Drei Biowissenschaftler mit Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet
13.03.2007 -
Zwei Wissenschaftlerinnen und acht Wissenschaftler haben in diesem Jahr den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten. Die Fördermittel in Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro können in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren flexibel für Forschungsprojekte eingesetzt werden. Zu den Preisträgern zählen auch drei Biowissenschaftler: Diabetesforscher Jens Claus Brüning von der Universtität Köln, Neurowissenschaftlerin Magdalena Götz vom GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg sowie Molekularbiologe Detlef Weigel vom Max-Planck-Institut für molekulare Entwicklungsbiologie in Tübingen. Die feierliche Preisverleihung fand am 13. März 2007 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin statt.
Der Leibniz-Preis wird seit 1985 im Rahmen des Gottfried Wilhelm Leibniz-Programms der DFG verliehen, um die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftler zu verbessern. Es können Vertreter aus allen Fachgebieten nominiert werden. Aus den Vorschlägen wählt der Nominierungsausschuss der DFG diejenigen Wissenschaftler aus, von denen er sich durch zusätzliche Förderung eine besondere Steigerung der wissenschaftlichen Leistungen verspricht. Für das Jahr 2007 wurden insgesamt 129 Vorschläge eingereicht. Unter den diesjährigen Preisträgern befinden sich zwei Forscher aus den Lebenswissenschaften und Pflanzenbiologe. Anders als in früheren Jahren erhalten sie nun 2,5 statt 1,5 Millionen Euro für sieben statt bisher für fünf Jahre.
Prof. Dr. Jens Claus Brüning (40) vom Institut für Genetik der Universität Köln ist ein Experte auf dem Gebiet der Diabetesforschung. Mit seinen Arbeiten zur genetischen Manipulation von Mäusen hat er zahlreiche wegweisende Erkenntnisse zutage gefördert. So konnte er beispielsweise zeigen, wie molekulare Antennen auf der Oberfläche von Muskel- und Leberzellen (Insulinrezeptoren) an der Kontrolle des Körpergewichts und an der Entstehung einer Fettstoffwechselstörung beteiligt sind. Normalerweise sind diese Rezeptoren nämlich dafür verantwortlich, dass Signale des Bauchspeicheldrüsenhormons Insulin ins Innere der Zellen weitergeleitet werden und sie dadurch Zucker aus dem Blut aufnehmen. Brüning konnte aufklären, was bei Patienten passiert, die an Typ-2-Diabetes leiden: Hier versiegt die Produktion von Insulin allmählich und dies wirkt sich auch auf die Anntennen aus. Das Kommando lässt Stück für Stück nach und die Rezeptoren werden immer unsensibler für die Hormonsignale. Brüning fand zudem heraus, welche anderen Faktoren bei diesem Prozess ebenfalls eine Rolle spielen. So gilt inzwischen als sicher, dass der Entzündungssignalstoff TNF-Alpha die Rezeptoren so stört, dass selbst ein noch existierendes Insulin-Kommando wirkungslos verpufft. Inzwischen ist Brüning auf der Suche nach weiteren Störsignalen. Jens Claus Brüning studierte Humanmedizin in Köln und kehrte nach einem neunjährigen Aufenthalt am Joslin Diabetes Center der Harvard Medical School in Boston, USA, im Jahr 2002 nach Deutschland zurück. Nur ein Jahr nach seiner Habilitation übernahm er im Jahr 2003 eine ordentliche Professur am Institut für Genetik der Universität Köln und trat damit die Nachfolge des renommierten Genetikers Klaus Rajewsky an. Durch die Auszeichnung mit dem Leibniz-Preis erhält Brüning 2,5 Millionen Euro.
Prof. Dr. Magdalena Götz (44) vom GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit befasst sich mit den molekularen Grundlagen der Gehirnentwicklung, wobei sie sich vorwiegend auf die Großhirnrinde konzentriert. Dabei konnte sie zeigen, dass bestimmte Zellen des Gehirns - sogenannte Gliazellen - als Stammzellen fungieren und daraus Nervenzellen hervorgehen können. Mit dieser Entdeckung leitete Götz einen Paradigmenwechsel in den Neurowissenschaften ein. Zuvor galt es als undenkbar, dass im Gehirn Zellen existieren, die sich selbst erneuern können und inzwischen konnte sie eine Reihe von Faktoren aufklären, die den Übergang von Gliazellen zu Nervenzellen bestimmen. Ihre Arbeiten sind vor allem für die Stammzellforschung von enormer Bedeutung, weil sie ein neues Licht auf die Prozesse der Differenzierung werfen und die Grundlage dafür bieten, dass Forscher diese Vorgänge langfristig gezielt steuern können. Magdalena Götz studierte Biologie in Zürich und Tübingen, wo sie 1992 promovierte. Mehrere Rufe nach Skandinavien, Finnland und den USA lehnte sie ab. Derzeit ist sie Direktorin des Instituts für Stammzellforschung an der GSF in Neuherberg und Professorin am Physiologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Durch die Auszeichnung mit dem Leibniz-Preis erhält sie 2,5 Millionen Euro.
Mehr Informationen zur Stammzellexpertin im Podcast der Helmholtz-Gemeinschaft:
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Prof. Dr. Detlef Weigel (44) vom Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen widmet sich vor allem der Erforschung pflanzlicher Entwicklungsprozesse. Dabei konnte er beispielsweise mit molekularbiologischen Mitteln den Blühzeitpunkt in Pappelpflänzchen so verändern, dass er von acht Jahren auf wenige Monate reduziert werden konnte. Dies ist inbesondere für die moderne Pflanzenzüchtung von Bedeutung, die durch solche Erkenntnisse erheblich Zeit einsparen kann. Detlef Weigel studierte Biologie in Bielefeld und Köln und vollzog bei einem Aufenthalt in Pasadena, Kalifornien, seine Wandlung zum Molekularbiologen. Schließlich wechselte er 1993 ans Salk Institute for Biological Studies in La Jolla, wo er zunächst als Assistant und später als Associate Professor tätig war. Im Jahr 2002 kehrte er schließlich nach Deutschland ans MPI für Entwicklungsbiologie in Tübingen zurück und leitet seitdem die Abteilung für Molekularbiologie. Auch er erhält im Rahmen seiner Leibniz-Auszeichnung 2,5 Millionen Euro.