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Sport hält die Chromosomen jung

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Sport bewahrt die Chromosomenenden vor altersbedingter Erosion, wie Forscher aus Düsseldorf und Homburg jetzt belegen konnten. Quelle: NIHGR

16.12.2009  - 

"No sports" antwortete der britische Premierminister Winston Churchill angeblich auf die Frage eines Reporters, wie man denn ein so hohes Alter erreichen könne. Forscher des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg und der Universität Düsseldorf würden nach ihrer jüngsten Entdeckung wohl heftig widersprechen und das Gegenteil behaupten: Nach ihren Erkenntnissen hält Sport sehr wohl jung, und zwar weil die Alters-Schutzkappen der Chromosomen länger intakt bleiben. Über ihre an Mäusen und Ausdauersportlern gewonnenen Erkenntnisse berichten die Wissenschaftler im Fachblatt Circulation (2009, Bd. 120, S. 2438-2447).


 

Altern ist ein komplexer Prozess, der Auswirkungen auf den ganzen Körper hat. Auf zellulärer Ebene beginnt er bei den Chromosomen, auf denen im Zellkern die Erbinformation gespeichert ist. An den Enden der Chromosomen finden sich scheinbar sinnlose Wiederholungen einer kurzen DNA-Basensequenz. Diese als Telomere bezeichneten Kappen verhindern ein "Verkleben" der Chromosomen untereinander. Zudem fungieren sie als Puffer für die eigentlichen Gene, da die Chromosomen bei jeder Zellteilung etwas gekürzt werden. Aus früheren Studien ist bekannt, dass kurze Telomere das Krankheits- und Sterberisiko erhöhen.

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Aktive Mäuse haben mehr Telomerasen als Artgenossen

Ist mit zunehmendem Alter schließlich eine kritische Länge oder vielmehr Kürze der Telomere erreicht, würde bei jeder erneuten Zellteilung möglicherweise auch die genetische Information der Chromosomen geschädigt. Um dies zu verhindern, fällt die Zelle in einen inaktiven Zustand, die sogenannte Seneszenz, und kann ihre Aufgabe nicht mehr korrekt erledigen. Der gesamte Organismus wird störanfälliger für Krankheiten. Schließlich sterben die Zellen. Der Körper beginnt zu altern.

Wissenschaftler der Klinik für Innere Medizin der Universität des Saarlandes haben nun zusammen mit Kollegen des Instiuts für umweltmedizinische Forschung an der Universität Düsseldorf den Beleg dafür gefunden, was nicht nur Sportler schon lange vermuten. Regelmäßige Bewegung hält tatsächlich jung und sorgt für ein robustes Herz-Kreislauf-System, das nicht so anfällig für Stress ist. Grund dafür ist offenbar ein intaktes Reparatursystem: Der Körper hat nämlich gegen den altersbedingten Verschleiß der Chromosomen schon ein Gegenmittel entwickelt. Ein Enzym namens Telomerase sorgt im Zellkern dafür, dass bei der Zellteilung verlustig gegangene Telomersequenzen ergänzt und die Schutzkappen damit wiederhergestellt werden.

Ulrich Laufs von der Universität des Saarlandes untersuchte nun zusammen mit Kollegen, wie sich körperliche Betätigung auf dieses natürliche Ausbesserungssystem auswirkt. In den Blutgefäßen und weißen Blutkörperchen von Mäusen, die sich nach Herzenslust in einem Laufrad austoben konnten, fanden sie mehr Telomerasen als bei Artgenossen, in deren Käfigen kein Laufrad hing. Auch zeigten die Zellen in der Blutgefäßwand der ersten Gruppe eine geringere Neigung zu stressbedingtem Selbstmord.

Die Beobachtungen an den aktiven Mäusen untermauerten die Mediziner mit Tests an menschlichen Sportlern, darunter auch Mitglieder der deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft. Deren weiße Blutkörperchen wiesen eine höhere Telomeraseaktivität auf als solche von gesunden, nichtrauchenden Sportmuffeln, fanden die Mediziner. Im Einklang mit dieser Beobachtung waren die Telomere bei Ausdauersportlern mittleren Alters deutlich weniger erodiert als bei wenig sportlichen Altersgenossen. “Dies stellt einen direkten Beweis für die alterungsbremsende Wirkung körperlicher Aktivität dar”, erklärt Laufs. Der zigarrenrauchende Whiskey- und Champagnerliebhaber Winston Churchill hatte also scheinbar unrecht. Doch in jungen Jahren war Churchill durchaus sportlich, unter anderem als Fechter, Schütze, Reiter und Polospiele. Noch im Alter von mehr als siebzig Jahren nahm er an Fuchsjagden teil. Winston Churchill wurde 90 Jahre alt.

 

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