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Bundesregierung: 2,4 Milliarden Euro für die Bioökonomie

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Wollen die Bioökonomie vorantreiben: Reinhard Hüttl, Thomas Rachel, Robert Kloos, Holger Zinke, Helmut Born (v.l.) Quelle: biotechnologie.de

10.11.2010  - 

Die Bundesregierung setzt auf die Bioökonomie: Am 10. November hat das Kabinett die 2,4 Milliarden Euro schwere „Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ beschlossen und in Berlin vorgestellt. Das zunächst auf sechs Jahre angelegte Programm wird ressortübergreifend durch Mittel aus vier Ministerien finanziert und ist nach Angaben der Regierung bisher weltweit einzigartig. Zur Bioökonomie zählen alle Aktivitäten in Wissenschaft und Wirtschaft, die auf der Nutzung biologischer Ressourcen beruhen. „Wir wollen mit Forschung und Innovation den Strukturwandel von einer erdöl- zu einer biobasierten Industrie ermöglichen“, sagte Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bei der Vorstellung des Programms. Wichtiger Impulsgeber der Bioökonomie ist die Biotechnologie. So wird die erste konkrete Fördermaßnahme eine 100 Millionen Euro schwere Initiative zur industriellen Biotechnologie sein.

Mit der Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 will die Bundesregierung entscheidende Weichen stellen auf dem Weg zu einer „nachhaltigen, bio-basierten Wirtschaft, die sich am natürlichen Stoffkreislauf orientiert“. Dazu hat die Bundesregierung insgesamt fünf Handlungsfelder identifiziert. Sie zielen darauf ab, die weltweite Ernährung zu sichern, gesunde und sichere Lebensmittel zu produzieren, die Agrarproduktion nachhaltig zu gestalten, Energieträger auf Basis von Biomasse auszubauen und nachwachsende Rohstoffe industriell zu nutzen. Die biomedizinische Gesundheitsforschung wird in der Einteilung der Bundesregierung nicht zur Bioökonomie gezählt, sondern im Rahmen der Gesundheitsforschung erfasst.

Dies ist der Trailer zur "Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030".

Weltweite Vorreiterrolle bei BioÖkonomie übernehmen

BMBF-Staatssekretär Rachel hob in Berlin vor Journalisten hervor, die Bundesregierung habe ganz bewusst eine nationale Strategie mit einem ganzheitlichen Forschungsansatz gewählt. Deutschland setzt damit als erstes Land weltweit einen Ansatz um, der auf europäischer Ebene unter dem Begriff der "knowledge-based Bioeconomy" (KBBE) im Jahr 2007 auf einer Konferenz in Köln unter Federführung der damaligen deutschen EU-Ratspräsidentschaft geboren wurde (mehr...). „Für die Umsetzung der Strategie setzen wir ressortübergreifend Schwerpunkte in der Forschung und nehmen damit weltweit eine Vorreiterrolle ein“, sagte Rachel. So werden die Mittel von insgesamt 2,4 Milliarden Euro innerhalb der nächsten sechs Jahre gemeinsam von vier Ministerien (BMBF, BMELV, BMZ, BMU) zur Verfügung gestellt, wobei das Bundesforschungsministerium mit zwei Dritteln den Löwenanteil trägt. Weitere 28 Prozent des Fördervolumens kommen aus dem Etat des Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV).

Das Rahmenprogramm Bioökonomie wurde der Öffentlichkeit am 10. November in Berlin vorgestellt.Lightbox-Link
Das Rahmenprogramm Bioökonomie wurde der Öffentlichkeit am 10. November in Berlin vorgestellt.Quelle: biotechnologie.de
„Die Landwirtschaft liefert die dunkelgrüne Basis für eine biobasierte Wirtschaft“, sagte BMELV-Staatsekretär Robert Kloos und verwies damit auf die Bedeutung von Biomasse als Grundlage sowie der Agrar- und Ernährungswirtschaft als Wirtschaftsfaktor bei einer biobasierten Produktion. Entsprechend hoch ist auch der Anteil der Gelder, die innerhalb der Forschungsstrategie für die Ernährungsforschung (ca. 1,1 Milliarden Euro) sowie den Bereich der energetischen Nutzung (511 Millionen Euro) reserviert sein soll. "Wir sind uns dabei der Teller-Tank-Problematik bewusst", sagte Rachel und Kloos fügte hinzu: "Unsere Priorität liegt bei der Ernährung, auch im internationalen Kontext, aber wir müssen das Potenzial für weitere, nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten noch mehr als bisher ausloten."

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Ein Drittel der Gelder soll im Bereich industriell-stoffliche Nutzung (ca. 800 Millionen Euro) investiert werden, wobei hier insbesondere die industrielle Biotechnologie eine wesentliche Rolle spielt, um neue Wege für den Einsatz biologischer Ressourcen in der Wirtschaft voranzutreiben. Dass die Bundesregierung der Biotechnologie eine wichtige Bedeutung beimisst, spiegelt sich auch in der ersten konkreten Fördermaßnahme im Rahmen der Bioökonomie-Forschungsstrategie wider. So kündigte Rachel eine Innovationsinitiative zur Weißen (industriellen) Biotechnologie an, die ein geplantes Fördervolumen von 100 Millionen Euro umfassen soll.

Weiße Biotechnologie ist erster Förderschwerpunkt

"Die Weiße Biotechnologie ist ein wichtiger Wertschöpfungstreiber für die Bioökonomie", sagte Holger Zinke, der als Chef des Zwingenberger Biotech-Unternehmens Brain AG einer der prominentesten Vertreter der industriellen Biotechnologie in Deutschland ist und 2008 mit als Pionier des nachhaltigen Wirtschaftens mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgezeichnet wurde (mehr...). Im Rahmen der Pressekonferenz zur Forschungsstrategie sagte er, dass die Nutzung biotechnologischer Verfahren in der Industrie längst kein Nischendasein mehr fristet und für viele Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil ihrer Wettbewerbsfähigkeit darstellt. "Die Wissensexplosion in den Biowissenschaften ist für viele die Basis ihrer Innovationskraft", stellte Zinke am Beispiel der Aminosäureproduktion in der Futtermittelherstellung dar und betonte: „Jede investierte Million wird in der Branche relativ schnell in wissensbasierte Arbeitsplätze umgesetzt“. Obwohl Deutschland hinsichtlich der Biotechnologie nicht schlecht aufgestellt ist, sieht Zinke künftig jedoch noch großen Handlungsbedarf, damit sich die Gesellschaft tatsächlich in Richtung biobasierte Wirtschaft wandelt. "Wir müssen noch stärker auf Kooperationen und ungewöhnliche Netzwerke zwischen Partnern aus Industrie und Akademie setzen, um Innovationen voranzutreiben", sagte er.

Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030

Sie wollen mehr über die Forschungsstrategie der Bundesregierung erfahren? Hier erhalten Sie eine Reihe von Daten und Fakten.

Langfassung der Strategie: PDF-Download

Kurzfassung der Strategie: PDF-Download

Finanzübersicht: PDF-Download

Hintergrund zur Bioökonomie: PDF-Download 

Mehr Informationen zur Bioökonomie beim BMBF : hier klicken

Für neue Formen der Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette plädierte auch der Vorsitzende des Bioökonomierates, Reinhard Hüttl, und schlug die Gründung einer "Nationalen Plattform Bioökonomie" vor, um alle bioökonomie-relevanten Branchen und Wissenschaftsbereiche noch besser zu vernetzen. Vor zwei Monaten hatte der Bioökonomierat sein erstes Gutachten an die Bundesregierung überreicht und darin Empfehlungen an die Bundesregierung formuliert (mehr...).

Biotechnologie-Verbände reagieren erfreut

Auch der Industrieverband BIO Deutschland begrüßte die neue Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030, drängte jedoch auf eine Veränderung der politischen Rahmenbedingungen. „Die Identifizierung der derzeitigen mangelnden Eigenkapitalausstattung von Biotech-Unternehmen und des unterentwickelten Wagnis- und Beteiligungskapitalmarktes in Deutschland dürfen jedoch nur der erste Schritt sein, damit die Regierung rasch die dringend erforderlichen wirtschaftspolitischen Änderungen durchführt“, sagte der BIO Deutschland Vorstandsvorsitzende Peter Heinrich. In das gleiche Horn stößt die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), die die Forschungsstrategie ebenfalls positiv aufnahm: "Diese Chance sollten wir nutzen. Die Politik muss nun rasch Innovationshemmnisse für die Biotechnologie entlang der gesamten Wertschöpfungsketten beseitigen", sagt DIB-Geschäftsführer Ricardo Gent. Ziel müsse es insbesondere sein, gerade die Forschung steuerlich zu fördern.

 

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