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Geneart AG kündigt Börsengang für Ende Mai an

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Die Geneart AG in Regensburg wagt den Sprung aufs Börsenparkett. Quelle: pixelquelle.de

05.05.2006  - 

Die Geneart AG in Regensburg gehört zu den wenigen deutschen Biotech-Unternehmen, die profitabel arbeiten. Jetzt hat der Spezialist für maßgeschneiderte Gene angekündigt, sich am 23. Mai aufs Börsenparkett in Frankfurt zu wagen. Die 1999 als Start-up der Universität Regensburg gegründete Firma wäre damit das 15. deutsche Biotech-Unternehmen, das an der Börse gelistet ist. Die Zeichnungsfrist ist für den 17. bis 19. Mai geplant.

Die Geneart AG hat sich auf die Herstellung maßgeschneiderter künstlicher Gene spezialisiert. Damit liefert das Unternehmen die Basis für die Entwicklung von Impfstoffen oder Medikamenten und hat andere Biotech-, Pharma- und Chemiefirmen ebenso als Kunden wie Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Die Idee zur Gründung des Unternehmens entstand im Jahr 1999 – durch den HIV-Spezialisten Ralf Wagner, Leiter des Bereichs HIV-Impfstoffentwicklung & Gentherapie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universtität Regensburg.

Maßgeschneiderte Gene im automatisierten Verfahren

Damals brauchte Wagner ein bestimmtes synthetisches Gen als HIV-Impfstoffkandidat, dessen Herstellung zu jenem Zeitpunkt eine mühsame, zeitintensive und teure Angelegenheit war und durch einen externen Anbieter gut 60.000 US-Dollar gekostet hätte. Dieses Geld investierte Wagner lieber in seinen Doktoranden Markus Graf, der das künstliche Gen in einem halben Jahr baute und damit die Basis für die Geschäftsidee von Geneart legte. Heute hat das 60-Mann-Unternehmen in Regensburg dieses Verfahren verfeinert und automatisiert, so dass die Prozedur nunmehr eine Sache von wenigen Wochen ist. Bislang mit Erfolg: Im Jahr 2005 hat Geneart mit einem 78%igem Umsatzwachstum auf 4,5 Millionen Euro die Gewinnzone erreicht und auch für das Jahr 2006 rechnen die Regensburger mit weiterem Wachstum im zweistelligen Bereich.

Veränderung vom "leisen" zum "lauten" HI-Virus

Neben der Basistechnologie beteiligen sich die Geneart-Forscher aber immer noch an der Entwicklung möglichst effizienter Impfstoffkandidaten zur Behandlung von HIV-Infektionen. In Kooperation mit anderen Wissenschaftlern  - etwa dem Regensburger Forscher Hans Wolf, der das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Universität Regensburg leitet und mit an der Gründung des Unternehmens beteiligt war - geht es beispielsweise darum, bestimmte Gen-Einzelteile von in China verbreiteten HI-Viren-Stämmen nachzubilden und so zu verändern, dass das Immunsystem darauf aufmerksam wird. Dadurch soll aus dem ursprünglich „leisen“ HI-Virus, das zwar kurzzeitig Symptome wie eine Grippe hervorruft, aber das Immunsystem nicht in höchste Alarmbereitschaft versetzt,  ein „lautes“  werden, das die Produktion spezieller Killerzellen in Gang setzt. Für diesen Impfstoff-Ansatz hat Geneart Patente an das EUROVACC-Netzwerk auslizensiert, in dessen Rahmen die konkrete Impfstoffentwicklung erfolgt. Geneart ist aber auch in mehreren anderen Forschungsverbünden auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene daran beteiligt, die Impfstoffentwicklung zur Bekämpfung des HI-Virus voranzutreiben. So baut Geneart in einem Forschungsverbund unter anderem eine Technologieplattform auf, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms BioChancePlus mit 3 Millionen Euro unterstützt wird.

Partnerschaften auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene

Mit der Expertise im Bereich optimierter Designergene und deren Einsatz in der Impfstoffentwicklung ist Geneart aber auch Partner von Hochschulen wie Harvard, Stanford und Oxford sowie internationaler Organisationen wie der International AIDS Vaccine Initative (IAVI), der South African Aids Vaccine Initiative (SAAVI), THERAVAC, CANVAC sowie der wichtigsten Pharmaunternehmen im Bereich der HIV-Forschung. Als Teilnehmer eines von der Europäischen Union geförderten HIV-Impfstoffclusters (DECVAC) sind die Regensburger zudem seit Anfang des Jahres 2006 an einem weiteren HIV-Forschungsprojekt maßgeblich beteiligt.

Mit dem nun angekündigten Börsengang am 23. Mai im Open Market der Frankfurter Börse wollen die Regensburger neues Kapital einwerben, um ihre Gensynthese-Technologie weiterzuentwickeln. Zur Zeichnung werden bis zu 650.000 Aktien aus einer Kapitalerhöhung und bis zu 110.000 Aktien aus dem Bestand von Finanzinvestoren angeboten. Die Zeichnungsfrist ist für den 17. bis 19. Mai geplant. Der Börsengang wird von der WestLB begleitet.