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Zwei Risikogene für Parkinson entdeckt

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Die genetische Ursachenforschung wird am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen als Schlüssel zu einer wirksamen Parkinson-Therapie angesehen - dafür benötigt man DNA - Proben der Patienten. Quelle: Herthie-Institut für klinische Hirnforschung

20.11.2009  - 

In einer genomweiten Assoziationsstudie ist es Wissenschaftlern im Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universität Tübingen in Zusammenarbeit mit amerikanischen Forschern des National Institute of Health (NIH) gelungen, neue genetische Risikofaktoren für Parkinson zu identifizieren. Der Vergleich von 13.500 Probanden brachte ein klares Ergebnis: Variationen auf den Genen Alpha-Synuclein (SNCA) und MAPT scheinen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit zusammenzuhängen, an Parkinson zu erkranken. Die Studie fand im Rahmen des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) statt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurde. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher im Fachblatt Nature Genetics (Online-Vorabveröffentlichung, 15. November 2009).

Die Parkinson-Erkrankung tritt bei jedem Hundertsten aller über 65-Jährigen und bei jedem Zwanzigsten aller über 85-Jährigen auf. Insgesamt leiden in Deutschland über 200.000 Menschen an Parkinson. Die Ursachen der neurodegenerativen Erkrankung sind nach wie vor nur zum Teil bekannt, man vermutete aber schon seit längerem, dass kleine Unterschiede im Erbgut eine wichtige Rolle spielen. In der jetzt veröffentlichten großen Vergleichsstudie suchten die Wissenschaftler aus Tübingen und  ihre Kollegen des US-amerikanischen National Institute of Health nach genetischen Prädispositionen für die sporadische Form von Parkinson, welche mit 95 Prozent der Erkrankungen die am häufigsten vorkommende Form ist.

Nationales Genomforschungsnetz

In dem Programm der Medizinischen Genomforschung kooperieren Großforschungs- einrichtungen, Universitäten, Kliniken und Industrieunter- nehmen bundesweit an mehr als 60 vernetzten Standorten in interdisziplinär organisierten Verbünden im Kampf gegen die großen Volkskrankheiten.

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Parkinson-Gene bei Europäern und Japanern unterschiedlich

Während die bisher durchgeführten genomweiten Studien zu diesem Thema zu klein waren, um relevante genetische Risikofaktoren zu identifizieren, weist die aktuelle Studie mit den insgesamt rund 13.500 Probanden aus den USA, Deutschland und Nordeuropa eine Größe auf, die den Wissenschaftlern zufolge nun deutliche Hinweise gebe. Die Forschungsgruppen um Professor Thomas Gasser und Professor Andrew Singleton verglichen insgesamt  500.000 kleine individuelle Unterschiede im Erbgut, sogenannte Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs), bei 1.713 Parkinson-Patienten und 3.978 gesunden Kontrollpersonen.

Die Ergebnisse wurden dann mit einer zweiten Gruppe abgeglichen, die aus 3.361 Parkinson-Patienten und einer 4.573 Personen umfassenden Kontrollgruppe bestand. Alle Probanden waren deutscher und nordeuropäischer Abstammung. Im Anschluss verglichen die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit einer Studie, die an japanischen Probanden durchgeführt wurde, und die jetzt in der gleichen Ausgabe von Nature Genetics  (Online-Vorabveröffentlichung, 15. November 2009) erschienen ist. In dieser japanischen Studie wurde die starke Assoziation zu SNCA ebenfalls bestätigt, aber nicht die zum Gen  MAPT, was darauf hindeuten könnte, dass die komplexe Erkrankung sich in verschiedenen Populationen weltweit unterschiedlich genetisch manifestiert.

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Familiäre und sporadische Parkinson hängen zusammen

Bereits bekannt war, dass Mutationen in SNCA zu einer sehr seltenen Form von familiärem Parkinson führen. Zusätzlich fand das internationale Forscherteam Beweise für zwei weitere Risikovarianten. Die erste, welche die stärkste in der japanischen Population war, wurde Park16 genannt; die zweite, LRRK2, liegt in der Nachbarschaft eines Gens, das bereits vor fünf Jahren von den Gruppen um Andrew Singleton und Thomas Gasser entdeckt wurde und das als die häufigste Ursache für die familiäre Form der Parkinson-Erkrankung gilt.

Bemerkenswert an der vorliegenden Studie ist, dass zwei der hier identifizierten Risikovarianten auf Gene zurückzuführen sind, die bereits mit familiären Fällen von Parkinson in Verbindung stehen. Das bedeutet, dass die seltene familiäre Erkrankung (5 Prozent) mit der häufigeren sporadischen Erkrankung (95 Prozent) ursächlich zusammenzuhängen scheint. Erstmals konnten die deutschen und amerikanischen Forscher nachweisen,  dass bestimmte häufig vorkommende DNA-Sequenzveränderungen eine klare Rolle in der Entstehung der Parkinson-Erkrankung spielen. Mit dem besseren Verständnis der zugrundeliegenden genetischen Faktoren, welche die Krankheit mit verursachen, ist die Entwicklung gezielter Therapien näher gerückt, welche den Verlauf der Parkinson-Erkrankung aufhalten oder die Krankheit verhindern könnten.

 

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