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BMBF stellt Aktionsplan zur Individualisierten Medizin vor

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Die Analyse individueller Daten aus unterschiedlichen Informationsebenen ergibt charakteristische Muster, deren Auswertung dazu beitragen kann, Prävention, Therapie oder Diagnosen personenbezogen zu optimieren. Quelle: artida/fotolia.com

23.04.2013  - 

Prognostische Biomarker- oder Gentests sind die Grundlage der personalisierten Medizin. Sie liefern vorab Informationen darüber, wie eine Behandlung wirkt, wie die Krankheit wahrscheinlich verläuft und wie hoch ein bestimmtes Medikament dosiert werden muss. Weil sie helfen können, nutzlose Behandlungen zu vermeiden und so die Budgets der Krankenkassen zu schonen, hat die Bundesregierung die personalisierte Medizin zu einer Priorität ihres 2010 verabschiedeten Rahmenprogramms Gesundheitsforschung erklärt. Mitte April hat Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) in Berlin den Aktionsplan „Individualisierte Medizin“ vorgestellt, der mit einem Budget von 100 Millionen Euro ausgestattet ist.

Die Fortschritte in der Erforschung von Krankheitsursachen und neue diagnostische Technologien lassen das Ziel näher rücken, für jede Patientin und für jeden Patienten das individuell höchstmögliche Maß an therapeutischer Wirksamkeit zu erreichen und dabei gleichzeitig unerwünschte Nebenwirkungen zu mindern. Ziel der individualisierten Medizin ist es, Krankheiten früher zu erkennen, ihnen wirksamer vorzubeugen und sie effektiver zu behandeln. Bei Hepatitis-C-Infektionen ist es zum Beispiel bereits heute möglich, für den jeweiligen Patienten die individuell beste Therapie zu bestimmen. Als Indikator dient eine Genvariante des Botenstoffes Interleukin 28 (IL28B), die bei den Patienten leicht nachgewiesen werden kann. Anhand dieser Genvariante kann der behandelnde Arzt die optimale Therapie maßgeschneidert für den jeweiligen Patienten ermitteln – und möglichst schonend und wirksam behandeln.

Rund 100 Millionen Euro investiert das Bundesforschungsministerium nun von 2013 bis 2016 in ein Maßnahmenpaket im Rahmen des 5,5 Mrd. schweren Gesundheitsforschungsrahmenprogramms. Der Aktionsplan "Individualisierte Medizin: Ein neuer Weg in Forschung und Gesundheitsversorgung" ruhe auf drei Säulen, erklärte Bundesforschungsministerin Wanka am 22. April in Berlin. 

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Mit Bioinformatik Therapiekonzepte verbessern

Die erste Säule ist der Systemmedizin gewidmet. Hier geht es darum, molekularbiologische Erkenntnisse bioinformatisch zu nutzen, um die Entwicklung neuer Therapien und Diagnostika zu erleichtern. So ermöglichen moderne Hochdurchsatzverfahren die systematische Erfassung und Analyse immer größerer medizinisch relevanter Datenmengen bei vertretbaren Kosten. Ganze Genome einer steigenden Zahl von Menschen sind bereits sequenziert und liegen als Datensätze vor. Gleiches gilt im zunehmenden Maße für andere Informationsebenen, wie das Epigenom, das Proteom oder das Metabolom. Auch Daten zu klinischen Phänotypen, Anamnesedaten sowie Daten zu Umweltfaktoren, denen Menschen ausgesetzt sind, werden immer häufiger und in größerem Umfang erhoben. Diese Datensätze als Ganzes haben einen enormen Informationsgehalt, dessen prognostischer, diagnostischer und therapeutischer Wert bislang nur wenig erforscht ist. Die Informationswissenschaften liefern den Schlüssel, um diesen Wissensschatz zu heben. Erste Analysen solcher Datensätze haben bereits erkennen lassen, dass die in ihnen enthaltenen, für jeden Einzelnen charakteristischen Muster und Signaturen ein Potential für individualisierte Prävention und umfassendere Diagnostik sowie daraus abzuleitende individualisierte Therapien darstellen. Mit dem Ideenwettbewerb „Demonstratoren zur Individualisierten Medizin“ im Rahmen des Förderkonzepts „eMed: Maßnahmen zur Etablierung der Systemmedizin“ sollen nun entsprechende Forschungs- und Entwicklungsprojekte durch das BMBF unterstützt werden.  

BMBF-Förderungen im Überblick

Mehr Informationen zum Ideenwettbewerb "Demonstratoren zur Individualisierten Medizin": hier klicken

Mehr Informationen zur Fördermaßnahme "Innovationen für die Individualisierte Medizin": hier klicken.

Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft forcieren

In der zweiten Säule „Innovationen für die Individualisierte Medizin“ steht wiederum die Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschern im Fokus. Gemeinsam sollen sie prüfen, wie aussagekräftig neu entdeckte DNA- und Protein-Biomarker tatsächlich sind. Klinisch nützliche Marker sollen durch finanzielle Unterstützung des BMBF schneller als bisher den Weg ans Krankenbett finde. Eine entsprechende Ausschreibung ist hier ebenfalls gestartet.  

Als besonderes persönliches Anliegen bezeichnete Wanka den dritten Schwerpunkt des Aktionsplans – die Förderung von Projekten, die sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen der individualisierten Medizin beschäftigen, und zu deren Akzeptanz beitragen sollen. „Die individualisierte Medizin ist eines der vielversprechendsten Felder unserer molekularen Medizin“, erklärte Wanka. Sie biete die große Chance, zugleich die Gesundheit der Bürger zu fördern und Deutschlands Position in der Gesundheitsforschung weiter auszubauen.

Welche Bedeutung die individualisierte Medizin bereits heute hat, verdeutlichten auch Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft. „Wir denken, dass das dies die Medizin der Zukunft ist“, bestätigte Khusru Asadullah, Leiter Global Biomarker Pharmaceuticals der Bayer Pharma AG in Berlin. „Deshalb ist die individualisierte – oder besser – stratifizierte Medizin ein wesentliches Element unserer Forschungsstrategie.“ Derzeit sind in Deutschland 26 Biomarker zugelassen. In wissenschaftlichen Veröffentlichungen hingegen wird über rund 155.000 weitere berichtet. Diese ließen sich insbesondere für die Personalisierung der Onkologie, aber auch bei immunologischen oder Herzlkreislauf-Leiden nutzen, zeigte sich Asadullah überzeugt.

Dem stimmte auch Christoph von Kalle, Krebsexperte am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg zu. „Neue Methoden der Genom- und Proteomforschung haben in nur 20 Jahren zu einer echten Wissensexplosion in der Molekularbiologie geführt“, betonte er. Verfahren zur Analyse von Biomarkern, wie das Next-Generation Sequencing oder die Proteomforschung, rücken die biologische Grundlagenforschung „sehr nahe ans Krankenbett. Wir lernen immer besser, was Erkrankungen auslöst“, so von Kalle.

Die Individualisierte Medizin sei aber, so Ministerin Wanka, „nicht etwas, das eine einzelne Klinik oder ein einzelnes Unternehmen“ stemmen könne. Vor diesem Hintergrund nehme das Thema in den sechs Gesundheitsforschungszentren eine wesentliche Rolle ein. In diesen erforschen Deutschlands beste Grundlagenforscher und Ärzte, die molekularen Ursachen weitverbreiteter Zivilisationkrankheiten wie Krebs, Diabetes, Rheuma, Herzinfarkt, Alzheimer & Co (mehr...). Darüber hinaus hat sich das BMBF zum Ziel gesetzt, bei der Verzahnung von Diagnostik und Therapie insbesondere die Position kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zu stärken. Die Teilnahme von KMU an den jetzt gestarteten Ausschreibungen ist daher besonders erwünscht. 


© biotechnologie.de/tg+sw

 

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