehört.

Kooperation auf internationaler Ebene

Internationale Kooperationen gelten ebenfalls als essentiell. Biobasierte Chemikalien hat sich das Biorizon-Zentrum auf die Fahnen geschrieben. Hier arbeiten in einem grenz- und akteur-übergreifenden Open-Innovation-Ansatz rund 50 Mitarbeiter zweier Forschungsorganisationen zusammen – der niederländischen TNO und der belgischen VITO. Eingebettet in das Biobased Delta, einer Initiative im Süden des Landes, die Wissenschaft, Industrie und Behörden vereint, sitzt das Zentrum auf dem Green Chemistry Campus der Stadt Bergen op Zoom. Ziel des Biobased Delta: Landwirtschaftliche Reststoffe in Bio-Chemikalien zu überführen. Letztlich soll hiermit das weltweit größte chemische Cluster, ARRR (Antwerpen-Rotterdam-Rhein-Ruhr), gestärkt werden. Kürzlich gegründet wurde in diesem Zusammenhang das Aachen-Maastricht Institute for Biobased Materials (AMIBM). Hier geht es primär um neuartige Materialien, ausgehend von nachwachsenden Rohstoffen. Bis ins Jahr 2016 reicht das transnationale EU-Vorhaben Capita. Niederländische, deutsche und Forscher anderer Länder suchen hier nachhaltige katalytische Prozesse. Biokraftstoffe sind Thema des EU-Projektes ITAKA, in dem die niederländische Fluggesellschaft KLM und der europäische Airbus-Konzern kooperieren. Mit Brasilien wurde unlängst ein bilaterale Zusammenarbeit beschlossen (CNPq), um gemeinsame Forschungsprojekte voranzubringen. Abkommen sind auch im Rahmen des Joint Scientific Thematic Research Programme (JSTP) beispielsweise mit China geschlossen worden. (Mehr Informationen: hier kllicken) Die Agriculture Beyond Food-Initiative untersucht dagegen in enger Zusammenarbeit mit indonesischen Forschern die Produktion von Biomasse in dem tropischen Land.

 

Hintergrund

Schwerpunkte: Landwirtschaft, Bioraffinerien, industrielle Biotechnologie, Bioenergie, biobasierte Kunststoffe, Gartenbau

Bioökonomie-Intitiativen:
Topkonsortium biobasierte Wirtschaft (TKI-BBE)
BioBased Economy

Bioprocess Pilot Facility (BPF)
Biorizon

Regionale biobasierte Cluster und Zentren:
Biobased Delta
Green Chemistry Campus
Biorefinery Cluster

öffentl. Forschungsförderung:
NWO
Technologiestichting STW
RVO

Gesetzeslage
Topsektor-Strategie im Jahr 2010
Grüne Wachstumsstrategie im Jahr 2012
Kein kommerzieller Anbau von gv-Pflanzen erlaubt

Internationale Kooperationen

www.internationale-kooperationen.de

Sie interessieren sich für Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen im Ausland? Das internationale Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt einen solchen Austausch. Mehr Informationen zu möglichen Förderprogrammen und länderspezifische Hintergründe finden Sie unter:

www.internationale-kooperationen.de


Downloads

The Bio-based Economy in the Netherlands

NL Agency, Ministry of Economic Affairs (2013) Download PDF (557,1 KB) PDF online ansehen