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Nicht verwandt und trotzdem gleich

Die "Baumhummer" von Neuguinea (Eurycantha, links) und der Lord Howe Insel (Dryococelus, rechts) weisen große Ähnlichkeit in Form und Verhalten auf, sind jedoch unabhängig voneinander entstanden. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die "Baumhummer" von Neuguinea (Eurycantha, links) und der Lord Howe Insel (Dryococelus, rechts) weisen große Ähnlichkeit in Form und Verhalten auf, sind jedoch unabhängig voneinander entstanden. Quelle: Michael Whiting und Thomas Reischig

19.12.2008  - 

Das Jahr 2009 gehört Charles Darwin. 200 Jahre wird es dann her sein, dass der britische Naturforscher geboren wurde. Sein Hauptwerk „Die Entstehung der Arten“, das als eines der einflussreichsten Bücher überhaupt gilt, ist 1859 erschienen. Schon ein Jahr später kam es auf Deutsch heraus. Göttinger Forscher konnten Darwins Evolutionstheorie nun um eine interessante Beobachtung bereichern. Sie haben zwei Insekten gefunden, die sich weitgehend gleichen, sich aber unabhängig voneinander entwickelt haben. Die Beobachtungen wurden jetzt in dem Journal "Proceedings of the Royal Society" (Online-Vorabveröffentlichung, 16. Dezember 2008) veröffentlicht.




 

Die Evolution kommt unter ähnlichen Bedingungen zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Das hat der Evolutionsbiologe und Zoologe Sven Bradler von der Universität Göttingen zusammen mit neuseeländischen Kollegen jetzt an einem bisher unbekannten Beispiel zeigen können. In einer molekularbiologischen Studie zu Verwandtschaftsverhältnissen wies Bradler nach, dass zwei spezielle Formen flügelloser Insekten aus der Gruppe der Stab- und Gespenstschrecken, die als "Baumhummer" bezeichnet werden, nicht wie bisher vermutet auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen. Und das, obwohl sie sich in Gestalt und Verhalten verblüffend ähneln.

Die ungeflügelten und bodenbewohnenden "Baumhummer" von der Lord Howe Insel (Dryococelus, links) und von Neuguinea (Eurycantha, rechts) sind unabhängig voneinander aus geflügelten Stabschrecken der Baumkrone (Mitte) hervorgegangen (Tiere nicht im Maßstab zueinander)Lightbox-Link
Die ungeflügelten und bodenbewohnenden "Baumhummer" von der Lord Howe Insel (Dryococelus, links) und von Neuguinea (Eurycantha, rechts) sind unabhängig voneinander aus geflügelten Stabschrecken der Baumkrone (Mitte) hervorgegangen (Tiere nicht im Maßstab zueinander)Quelle: Thomas Reischig

Population überlebt auf Eiland in der Tasmanischen See

"Baumhummer" sind mit nur wenigen Dutzend Arten im Pazifik auf Papua-Neuguinea und Neukaledonien beheimatet. Ursprünglich waren sie auch auf der Lord Howe Insel östlich von Australien zu finden, bis nach der Strandung eines Dampfschiffes 1918 Ratten auf das Eiland gelangten und die einzigartige Tierwelt vernichteten. Der "Baumhummer" Dryococelus australis galt dort 1986 offiziell als ausgestorben, bis im Februar 2001 eine kleine Population wiederentdeckt wurde - nicht etwa auf Lord Howe, sondern auf einem kargen Felsen 23 Kilometer entfernt inmitten der Tasmanischen See.

Diese bekannte Darwin-Karikatur erschien im britischen "Hornet Magazine" im Jahr 1871.Lightbox-Link
Diese bekannte Darwin-Karikatur erschien im britischen "Hornet Magazine" im Jahr 1871.Quelle: Hornet Magazine

 Als sie die wieder entdeckte Art untersuchten, gingen die Göttinger Forscher zunächst selbstverständlich davon aus, dass die nächsten Verwandten der Howe-Baumhummer auf Neuguinea lebten. Die beiden Arten glichen sich so stark, dass sie gemeinsame Vorfahren haben mussten, die sich in der Vergangenheit rund um den Indischen Ozean verteilten. Doch als Bradler und seine Kollegen nun mit Hilfe von DNA-Sequenzen 79 Stab- und Gespenstschrecken auf ihre Verwandtschaftsbeziehungen untersuchten, kamen sie zu einem überraschenden Ergebnis.

Gleiche Gestalt, unterschiedliche Vorfahren

Demnach gibt es keine Verbindungen zwischen den "Baumhummern" auf Lord Howe und denen Neuguinea, trotz großer Ähnlichkeit: Die Insekten sind flugunfähig, von gedrungener kräftiger Gestalt und verbergen sich tagsüber in bodennahen Hohlräumen. Die Männchen setzen ihre stark verdickten Hinterschenkel zur Verteidigung ein. Evolutiv sind sie beide aus verschiedenen Stabschrecken-Arten hervorgegangen.

"Die Anpassung an einen vergleichbaren Lebensraum und der damit verbundene Selektionsdruck haben vermutlich zu dieser parallelen Entwicklung geführt", erläutert Dr. Bradler. Die Entdeckung zeigt, wie prägend die herrschenden Umweltbedingungen für die langfristige Entwicklung des Lebens sind. 

 

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