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Hannelore Daniel: Energische Gestalterin der Ernährungsforschung

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Hannelore Daniel ist Direktorin des Zentralinstitutes für Ernährungsforschung an der TU München und Inhaberin des Lehrstuhles für Ernährungsphysiologie der TU Quelle: TU München/Hannelore Daniel

31.07.2007  - 

„Ich bin ein Widder, die wollen immer mit dem Kopf durch die Wand“, sagt Hannelore Daniel über sich selbst. Die Direktorin des Zentralinstitutes für Ernährungsforschung an der TU München hat die Ernährungswissenschaften in Deutschland wie kaum ein anderer geprägt. Dass die Disziplin aus der belächelten Hauswirtschafts-Ecke herauskam und mittlerweile genauso ernstgenommen wird wie Molekularbiologie oder Genetik, ist zu großen Teilen ihrer Pionierarbeit und ihrem Durchsetzungsvermögen zu verdanken. Mitunter greift sie auch zu unkonventionellen Methoden: „Wenn ich vor Verbraucherschützern über grüne Gentechnik spreche, esse ich immer erst mal ein Gramm DNA, um zu zeigen, dass Gene nicht per se schädlich sind.“

Dabei wollte sie eigentlich Architektur studieren, oder Graphikerin werden, erzählt die resolute Mittfünfzigerin im Rückblick auf ihren Werdegang. Was genau sie dann zum Studium der Ernährungswissenschaften veranlasst hat „das weiß ich nicht mehr“, sagt Daniel lachend. Dass sie später nicht Häuser, sondern eine ganze Wissenschaftsdisziplin mit formen würde, hätte sie sich jedenfalls nie träumen lassen. Der Punkt, an dem sie wusste, dass die Wissenschaft ihr Leben ist, kam erst bei der Diplomarbeit. Als sie endlich ein eigenes kleines Projekt hatte und selbst im Labor stand, „da war es geschehen“, erinnert sie sich.

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Wie kommen Nährstoffe durch die Zellmembran?

Die Promotion brachte sie dann auf ihr großes Thema, dem sie bis heute treu blieb: Wie kommen Nährstoffe durch die Zellmembran. Denn dass Nahrung beispielsweise vom Darm in der richtigen Form in die richtigen Körperzellen gelangt, ist keineswegs selbstverständlich. Dabei setzte Daniel am Anfang ihrer Laufbahn auf ganz neue Methoden: „Ich glaube, ich habe Anfang der 90er als Erste in Deutschland die Molekular- und Zellbiologie in die Ernährungsforschung importiert“ erzählt sie. Damit alleine ist es aber nicht getan. Denn, so Daniel, „nur weil man etwa den Zitratzyklus und die ß-Oxidation kennt, versteht man noch lange nicht, was im ganzen Körper passiert“. Ihr Ziel war es stets, das Wissen aus der Biochemie und Zellbiologie auf die Ebene der Organfunktionen und des Organismus zu übertragen. Als Daniel 1992 nach dreijährigem Aufenthalt in den USA einen Ruf nach Gießen bekommt, steht sie mit diesem Ansatz allein auf weiter Flur. Ihr Lehrstuhl für Biochemie der Ernährung ist zu dieser Zeit der einzige in ganz Deutschland und selbst das Lehrbuch zur Biochemie der Ernährung hat sie selbst geschrieben. „Es gab einfach noch nichts Entsprechendes“, erklärt sie den Schritt zur Autorenschaft.

Größter Traum: Den Strukturen von Transportereiweißen noch mehr auf den Grund gehen

Mit den Nährstofftransportern befasst Sie sich noch immer, mittlerweile an der Technischen Universität München. „Wir untersuchen alle Ebenen, von der Genklonierung, über Transkriptionsanalysen zur Strukturanalyse der Eiweiße bis hin zum Stoffwechselgeschehen“, beschreibt sie die Arbeiten. Als Modell dient ihr dabei alles, was die Labors so hergeben. „Ich habe hier den kompletten Zoo, von E. coli, über C. elegans bis zu Maus und Mensch“. Besonders bei der Strukturaufklärung der Transporteiweiße gibt es aus ihrer Sicht noch viel zu tun. Der erste Nährstofftransporter überhaupt, die E. coli Lac-Permease, wurde vor vier Jahren kristallisiert. Aus höheren Organismen ist noch keine einzige Struktur bekannt. „Das ist noch ein Traum meines Forscherlebens, dass ich irgendwann mehr auf der Strukturebene sehe als bisher“, bekennt sie.

Daniel: "Ernährungsforschung ist noch immer armselige Disziplin"

Die energische Professorin beschränkt sich aber längst nicht auf die Forschung im Reagenzglas. In Studien zur Wirkung von Nährstoffen im Menschen wendet sie das Wissen aus Molekularbiologie und Genetik auf der Organismusebene an. Und auch den gesellschaftspolitischen Aspekten der Ernährung stellt sie sich mit ungewöhnlichen Methoden: „Wenn ich vor Verbraucherschützern über grüne Gentechnik spreche, esse ich immer erst mal ein Gramm DNA, um zu zeigen, dass Gene nicht per se schädlich sind.“

Fertig ist Daniels Skulptur aber noch lange nicht: „Die Ernährungsforschung in Deutschland ist noch immer eine armselige Disziplin“, wettert sie. Vor allem fehlt der wissenschaftliche Nachwuchs. Dennoch oder gerade deshalb ist sie der Universität und dem Lehrauftrag treu geblieben. Leicht fiel ihr das nicht immer, besonders in letzter Zeit: „Den Studierenden fehlt die Begeisterung“ sagt sie über die junge Generation. „Wenn ich mir eines wünschen könnte, bevor ich diesen Planeten verlasse, dann wäre es, nochmals mit jungen Menschen zu tun zu haben, die etwas wollen und nicht schon alles haben“.

Wenn es die Zeit zulässt, widmet sich Daniel ihren beiden Leidenschaften, Archäologie und Kunst. Auch privat ist und bleibt sie eben der Gestaltung verschrieben.

Autorin des Textes: Miriam Ruhenstroth

 

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