200 Millionen Euro für BMBF-Zukunftsinitiative Bioenergie und gesunde Ernährung

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Bioenergy is one of the dominating themes of the International Grüne Woche in Berlin. Quelle: Grüne Woche/ Messe Berlin

24.01.2008  - 

Gerade erst hat die Europäische Kommission ehrgeizige Klimaziele für Europa vorgeschlagen: Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil erneuerbarer Energien ein Fünftel des gesamten Energiebedarfs decken - für Deutschland heißt das gut dreimal soviel wie heute. Um das zu erreichen, ist noch erheblicher Forschungsbedarf vonnöten, wie Bundesforschungsministerin Annette Schavan am 24. Januar auf der Grünen Woche in Berlin betonte. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) jetzt die Förderinitiative "BioEnergie 2021" gestartet. Sie ist wesentlicher Bestandteil der "Zukunftsinitiative Bioenergie und gesunde Ernährung", die auch die molekulare Ernährungsforschung sowie die Agrarforschung umfasst. In den nächsten fünf Jahren werden dafür insgesamt 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zum neuen Gentechnik-Gesetz, das am 25. Januar im Bundestag verabschiedet wird, sagte Schavan: "Bislang diskutieren wir nur über die Risiken der Grünen Gentechnik, dabei müssten wir eher einen Dialog der Chancen führen."

Kühe und Schweine zum Anfassen, Bioäpfel zum Mitnehmen und jede Menge Verkostungen – das ist der Alltag auf dem Erlebnisbauernhof bei der Internationalen Grünen Woche, die noch bis zum 27. Januar in den Berliner Messehallen stattfindet. In dieser Umgebung stellte Bundesforschungsministerin Annette Schavan gemeinsam mit Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), die Eckpunkte der "Zukunftsinitiative Bioenergie und gesunde Ernährung" vor, die sich im Wesentlichen aus drei großen Bereichen zusammensetzt (Erläuterung weiter unten im Text). Beide betonten, dass sich die moderne Landwirtschaft mithilfe innovativer Impulse aus der Forschung  den gewachsenen Anforderungen stellen muss. Ob als Energieträger, Nahrungsmittelbasis oder Rohstofflieferant für die Industrie - stets ginge es darum, die Effizienz der Nutzung zu erhöhen, so die Ministerin. Sonnleitner stellte darüber hinaus klar, dass sich der Wandel schon jetzt abzeichne. "Die Branche ist nichts für Hinterbänkler", sagte er, Künftig werde es immer stärker darum gehen, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen.

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Schavan: Mehr über Chancen der Grünen Gentechnik reden

Biotechnologische Ansätze sind dabei ein Weg, den neuen Anforderungen zu begegnen und spielen in der Zukunftsinitiative dabei eine wesentliche Rolle. Mit dem neuen Gentechnik-Gesetz (mehr...), das am 25. Januar im Bundestag verabschiedet wird, zeigte sich Schavan zufrieden. "Aus der Sicht der Forschung haben wir eine Reihe von bürokratischen Verfahren vereinfacht", sagte sie. Damit sei die Basis geschaffen, dass  exzellente Forschungskapazitäten der Pflanzenbiotechnologie in Deutschland weiterhin genutzt werden können. Hinsichtlich der Koexistenzregeln sprach Schavan von "einer guten Grundlage für die Praxis, die sich nun bewähren muss" und betonte, dass es jetzt darauf ankomme, in der Öffentlichkeit nicht nur ein negatives Image zu pflegen: "Bislang diskutieren wir nur über die Risiken der Grünen Gentechnik, dabei müssten wir eher einen Dialog der Chancen führen." Sonnleitner betonte indes, dass es aus der Sicht der Landwirte und Bauern vor allem auf den Kunden und dessen Nachfrage ankomme. "Wir produzieren nur das, was der Verbraucher will", sagte er und erteilte Produkten der Grünen Gentechnik damit eine Absage. Kritik äußerte er auch zur geplanten "Ohne Gentechnik"-Kennzeichnung, die gleichzeitig mit der Novelle des Gentechnik-Gesetzes verabschiedet wird (mehr...).Der Bauernverband habe sich stets dafür eingesetzt, dass für alle Prozesse der Wertschöpfung eine Kennzeichnungspflicht gelten müsse.


Mehr Informationen zu den drei Bereichen der Zukunftsinitiative Bioenergie und gesunde Ernährung:

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Zukunft Holz - dazu können sich die Besucher der Grünen Woche ausführlich informieren.Quelle: Grüne Woche/ Messe Berlin

1. BioEnergie 2021 – Forschung für die Nutzung von Biomasse

Unter diesem Motto sollen insbesondere solche Forschungsvorhaben unterstützt werden, die sich mit der züchterischen Optimierung von Energiepflanzen sowie neuen effizienten Umwandlungsprozessen von Biomasse beschäftigen. „Wir wollen damit die Technologieführerschaft Deutschlands in der Bioenergie stärken“, betonte Schavan vor Journalisten. Schon jetzt seien 95.000 Menschen im Bereich Biomasse beschäftigt, mehr als in jedem anderen Teilgebiet der erneuerbaren Energien. Diese Chance müsse genutzt und ausgebaut werden, um der künftig steigenden Nachfrage begegnen zu können. Gleichzeitig sollen die Forschungsvorhaben mit ihren innovativen Ansätzen zur Biomassenutzung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Konkurrenzsituation zwischen dem Nahrungs- und Energiesektor abfedern helfen. „Wenn wir Pflanzen für die Energiegewinnung verwenden, dann sollte dies so effizient wie möglich geschehen“, erläuterte Schavan und DBV-Präsident Sonnenleitner ergänzte: „Wir müssen auf unseren Äckern ganz klar effektiver werden.“

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Dossier:

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Die Förderinitiative ist dabei in die drei Module „Bioraffinerie der Zukunft“, „Energiepflanzen“ sowie „Ideenwettbewerb BioEnergie“ unterteilt. Bewerbungsunterlagen müssen bis zum 14. Mai 2008 beim Projektträger Jülich eingereicht werden.

Modul A: Bioraffinerie der Zukunft

In einem Wettbewerb sollen hier die besten Bioraffinerie-Konzepte für bis zu fünf Jahre gefördert werden, in denen Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft eng zusammenarbeiten und Wege entwickeln, wie sich Pflanzen und biologische Abfallstoffe als Energie- und Rohstofflieferant nutzen lassen. Die Verbünde sollen dabei im Idealfall sowohl auf der akademischen als auch der wirtschaftlichen Seite möglichst viele Teilbereiche der Wertschöpfung abdecken – vom Pflanzenzüchter über Energieerzeuger bis hin zum Automobilbauer oder der chemischen Industrie. Solche FuE-Partnerschaften können auch auf bestehende Netzwerke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft aufbauen, die sich in den letzten Jahren verstärkt herausgebildet haben, beispielsweise im deutschen Pflanzengenomforschungsprogramm "GABI", in der Cluster-Initiative zur industriellenBiotechnologie "BioIndustrie 2021" oder in den Netzwerken "Grundlagenforschung erneuerbare Energien und rationelle Energieanwendung".

Modul B: Pflanzen als Energie- und Rohstofflieferant

Innerhalb dieses Themenfeldes sollen Verbundvorhaben unterstützt werden, die sich insbesondere systembiologischer sowie biotechnologischer Ansätze bedienen. Fragen zur Optimierung relevanter Stoffwechselwege, Stresstoleranz sowie Wasser- und Nährstoffeffizienz sowie der Ertragssteigerung sollen dabei ebenso geklärt werden wie deren Anwendung in der Züchtung zur energetischen Nutzung bzw. stofflichen Verwertung in der Industrie. Gefragt sind insbesondere solche Konzepte, die zum nachhaltigen Wirtschaften beitragen („Zero Waste“ Konzept) und sowohl Aspekte der Wirtschaftlichkeit als auch des Umweltschutzes berücksichtigen.

Modul C: Ideenwettbewerb Bioenergie

Unter diesem Motto sind vor allem junge Nachwuchsforscher aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften aufgerufen, sich mit einem langfristig angelegten Vorhaben mit einem völlig neuen Forschungsansatz zur Nutzung von Biomasse zu bewerben. Gefördert wird der Aufbau einer eigenen interdisziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppe. Die Forschungsarbeit kann dabei Themenfelder aus den Modulen "Bioraffinerie" und "Energiepflanzen" bzw. deren Kombination umfassen, sollte jedoch insbesondere einen völlig neuen Ansatz mit langfristig explorativem Charakter beinhalten, dessen technische Realisierung auch weit nach dem Jahr 2021 angelegt sein kann. Eine Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen aus den anderen Modulen sowie eine frühzeitige Anbindung an Wirtschaftspartner sind explizit erwünscht. Die Auswahl der Projekte erfolgt in einem zweistufigen Antragsverfahren.

Alle Details der Ausschreibung finden Sie in der offiziellen Bekanntmachung des BMBF. Fragen beantwortet der Projektträger Jülich, Ansprechparter sind Dr. Straub (Biotechnologische Verfahren und Energiepflanzen; r.straub@fz-juelich.de) sowie Dr. Krebs (Chemische und physikalische Verfahren, Zero-Waste Konzepte; h.-j.krebs@fz-juelich.de).

Hannelore Daniel ist Direktorin des Zentralinstitutes für Ernährungsforschung an der TU München und Inhaberin des Lehrstuhles für Ernährungsphysiologie der TULightbox-Link
Quelle: TU München/Hannelore Daniel
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Hannelore Daniel ist eine energische Gestalterin der Ernährungsforschung. Lesen Sie mehr über die Professorin an der TU München in unserem Forscherprofil.

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2. Biomedizinische Ernährungsforschung

Mit dieser Förderinitiative werden Projekte der Ernährungsforschung adressiert, die sich mit der Wechselwirkung von Nahrung und Stoffwechsel sowie der Entwicklung funktioneller Lebensmittel beschäftigen. Dadurch soll die Basis dafür geschaffen werden, ernährungsbedingten Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. „Um den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu erleichtern, setzen wir hierbei stark auf Allianzen zwischen akademischen und industriellen Partnern“, betonte Annette Schavan. Insgesamt wird bis 2012 eine Summe von 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Folgende inhaltliche Aspekte sind in den Bewerbungen besonders gefragt:

- Was ist "gesunde Ernährung"? Hierzu fehlen nach wie vor wissenschaftlich fundierte Antworten. Dies umfasst generelles Ernährungs- bzw. Nährstoffwissen mit Bedeutung für die Bevölkerung im Allgemeinen, für spezifische Zielgruppen sowie individuelle Ansätze.

- Bereitstellung des wissenschaftlichen Nachweises der Funktionalität von Nahrungsinhaltsstoffen und deren ernährungsphysiologische Relevanz in optimierten Lebensmitteln.

- Welches sind die spezifischen Determinanten der Nahrungspräferenz bzw. des Essverhaltens und wie können sie ggf. beeinflusst werden?

Mehr Informationen finden Sie in der offiziellen Förderbekanntmachung des BMBF. Erste Projektskizzen müssen bis zum 28. März beim Projektträger Jülich eingereicht werden, Ansprechpartner ist Dr. Straub (r.straub@fz-juelich.de).

3. Kompetenznetze in der Agrar- und Ernährungsforschung

Die Agrar- und Ernährungsforschung steht heute vor umfangreichen Herausforderungen. Pflanzen müssen stetig veränderten Umwelt- und Klimabedürfnissen angepasst werden und sind zunehmend nicht nur als Lebens- oder Futtermittel, sondern auch als Rohstofflieferant für die Energiegewinnung bzw. die Industrie gefragt. Um diesen wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden, muss die bislang zersplitterte und oft grundlagenortientierte deutsche Agrarforschung gebündelt werden und sich stärker interdisziplinär aufstellen. Dies soll durch die Etablierung von Kompetenznetzen in der Agrar- und Ernährungsforschung erreicht werden, wie Schavan auf der Grünen Woche betont. In Abstimmung mit den Ländern sollen dabei die vom BMBF bereitgestellten 40 Millionen Euro deutlich ergänzt werden. „Eine Verdopplung der Summe müsste drin sein“, so die Ministerin optimistisch.

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