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Milch mit "Ohne Gentechnik"-Label im Supermarkt

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Seit Anfang Oktober wird das „Ohne Gentechnik“-Label von der Campina-Molkerei für Premium-Milchprodukte genutzt. Quelle: gabisch/pixelio.de

03.04.2013  - 

Die Heilbronner Campina-Molkerei versieht ihre Premium-Milch der Marke "Landliebe" seit Anfang Oktober mit dem Hinweis "Ohne Gentechnik". Das Etikett ist seit dem 1. Mai 2008 offiziell zugelassen, im Supermarkt ist es bisher aber nur vereinzelt gesehen worden. Der Schritt vom Campina verdeutlicht nun, dass die grüne Gentechnik in Deutschland ihren schlechten Ruf nicht abschütteln kann. Eher im Gegenteil. So nimmt die Zahl der Zerstörungen von Versuchsfeldern mit gentechnisch veränderten Pflanzen stetig zu, in diesem Jahr wurden schon 25 Vorfälle gemeldet.

Campina, die Nummer fünf auf dem deutschen Milchmarkt, ist die erste deutsche Großmolkerei, die einen Teil ihrer Produkte als gentechnikfrei deklariert. Seit dem 1. Mai 2008 gibt es zwar ein entsprechendes Etikett, es wird aber bisher von der Branche kaum in Anspruch genommen (mehr...). Der Nudelhersteller Alb-Gold ist eine Ausnahme, und auch die Supermarktkette Tegut vertreibt eine gentechnikfreie Milch, und das sogar schon seit 2007. Ab Oktober 2008 ist bei Tegut zudem das Schweinefleisch der Hausmarke Land-Primus mit dem entsprechenden Etikett versehen.

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Den Landliebe-Kühen ist der Griff zum Soja in Zukunft verboten.Quelle: Rainer Sturm / pixelio.de
Bei Campina, deren Muttergesellschaft sich in den Niederlanden befindet, hat sich auch nur die deutsche Tochterfirma entschieden, ihre 700 Milchbauern anzuhalten, die Kühe ohne gentechnisch verändertes Soja zu füttern. Um ganz sicher zu gehen, sollen die Tiere sogar völlig auf Soja und andere Futterzusätze verzichten, die aus Übersee kommen. Ihren Eiweißbedarf werden die Tiere laut Campina ausschließlich aus einheimischer Quelle beziehen, aus dem bei der Ölproduktion anfallenden Rapsschrot sowie  Erbsen, Bohnen und Lupinen.

 

Entscheidung im Zusammenhang mit Greenpeace-Kampagne 

Viele Beobachter sehen die Entscheidung von Campina auch in Zusammenhang einer Auseinandersetzung mit der Umweltorganisation Greenpeace. Die Organisation hatte über Jahre hinweg darauf hingewiesen, dass Campina und andere Molkereinen gentechnisch verändertes Soja sowie auch Mais an ihre Kühe verfüttern und sich Spuren dieser Futtermittel in der Milch nachweisen lassen. Auf dem Höhepunkt der Kampagne beklebten Greenpeace-Aktivisten die Landliebe-Milch mit dem Hinweis "Hergestellt mit Gentechnik".

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Campina dürfte mit seinem Schritt für Wirbel in der Branche sorgen. Bisher stehen die meisten Unternehmen dem Etikett eher ablehnend gegenüber. Denn ganz ohne Gentechnik kommt die Industrie kaum aus. Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, dem 500 Firmen angehören, hält das Etikett gar für eine Irreführung des Verbrauchers. Auch in Lebensmitteln, die angeblich „Ohne Gentechnik“ hergestellt wurden, sei Gentechnik beteiligt. Nämlich zum Beispiel in Form von gentechnisch hergestellten Enzymen oder Vitaminen, die weiterhin im Tierfutter verwendet werden dürfen.

Umweltorganisationen wie der BUND sehen das anders: Den Unternehmen sei der Aufbau einer eigenen Versorgungskette für gentechnikfreies Soja einfach zu aufwendig. Außerdem, so der BUND auf der diesbezüglichen Kampagnenseite im Netz, seien die weiterhin erlaubten Zusatzstoffe im Futter zwar mit Hilfe der Gentechnik hergestellt, das Endprodukt enthalte aber keine gentechnisch veränderten Bestandteile mehr.

 

Feldzerstörungen haben zugenommen

Die Diskussion zeigt, dass die grüne Gentechnik in Deutschland nach wie vor auf Skepsis trifft. "In der Pflanzenbiotechnologie sind wir keinen Schritt weiter gekommen", sagte Bernward Garthoff, Vorsitzender der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), auf der Jahrespressekonferenz des Verbands Anfang September. Nach einer Statistik des Bundesverbands der Pflanzenzüchter sind bis Ende August 2008 schon 25 Felder mit gentechnisch veränderten Pflanzen teilweise oder ganz zerstört worden (PDF-Download). Das ist mehr als im gesamten Jahr 2007, in dem 22 Felder zerstört wurden. Das wiederum war eine Steigerung um mehr als 300 Prozent im Vergleich zu 2006. Die Entwicklung scheint sich in diesem Jahr auf hohem Niveau zu stabilisieren. Die DIB erhofft sich hier mehr Aktivität von Seiten der Justiz. Garthoff schlägt die Einrichtung von Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften vor, die sich auf Straftaten gegen biotechnologische Unternehmen spezialisieren.

Zumindest rhetorisch geht es auf europäischer Ebene nun gegen Zerstörer von Versuchsfeldern mit gentechnisch veränderten Pflanzen zur Sache. In ihrem aktuellen Lagebericht (PDF-Download) hat die europäische Polizeibehörde Europol zum ersten Mal eine Feldzerstörung als terroristischen Akt eingestuft. Der Vorfall ereignete sich 2007 in Portugal, es sollen mehr als hundert Personen beteiligt gewesen sein. Von einem einheitlichen Vorgehen auf EU-Ebene kann allerdings noch keine Rede sein.

Auch von Seiten der Politik kann die grüne Gentechnik nicht auf ungeteilte Unterstützung hoffen. Jüngstes Beispiel sind die Aussagen von Bundesverbraucherminister Horst Seehofer. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung lehnte er den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Bayern generell ab. In anderen Regionen wie den neuen Bundesländern könne er sich den Anbau allerdings durchaus vorstellen, meinte der wahrscheinlich nächste CSU-Chef  in dem Gespräch.

 

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