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Wochenrückblick KW 16

20.04.2009

Selektion menschlicher Embryonen umstritten

In der Frage der "genetischen Beratung", die Eltern erhalten sollen, wenn Embryonen die Anlage für eine seltene Erkrankung aufweisen, tun sich im Europäischen Parlament tiefe Gräben auf.Lightbox-Link
In der Frage der "genetischen Beratung", die Eltern erhalten sollen, wenn Embryonen die Anlage für eine seltene Erkrankung aufweisen, tun sich im Europäischen Parlament tiefe Gräben auf.Quelle: Europäisches Parlament
Im Europäischen Parlament zeichnet sich eine Kontroverse über die Selektion menschlicher Embryonen ab.

In einer Sitzung am Mittwoch hat sich die christdemokratische EVP-ED Fraktion gegen einen Vorschlag ausgesprochen, der es erlauben würde, im Rahmen einer künstlichen Befruchtung erzeugte Embryonen abzutöten, die ein Gen für eine seltene Krankheit tragen. Der Ausschuss für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hatte zuvor mit den Stimmen von Liberalen, Kommunisten und sozialdemokratischen Abgeordnete Anfang April einem Antrag des christdemokratischen Europaabgeordneten Antonios Trakatellis zugestimmt, Eltern nach einer genetischen Beratung bei der „Selektion“ von gesunden Embryonen zu unterstützen.

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Der Antrag war ein Zusatz zum sogenannten Trakatellis-Bericht, der eine gemeinsame Strategie zur Bekämpfung von seltenen Krankheiten in der Europäischen Union formuliert. Eine Abstimmung im Parlament steht allerdings noch aus. Der strittige Selektions-Zusatz gefährdet jetzt das gesamte Vorhaben. "Die Selektion von Embryonen ist völlig inakzeptabel", sagte der christdemokratische Europaabgeordnete und Ausschussmitglied Peter Liese. Falls die umstrittenen Änderungen nicht getilgt würden, werden die Christdemokraten den ansonsten "unstrittigen" Bericht komplett ablehnen, so Liese. Auch Behindertenverbände wie die Lebenshilfe und die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik hatten Kritik an den "Selektions"-Passagen geübt. "Es wird jetzt sehr darauf ankommen, wie die anderen politischen Fraktionen im Europäischen Parlament sich verhalten", sagte Liese.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Protein lähmt Tumorzellen

Tumorzellen sind häufig außerordentlich beweglich. Sie passen sich der jeweiligen Beschaffenheit des Gewebes an, indem sie ihre Form ständig verändern und sich mithilfe spezieller Rezeptoren bei ihrer Bewegung flexibel an umliegendes Gewebe anheften.

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Ein solcher Rezeptor ist das so genannte ß1-Integrin, der in vielen Tumoren gehäuft gebildet wird. Ein bestimmtes Protein ist jedoch in der Lage, den Rezeptor und damit die Beweglichkeit der Tumorzellen zu hemmen. Das berichtet eine Arbeitsgruppe des Pharmakologischen Instituts der Universität Heidelberg in der Zeitschrift Nature Cell Biology (Online-Veröffentlichung, 6. April 2009). "Der Zell-Signalfaktor SCAI kontrolliert die Bildung und Funktion von ß1-Integrin", erklärt Robert Grosse., der in Heidelberg eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Emmy Noether Nachwuchsgruppe leitet. Fehlt SCAI , sind die Folgen fatal. Die Zelle kann schneller in eine aggressivere Form wechseln und in umliegendes Gewebe eindringen, ein entscheidender Schritt hin zu starker Tumorausbreitung und der möglichen Bildung von Metastasen. "Offenbar ist das Protein in vielen Tumorarten, zum Beispiel Brust-, Lungen- oder Schilddrüsenkrebs, ausgeschaltet", sagt Grosse. Die Wissenschaftler hoffen nun, dass der neue Faktor sich als Ansatzpunkt für neue Mechanismen zur Krebsbekämpfung erweist.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

"The Scientist" mit Sonderausgabe zur Biotechnologie in NRW

Im Vorfeld der weltgrößten Biotechnologie-Messe in Atlanta erscheint der "Scientist" mit einer 90-seitigen Beilage zur Biotech-Region Nordrhein-Westfalen.Lightbox-Link
Im Vorfeld der weltgrößten Biotechnologie-Messe in Atlanta erscheint der "Scientist" mit einer 90-seitigen Beilage zur Biotech-Region Nordrhein-Westfalen.Quelle: The Scientist
Die April-Ausgabe des Fachmagazins The Scientist erscheint in dieser Woche mit einer Sonderbeilage zum Biotechnologiestandort Nordrhein-Westfalen.

Dabei wird das Bundesland als führender Biotechnologie-Standort in Deutschland vorgestellt . Die Beilage porträtiert Forscher und informiert über aktuelle Forschungs- und Entwicklungstrends der Biotech-Unternehmen. Die von NRW und dem "Scientist" gemeinsam konzipierte Publikation richtet sich im Vorfeld der weltweitgrößten Biotechnologiemesse BIO 2009 im Mai in den Atlanta vor allem an Wissenschaftler und Unternehmensvertreter in den USA und Kanada. Nordrhein-Westfalen wird mit 15 Ausstellern bei der Messe vertreten sein. Mit knapp 60 dedizierten Biotechnologie-Unternehmen ist NRW einer der größten Standorte der Branche in Deutschland. Zudem ist die Biotechnologie eines von vier Technologiefeldern, die das Innovationsministerium bevorzugt unterstützt. "Die Führungsrolle der nordrhein-westfälischen Biotechnologie aufzudecken und zu erzählen war überraschend und gleichsam erfreulich", kommentierte Scientist-Herausgeber Richard Gallagher die Zusammenarbeit.
Das Scientist-Supplement als pdf-Download: hier klicken

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Alzheimer erstmals in Echtzeit beobachtet

Rund eine Million Menschen leiden in Deutschland an der Alzheimerschen Erkrankung. Weltweit sind es nach Schätzungen zwischen zwölf und 18 Millionen Patienten.

Bei Alzheimer sterben massenhaft Nervenzellen ab, hier ein Neuron im Hippocampus. Mit einem Lasermikroskop konnten deutsche Wissenschaftler den Untergang der Zellen zum ersten Mal in Echtzeit beobachten.Lightbox-Link
Bei Alzheimer sterben massenhaft Nervenzellen ab, hier ein Neuron im Hippocampus. Mit einem Lasermikroskop konnten deutsche Wissenschaftler den Untergang der Zellen zum ersten Mal in Echtzeit beobachten.Quelle: Baylor College of Medicine

Nicht zuletzt wegen der immer älter werdenden Menschen in den Industriegesellschaften geht der Trend weiter nach oben. Die Wissenschaft weiß zwar, dass bei der neurodegenerativen Erkrankung großflächig Neuronen absterben. Allerdings haben die Forscher die desaströsen Folgen von Alzheimer bislang nur im Nachhinein dokumentieren können. Forscher am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen der Ludwig-Maximilians-Universität in München konnten nun erstmals den Untergang der Nervenzellen live beobachten, wie sie im Fachblatt Journal of Clinical Investigation (Online-Veröffentlichung, 13. April 2009) berichten.

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Fördebreispiel: KMU-innovativ: Neue Therapie für Alzheimer

Das Team um Christian Haass schleuste Zebrafischen ein Gen ein, das beim Menschen zu einer erblichen Form von Alzheimer führt. Die durchsichtigen Larven entwickelten daraufhin charakteristische Symptome, etwa auch das Absterben von Neuronen, was sich unter einem Lasermikroskop erstmals im lebenden Organismus verfolgen ließ. Die Forscher gaben dazu einen Farbstoff ins Wasser, der gezielt sterbende Zellen anfärbt. Damit war auch zu sehen, ob potentielle Wirkstoffe tatsächlich einen schützenden Effekt haben. In ersten Versuchen mit neu entwickelten Substanzen wurde das bereits getestet, wie Haass berichtet. "Ein Wirkstoff war in lebenden Fischen aktiv - und konnte die krankheitsbedingten Prozesse im Zebrafisch zumindest teilweise blockieren."

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Wie rechts und links entstehen

Rein äußerlich sind die meisten Tiere und auch der Mensch symmetrisch angeordnet. Doch unter der Haut sieht es meist anders aus: Das Herz schlägt links, der Blinddarm entzündet sich rechts, und auch Lunge, Leber und Milz ordnen sich nicht in ein spiegelsymmetrisches Rechts-Links-Schema ein. Wenn die innere Ordnung gestört ist, können zum Teil schwere Krankheiten die Folge sein, von Herzfehlern bis zum Fehlen eines ganzen Organs wie der Milz.
Vor zwei Jahren  beschrieben Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Current Biology (Ausg. 17, 2009, Nr. 1, S. 60-66) zum ersten Mal, wie die Rechts-Links-Orientierung im zunächst symmetrischen Embryo funktioniert. In Frosch-Embryonen entdeckten die Forscher um Martin Blum Zellen, die eine Art Wimpern - sogenannte Cilien - trugen. Im Alter von wenigen Stunden begannen die Zellen die Wimpern synchron im Kreis zu schlagen. Als Folge entstand innerhalb des Embryos ein linksgerichteter Flüssigkeitsstrom, der bestimmte Gene in den Zellen der linken Körperhälfte aktivierte. In der rechten Körperhälfte blieben die gleichen Gene inaktiv. Die Forscher glaubten, damit einen universellen Mechanismus gefunden zu haben. Doch als sie den Embryo eines Schweins untersuchten, gab es eine Überraschung. Bei ihm manifestieren sich Rechts-Links-Unterschiede, ohne dass Cilien beteiligt sind. Zeitgleich machten befreundete Forscher in Harvard die Beobachtung, dass auch dem Hühnerembryo die Cilien fehlen.
Die in Science (Online-Veröffentlichung, 9. April 2009) veröffentlichte Beobachtung wirft nach Ansicht der Forscher mehr neue Fragen auf als sie beantwortet: "Dass Schwein, Maus und Kaninchen als eng verwandte Säugetiere zwei völlig unabhängige Mechanismen entwickelt haben, können wir ausschließen, vor allem weil alle Tieren die gleichen Gene besitzen, die in der Folge asymmetrisch aktiviert werden", sagt Blum. Stattdessen suchen die Biologen nun nach einem neuen, gemeinsamen Grundmechanismus, von dem Cilien und Zellwanderung nur unterschiedliche Varianten sind.

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Wissenschaftler fordern Unterstützung für Pflanzenforschung

Die großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland haben in einer gemeinsamen Erklärung auf das Verbot der gv-Maissorte MON810 durch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) reagiert.

Das Anbauverbot für gentechnisch veränderten Mais könnte nach Ansicht der deutschen Wissenschaftsorganisationen dazu beitragen, die genetische Forschung an Pflanzen in Deutschland irreparabel zu beschädigen.Lightbox-Link
Das Anbauverbot für gentechnisch veränderten Mais könnte nach Ansicht der deutschen Wissenschaftsorganisationen dazu beitragen, die genetische Forschung an Pflanzen in Deutschland irreparabel zu beschädigen.Quelle: BASF
"Aus der Sicht von Wissenschaft und Forschung besteht große Sorge, dass diese Entscheidung den Trend verstärken wird, mit einer aller Voraussicht nach wichtigen Zukunftstechnologie irrational umzugehen und dadurch irreparable Schäden für den Standort Deutschland herbeizuführen", heißt es in dem Schreiben, das unter im Namen der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Hochschulrektorenkonferenz veröffentlicht wurde. Die Unterzeichner verweisen auf die "umfangreiche" Sicherheitsforschung, die begleitend zur Forschung an Pflanzen stattfindet. "Nie haben entsprechende Untersuchungen fundierte Ergebnisse erbracht, die eine Abkehr von dieser Technologie auch nur entfernt nahe legen könnten." Die Wissenschaftler fordern die Regierung desweiteren dazu auf, für verlässliche Rahmenbedingungen bei der Forschung und Nutzung der Grünen Gentechnik zu schaffen. "Diffuse Ängste" dürften nicht die Sachargumente verdrängen. Den runden Tisch, den Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) zur Grünen Gentechnik plant, sei ein Schritt in die richtige Richtung.
Das vollständige Schreiben: hier klicken

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