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Notiz: Drei Biowissenschaftler mit Leibniz-Preis ausgezeichnet

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Die Leibniz-Preisträger 2009 mit Bundesforschungsministerin Annette Schavan und DFG-Präsident Matthias Kleiner. Quelle: DFG/ Jürgen Querbach

02.04.2009  - 

Insgesamt elf Wissenschaftler wurden am 30. März bei einer Festveranstaltung in Berlin mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises ausgezeichnet. Aus insgesamt 141 Vorschlägen wählte der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auch eine Forscherin und zwei Forscher aus den Lebenswissenschaften aus. Die Mikrobiologin Antje Boetius vom MPI in Bremen, der Virologe und HIV-Experte Frank Kirchhoff sowie der Gastroenterologe Lenhard Rudolph, beide aus Ulm, können sich nun jeweils über 2,5 Millionen Euro für ihre Forschung freuen – und sie in den nächsten sieben Jahren verwenden.



Inzwischen ist es schon fast eine kleine Tradition - auch in den vergangenen Jahren wurden stets drei Biowissenschaftler mit dem renommierten Preis ausgezeichnet. Der Leibniz-Preis wird seit 1986 im Rahmen des Gottfried Wilhelm Leibniz-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verliehen, um die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftler zu verbessern. Es können Vertreter aus allen Fachgebieten nominiert werden. Aus den Vorschlägen wählt der Nominierungsausschuss der DFG diejenigen Wissenschaftler aus, von denen er sich durch zusätzliche Förderung eine besondere Steigerung der wissenschaftlichen Leistungen verspricht. Der nationale Preis hat auch internationale Ausstrahlung: Sechs Leibniz-Preisträger haben bisher den Nobelpreis erhalten, darunter die Entwicklungsbiologin Christiane Nüsslein-Volhard, der Physiker Theodor Hänsch und der Chemiker Gerhard Ertl. Für das Jahr 2009 wurden insgesamt 141 Vorschläge eingereicht. In diesem Jahr können sich elf Wissenschaftler über den Preis freuen, darunter auch diese drei Biowissenschaftler:

Anjtre Boetius vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen.Lightbox-Link
Anjtre Boetius vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen.Quelle: MPI für Marine Mikrobiologie/ M. Schloesser

Antje Boetius (41), Mikrobielle Ökologie, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen

Der Meeresforscherin und Mikrobiologin gelang es als Erste, auf dem Ozeangrund mikrobielle Lebensgemeinschaften zu finden, die aus Sulfat reduzierenden Bakterien und metanotrophen Archaea bestehen. Diese Mikroorganismen veratmen in sauerstofffreier Umgebung das in gewaltigen Mengen im Meeresgrund vorhandene Methan - und sorgen so dafür, dass nur ein Teil dieses gefährlichsten aller Treibhausgase in die Atmosphäre gelangt. Diesen Prozess der anaeroben Oxidation von Methan, kurz AOM, konnte Boetius als erste beschreiben, was für Ökologen, Geologen und Ozeanografen sowie Mikrobiologen und Biochemiker von gleichermaßen hohem Interesse war. Mit ihren Arbeiten trägt Boetius zum Verständnis eines bedeutenden Prozesses im globalen Klimakreislauf bei.

Ein Großteil von Antje Boetius' Arbeit findet auf hoher See statt. Seit 1989 hat die Wissenschaftlerin an über 30 Expeditionen auf deutschen und ausländischen Forschungsschiffen teilgenommen und dort mit zahlreichen innovativen Methoden Proben entnommen und analysiert.

Nach dem Biologiestudium in Hamburg und der Promotion in Bremen forschte sie am Institut für Ostseeforschung in Warnemünde und am Max-Planck-Institut (MPI) für Marine Mikrobiologie in Bremen. 2001 wurde Sie als Assistant Professor an die private Jacobs University Bremen berufen; 2003 wurde sie dort Associate Professorin und zugleich Arbeitsgruppenleiterin am MPI für Marine Mikrobiologie.

Zum Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen: hier klicken


 

Frank Kirchhoff, Virologe am Institut für Virologie der Universität UlmLightbox-Link
Frank Kirchhoff, Virologe am Institut für Virologie der Universität UlmQuelle: DFG/ Jürgen Querbach

Frank Kirchhoff (47), Virologie, Institut für Virologie der Universität Ulm

Der Virologe hat in den letzten zwei Jahrzehnten dazu beigetragen, dass die Entstehung der Immunschwächekrankheit AIDS und insbesondere die Evolution des HI-Virus immer besser verstanden wird. Kirchhoff konzentrierte seine Forschungen auf eine der wichtigsten Proteinkomponenten des HI-Virus, das Nef-Protein, das vielfältige und ganz unterschiedliche Wirkungen hat: Beim Primaten verringert es die Pathogenese der HI-Viren, beim Menschen geht sein immunmodulierender Effekt dagegen verloren, sodass sich das Virus stark vermehren kann und hochpathogen ist. Weitere Entdeckungen Kirchhoffs gelten einem Peptid im menschlichen Blut, das aus 20 Aminosäureresten besteht und die Virusvermehrung blockiert, sowie einem Protein in der Samenflüssigkeit, das mit seinen Fasern HI-Viren einfängt, in Zellen eindringen lässt und damit die Infektionsrate erhöht. Diese Befunde können die hohen Raten der sexuellen Übertragung bei AIDS miterklären und gleichzeitig neue Ansätze zur Vermeidung der Übertragung aufzeigen.

Frank Kirchhoff studierte Biologie in Göttingen und promovierte am Deutschen Primatenzentrum über einen neuen HI-Virus-2-Klon. Als Postdoktorand an der renommierten Harvard Medical School in Boston/Massachusetts befasste er sich erstmals mit dem Nef-Protein des HI-Virus, der auch im Fokus seiner Arbeiten blieb, als Kirchhoff 1994 nach Deutschland zurückkehrte. Hier arbeitete er zunächst als Assistent, Privatdozent und Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg, bevor er 2001 einem Ruf nach Ulm folgte.

Zum Institut für Virologie der Universität Ulm: hier klicken


 

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Karl Lenhard Rudolph (39), Gastroenterologie, Institut für Molekulare Medizin und Max-Planck-Forschungsgruppe für Stammzellalterung der Universität Ulm

Karl Lenhard Rudolphs Arbeiten gelten den Telomeren, den Endstücken der menschlichen Chromosomen, die bei jeder Zellteilung ein Stück kürzer werden. Rudolph interessierte sich besonders für das Enzym Telomerase, auch Unsterblichkeits-Enzym genannt, das die Verkürzung der Telomere wieder rückgängig und damit potenziell unendlich viele Zellteilungen möglich macht. Anhand von Mausmodellen und -mutanten konnte Rudolph unter anderem zeigen, dass die Telomerverkürzung letztlich zu einer Verkürzung der Lebenszeit führt und dass beispielsweise die Entstehung der Leberzirrhose von der Telomerase-Aktivität abhängt.

Karl Lenhard Rudolph von der Universität UlmLightbox-Link
Karl Lenhard Rudolph von der Universität UlmQuelle: Universität Ulm

Er fand außerdem heraus, dass die Telomerverkürzung eine zweifache, entgegengesetzte Rolle bei der Entstehung von Krebs spielt: Einerseits führt sie zur Tumorunterdrückung, andererseits geht sie häufig mit spontaner Krebsbildung einher. Nicht zuletzt wies Rudolph nach, dass die Telomerverkürzung auch die Funktion und Lebensdauer von Stammzellen bestimmt. Nach dem Medizinstudium in Göttingen war Karl Lenhard Rudolph zunächst als Postdoktorand am Albert Einstein College in New York und am Dana Farber Center in Boston tätig, wo er sich erstmals mit den Telomeren befasste. Ab 2001 konnte er im Rahmen des Emmy Noether-Programms der DFG seine eigene Arbeitsgruppe an der Medizinischen Hochschule Hannover aufbauen, 2006 erhielt er eine der ersten Heisenberg-Professuren der DFG. Im Jahr darauf wechselte er als Lehrstuhlinhaber und Max-Planck-Forschungsgruppenleiter an die Universität Ulm.

Zur Max-Planck-Forschungsgruppe für Stammzellalterung an der Universität Ulm: hier klicken

 

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