Notiz: Globales Bio-Netzwerk mit Sitz in Deutschland
09.03.2009 -
Tausende Bakterien und menschliche Zellkulturen werden schon seit Jahren in Braunschweig fein säuberlich gelagert. Für Wissenschaftler eine Fundgrube: Hier können sie sich aus dem Katalog bestellen, was sie für ihre Forschung brauchen. Die Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) ist nun Sitz eines internationalen Netzwerks mehrerer nationaler und internationaler Sammlungen dieser Art. Gemeinsam sollen vergleichbare Standards im Umgang mit biologischem Material erarbeitet werden.
An keinem Ort in Europa ist die Auswahl an Bakterien größer als in der niedersächsischen Stadt Braunschweig. Annähernd 27 000 Bakterientypen sowie pflanzliche, tierische und menschliche Zellkulturen lagern in der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) fein säuberlich sortiert in Regalen und Tiefkühltanks. Wissenschaftler aus rund 80 Ländern bestellen dort Bakterien, Pflanzenviren und Zellen aus dem Katalog, um mit ihrer Hilfe Infektionen, Pflanzenkrankheiten oder die Entstehung von Krebs zu erforschen. In den Laboren der Industrie werden die Mikroorganismen auch für die Entwicklung von Alltagswaren wie zum Beispiel Lebens- oder Putzmitteln benötigt. Etwa die Hälfte der jährlich rund 32 000 Bestellungen kommt aus der Industrie, die andere aus der Wissenschaft.
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www.gbrcn.net |
Vergleichbare Standards nach den Richtlinien der OECD
Ähnliche Kultursammlungen, auch biologische Ressourcen-Center genannt, gibt es auf der ganzen Welt. Nun sollen die Daten in den vielen nationalen und regionalen Ressourcen-Centern besser verknüpft werden. Aus diesem Grund hat sich ein internationales Bio-Netzwerk gegründet, das seinen zentralen Sitz in Braunschweig hat: das Global Biological Resource Center Network (GBRCN). Insgesamt sind 15 Länder beim GBRCN dabei. Darüber hinaus beteiligen sich die World Federation for Culture Collections (WFCC), die European Culture Collections Organisation (ECCO) und das Asian Consortium for Microorganisms.
Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Netzwerk als Demonstrationsprojekt für zunächst drei Jahre. Federführend sind Dr. David Smith als Direktor und Dr. Dagmar Fritze als Geschäftsführerin. Smith wurde von der britischen Sammlung CABI für das Netzwerk freigestellt, Fritze von der DSMZ. "Einzelne Sammlungen müssen erheblichen Aufwand betreiben, um den Anforderungen der heutigen Biotechnologie und Biomedizin gerecht zu werden. Im Netzwerk wollen wir die Qualität und Zugänglichkeit von biologischen Ressourcen international vergleichbar machen", erläutert Fritze. Als Richtlinien gelten dabei Standards der Organisation für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD), die eigens für biologische Ressourcen-Center erarbeitet wurden.
Besonderes Augenmerk legt das Team dabei auf die Authentifizierung, die biologische Sicherheit und das geistige Eigentumsrecht. "Hier wollen wir gemeinsame Verfahren und Prinzipien entwickeln", verdeutlicht Smith. "Ein harmonisierter und geschützter Austausch von Ressourcen wird zur ökonomischen Entwicklung in der Biologie beitragen und den wissenschaftlichen Fortschritt sicherstellen", ergänzt Fritze. Bereits im Dezember 2008 hatte das GBRCN-Koordinationsteam seine Räumlichkeiten am Braunschweiger Julius-Kühn-Institut bezogen. Ende Februar fand nun ein Kick-off-Meeting mit allen Beteiligten aus Europa, Asien, Afrika sowie Nord- und Südamerika statt.