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Forscher kämpfen für Grüne Gentechnik

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Angesichts der politischen Front gegen Grüne Gentechnik sehen Spitzenverbände den Forschungsstandort Deutschland in Gefahr. Quelle: Universität Bielefeld

15.05.2009  - 

Verlässliche rechtliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie die Erlaubnis zu Freilandversuchen sind die Kernpunkte eines Memorandums zur Grünen Gentechnik, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) am 13. Mai verabschiedet haben. Kritik an den jüngsten politischen Entscheidungen kam auch vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft und von Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard. Derweil findet im Vatikan eine Konferenz zum Thema Grüne Gentechnik statt.

Unter dem Titel „Forschung in Freiheit und Verantwortung“ kritisieren DFG und DLG vor allem die „widersprüchlichen“ politischen Entscheidungen im Bezug auf den Freilandanbau gentechnisch veränderter Pflanzen sowie die Zerstörung von Freilandversuchen durch Gentechnik-Gegner. Die jüngsten politischen Entscheidungen zeigten, dass eine „eindeutige, an Sachargumenten orientierte Linie derzeit nicht vorhanden und dringend erforderlich“ ist, heißt es im Memorandum. Aus ihrer Sicht ist der Forschungsstandort Deutschland in Gefahr. „Wissenschaftler an Hochschulen, öffentlichen Forschungseinrichtungen und mittelständischen Unternehmen sehen sich zunehmend gezwungen, ihre Forschungsvorhaben im Bereich der Grünen Gentechnik einzuschränken oder ganz aufzugeben“, heißt es in dem Text weiter. „Hier droht un eine wichtige Forschungsrichtung verloren zu gehen“, betonte DFG-Präsident Matthias Kleiner.

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Geopolitische Dimension der Forschung

DLG-Präsident Carl-Albrecht Barmer widerum verwies auf die geopolitische Dimension Grüner Gentechnik bei der weltweit steigenden Nachfrage nach Energie, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. „Wir müssen die Lehren aus Lampedusa ziehen, und uns auch im gesättigten Deutschland der Herausforderung Welternährung stellen“, sagte er. Die Nachfrage nach pflanzenbasierten Rohstoffen, Biomasse und einer Ertragssteigerung der begrenzten Ackerflächen würde ständig wachsen. „Die Wissenschaft ist sich ihrer hohen Verantwortung in der Grünen Gentechnik durchaus bewusst,“ erklärte Kleiner weiter. „Wir nehmen das sehr ernst.“ Dennoch seien „Verantwortung und Freiheit untrennbar verbunden“. Um das genetische Potential der Nutzpflanzen zu erforschen, seien Freilandversuche als Teil der Grundlagenforschung „unverzichtbar“.  Als sehr bedauerlich stufte Kleiner ein, dass die Universiäten Gießen, Marburg und Hohenheim wegen des Widerstands ihren Forschern Freilandversuche mit gv-Pflanzen untersagt haben. So mahnte denn auch der Präsident des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft, Arend Oetker, dass die Politik den fortschrittsfeindlichen Kräften nicht aus "populistischen Erwägungen" heraus folgen sollte.

Memorandum

DFG und DLG haben gemeinsam ein Memorandum zur Grünen Gentechnik verabschiedet und am 13. Mai veröffentlicht.

Mehr Infos: PDF-Download


Nicht Fehler aus der Roten Gentechnik wiederholen

Die Tübinger Medizin-Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Vollhard warnte davor, die Fehler bei  der heute unumstrittenen „roten Gentechnik“ (Anwendung in Medizin) im Landwirtschaftbereich zu wiederholen. „Forschung ist international, und Einschränkungen hierzulande verhindern ja nicht den Fortschritt weltweit, sondern klinken die deutschen Forscher und Pflanzenzüchter aus dm internationalen Wettbewerb aus“, betonte sie. Nüsslein-Volhard zog Parallelen zu den Anfängen der Roten Gentechnik vor 25 Jahren. Damals hätten nach irrationalen politischen Entscheidungen viele Forscher Deutschland verlassen und schließlich in den USA ein Verfahren zur gentechnischen Herstellung von Insulin entwickelt, welches auch dort produziert wurde. Der wissenschaftliche und ökonomische Schaden sei „riesig“ gewesen: „Die Vorreiterrolle Deutschlands in der Pflanzenzüchtung, die ein großes Kapital unseres Landes darstellt, ist ernsthaft gefährdet.“
Runder Tisch soll Diskussion versachlichen

Ausdrücklich begrüßte DFG-Präsident Kleiner den von Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) vorgeschlagenen „Runden Tisch“ von Wissenschaft und Politik zur Grünen Gentechnik, der am 20. Mai in Berlin stattfindet. Er hoffe, dass die Diskussion damit versachlicht werde „und dass die Politikerinnen und Politiker den Argumenten der Wissenschaft in dieser Sache folgen werden.“ Bisher hat sich nur die FDP eindeutig für die Grüne Gentechnik ausgesprochen. Die Union ist in der Frage zerstritten, die SPD eher skeptisch. Linkspartei und Grüne gelten als Gegner Grüner Gentechnik. In einem Interview mit der Berliner Zeitung setzte sich Schavan ausdrücklich dafür ein: „Das ist eine Zukunftstechnologie, die wir nicht kaputtmachen dürfen.“

Vatikan: Rolle der Gentechnik bei Nahrungssicherheit

Selbst im Vatikan ist das Thema Grüne Gentechnik inzwischen angekommen. Vom 15. bis 19. Mai findet unter dem Namen „Transgene Pflanzen für die Nahrungssicherheit im Entwicklungszusammenhang“ statt, die vor allem auf die Möglichkeiten von gv-Pflanzen bei der weltweiten Hungerbekämpfungt fokussieren soll. Unter den rund 40 Teilnehmern aus aller Welt befindet sich auch der Eric Sachs. Forschungsleiter des Agrarkonzerns Monsanto. Aus deutscher Sicht ist der Freiburger Forscher Peter Beyer vom Zentrum für Angewandte Biowissenschaft vertreten. Beyer wurde durch das Projekt „Golden Rice“ bekannt, bei dem gentechnisch veränderter Reis mit Beta-Carotin, einer Viramin-A-Vorstufe, angereichert wurde, um Ernährungsmängel in  Entwicklungsländern zu bekämpfen. Derzeit laufen fünf Feldversuche mit dem Reis in asiatischen Staaten. Beyer rechnet für das 2012 mit einer Markteinführung.  Zahlreiche Verbände und Organiationen hatten angesichts der starken Präsenz von Gentechnik-Befürwortern gegen die Konferenz protestiert. Sie fürchteten, dass sich die Kirche durch Unternehmensinteressen instrumentalisieren lassen. Daraufhin wurde die Teilnehmerliste noch einmal deutlich überarbeitet.  Nach Aussage von Beyer sollte es in „stiller Runde“ vor allem darum gehen, wie sich gemeinnützige Initiativen auf den nationalen Märkten etablieren ließen – trotz der erdrückenden Konkurrenz durch Unternehmen wie Monsanto. „Da hätte ich den Industrievertretern gerne mal auf den Zahn gefühlt“, bekennt Beyer gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). Welchen Kurs der Vatikan gegenüber der Grünen Gentechnik verfolgen will, ist allerdings unklar. Der heilige Stuhl arbeitet seit mehr als sechs Jahren an einer Stellungsnahme über Grüne Gentechnik unter moralischen Gesichtspunkten und Abwägung aller wissenschaftlichen Argumente. Noch ist kein Veröffentlichungstermin absehbar.

 

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