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Wochenrückblick KW 45

Reaktionsgefäße aus Propylen werden in nahezu allen molekularbiologischen Labors der Welt verwendet. Sie stehen im Verdacht, Untersuchungsergebnisse zu verfälschen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Reaktionsgefäße aus Propylen werden in nahezu allen molekularbiologischen Labors der Welt verwendet. Sie stehen im Verdacht, Untersuchungsergebnisse zu verfälschen. Quelle: Eppendorf

10.11.2008  - 

biotechnologie.de hat für Sie sieben aktuelle Nachrichten zur Biotech-Branche aus den vergangenen Tagen zusammengefasst:


 

Pfizer schließt Insulin-Produktion in Frankfurt am Main  +++ Forschungsergebnisse vielleicht durch Plastikgefäße verfälscht +++ Hautmodelle sollen Tierversuche ersetzen +++ Berliner Wissenschaftler identifizieren eine Ursache für vorzeitige Alterung +++ Eiweiß zeigt Fortschritt der Leberzhirrose an +++ Fettsenker-Medikament als Alzheimer-Wirkstoff im Test +++ Sygnis bekommt deutliche Finanzspritze





Pfizer schließt Insulin-Produktion in Frankfurt am Main: Der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer wird sein Werk im Industriepark Frankfurt Höchst voraussichtlich Mitte 2009 schließen, wie am 6. November bekannt wurde. Für die aktuell noch 175 Beschäftigten werde nach Lösungen gesucht. Pfizer beschäftigte in Frankfurt 340 Mitarbeiter. Davon seien 165 dieses Jahr bereits ausgeschieden oder hätten andere Stellen innerhalb des Konzerns angenommen, erklärte das Unternehmen. Bis Jahresende werde es dank einer Betriebsvereinbarung keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Pfizer hatte in Frankfurt Höchst ausschließlich das inhalierbare Insulin Exubera hergestellt. Vor rund einem Jahr hatte der Konzern angekündigt, sich von dem Mittel zu trennen. Exubera galt einst als Hoffungsträger für Pfizer mit geschätzten Umsätzen von in der Spitze rund zwei Milliarden Dollar im Jahr. Es hatte allerdings nie die hochgesteckten Erwartungen erfüllt und erwies sich als Umsatzflop. Auch andere Konzerne wie Eli Lilly und Novo Nordisk stellten ihre Programme zur Entwicklung inhalierbaren Insulins ein. Pfizer hat auch einen Verkauf des Standorts geprüft, aber keinen geeigneten Käufer gefunden, wie das Unternehmen mitteilte. In Deutschland hat Pfizer nach eigenen Angaben noch rund 4500 Beschäftigte, im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen hier 1,6 Milliarden Euro Umsatz.

Zur Pressemeldung von Pfizer: hier klicken


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Der Hersteller Eppendorf verkauft nach eigenen Angaben jährlich 3 Milliarden der sogenannten "Eppis", die 0,5 bis zwei Milliliter Flüssigkeit fassen können. Auf der Unternehmenshomepage hat der Bestseller einen eigenen Bereich: hier klicken

Forschung womöglich durch Plastikgefäße verfälscht: Nahezu jedes molekularbiologische Labor der Welt verwendet für Untersuchungen und Experimente Reagenzbehälter aus Propylen. Die ohnehin große Rolle, die derartige Reaktionsgefäße in der Forschung spielen, könnte umfassender sein als erwünscht, wie jetzt eine Studie des kanadischen Pharmakologen Andrew Holt ergeben hat. Holt wunderte sich, wie er im Fachjournal Science (Bd. 322, S. 917, 2008) schreibt, dass Ammoniumchlorid selbst dann noch eine Wirkung auf ein Enzym hatte, als die Chemikalie schon stark verdünnt war. Nach zwei Jahren kam Holt darauf, dass die merkwürdigen Ergebnisse nicht am Ammoniumchlorid, sondern an den Reaktionsgefäßen lagen, in denen das Experiment durchgeführt wurde. Sie hatten Substanzen abgesondert, die die Ergebnisse verfälschten. Bei ihren Analysen fanden die Kanadier ein keimtötendes Desinfektionsmittel und ein Trennmittel, das bei der Herstellung des Roh-Propylens für die Röhrchen notwendig ist. Auch bei weiteren Tests von 15 Reaktionsgefäßen diverser Hersteller wurden sie fast immer fündig. Wahrscheinlich seien Experimente von Tausenden Forschern an Hochschulen und in der Industrie durch Chemikalien aus dem Plastik beeinträchtigt worden, schließt Andrew Holt, "mit dem Ergebnis, dass Zeit und Geld verschwendet wurden". Der weltweit führende Hersteller, die Hamburger Eppendorf AG, sagte, ihr sei der Einfluss der Gefäße durchaus bekannt. Man versuche aber, die Interferenzen möglichst gering zu halten. Holt empfiehlt den Kollegen, die Plastiktöpfchen vor dem Experiment noch einmal durchzuspülen.



Hautmodelle sollen Tierversuche ersetzen: Auf einer Sitzung im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin hat sich eine internationale Expertenkommission der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) darauf geeinigt, die Reizwirkung von Stoffen in Zukunft nicht mehr an den bisher vorgeschriebenen Kaninchen, sondern mit biotechnologisch hergestellten Modellen der menschlichen Haut zu testen. Das Ergebnis des von der EU-Kommission beauftragten Gesprächs soll umgehend in die europäische Gesetzgebung einfließen und Anfang 2009 auch als OECD-Richtlinie verabschiedet werden. Die Zeit drängt, weil sowohl die EU-Kosmetikverordnung als auch das neue Gesetz zur Chemikaliensicherheit (REACH) Alternativen zu Tierversuchen für hautreizende Stoffe vorschreiben. Die mit der EU in dieser Frage eng kooperierende OECD hat deshalb erstmals ein beschleunigtes Verfahren der internationalen Kommentierung und Konsultation mit Experten eingeleitet. Außerdem hat die Europäische Kommission vorgeschlagen, die Vorschriften für wissenschaftliche Tierversuche in den Mitgliedstaaten zu harmonisieren und damit in einigen Ländern zu verschärfen. Laut des Vorschlags zur Revision der entsprechenden Direktive 86/609/EEC (PDF) sollen Versuche mit Menschenaffen komplett verboten werden. Nun geht der Vorstoß zur Debatte ins Europäische Parlament.

Der vollständige Text des Vorschlags als PDF auf den Seiten der EU: hier klicken



 

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News:
Den molekularen Pfaden der Alterung auf der Spur

News: Entdeckt: Wie Biomarker das biologische Alter verraten

Berliner Wissenschaftler identifizieren eine Ursache für vorzeitige Alterung: Zum Glück ist es sehr selten, dass die Vergreisung schon im Kleinkindalter beginnt. Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik und der Charite-Universitätsmedizin Berlin ist es jetzt gemeinsam mit Kollegen aus Köln, Münster, Chemnitz, München und weiteren internationalen Partnern gelungen, die genetische Ursache einer derartigen Progerie-Erkrankung aufzuklären. In der Zeitschrift Nature Genetics (Online-Veröffentlichung, 9. November 2008) beschreiben Stefan Mundlos und seine Mitarbeiter, dass die Krankheit Gerodermia osteodysplastica durch Mutationen des SCYL1BP1-Gens verursacht wird. SCYL1BP1 ist zuständig für die Bildung des gleichnamigen Eiweißes, das zum so genannten Golgi-Apparat gehört. Im Golgi-Apparat werden Eiweiße auf ihre Aufgaben außerhalb der Zelle vorbereitet. Veränderungen an ihm könnten also etwas mit der vorzeitigen Alterung zu tun haben. Die Forscher begannen ihre Arbeit mit der Untersuchung von zwölf Patienten aus vier Familien, die der zurückgezogenen Religionsgruppe der Mennoniten angehören. Alle Patienten wiesen die gleichen klinischen Symptome auf. Wissenschaftler gingen bislang davon aus, dass Alterungsprozesse vor allem auf Schäden der DNA zurückzuführen sind, die von besonders reaktionsfreudigen Sauerstoffmolekülen (freien Radikalen) verursacht werden. Die Ergebnisse der Berliner Forscher deuten jedoch an, das auch andere Mechanismen für die klassischen Veränderungen verantwortlich sein können, die ein Organismus im Alter durchlebt. In weitergehenden Studien wollen die Wissenschaftler klären, ob durch unterschiedliche Mechanismen "zufällig" die gleichen Veränderungen ausgelöst werden können, oder ob tatsächlich die Funktion des Golgi-Apparates während der Alterung beeinträchtigt wird.



Eiweiß zeigt Fortschritt der Leberzirrhose an: Eine Zirrhose entsteht typischerweise durch jahrelangen starken Alkohol-Konsum. Ursachen können aber auch Entzündungen wie eine Hepatitis B oder C sein. Die Leber wandelt sich dabei nach und nach in narbiges Bindegewebe um - ein Prozess, der irreversibel ist und die wichtige Funktion  der Leber lebensgefährlich einschränkt. Immer wieder versterben Patienten, die auf eine Transplantation warten, weil der Zustand der kranken Leber schwer eingeschätzt werden kann. Bettina Rezori, Assistenzärztin der Anästhesie am Universitätsklinikum Bonn, hat nun einen Weg gefunden, die Hochrisikopatienten zuverlässiger einzuschätzen als bisher. Wie sie in der Zeitschrift Clinical Gastroenterology and Hepatology (Vol. 6, Ausgabe 11, November 2008, S. 1255-1262) berichtet, nutzt sie dabei ein Signalmolekül, das die Immunabwehr im Körper aktiviert. Dieser sogenannte "Tumor-Nekrose-Faktor" (TNF) wird auf Dauer gefährlich für die ohnehin schon angegriffene Leber. Rezori misst die Konzentration des TNF-Eiweißes indirekt über die Menge des Rezeptors sTNF-R75, an den es andockt. sTNF-R75 wird über die Nieren ausgeschieden. Je mehr sich von ihm im Urin findet, desto gefährdeter ist der Patient, dass seine Leber versagt. Rezori hält den sTNF-R75-Spiegel deshalb als „gut geeignet, um das Sterberisiko von Patienten mit Leberzirrhose genauer abzuschätzen.“


 

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Im Profil:
Tobias Hartmann: Alzheimer aufhalten

Fettsenker-Medikament als Alzheimer-Wirkstoff im Test: Die Alzheimer-Krankheit ist heute eine der häufigsten Demenzen. Bundesweit leiden rund 1,2 Millionen Menschen unter dieser Erkrankung des Nervensystems, deren Ursache noch nicht vollständig geklärt ist. Die Krankheit geht mit dem Verlust kognitiver Fähigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten einher. Nun gibt es den Verdacht, dass ein Cholesterin-Medikament die Erkrankung eventuell aufhalten könnte. Genaueres soll eine groß angelegte  und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Untersuchung herausfinden, an der sich insgesamt 14 deutsche Universitäten beteiligen. "Eine aktuelle Studie ergab, dass unter Alzheimer-Patienten diejenigen auffällig unterrepräsentiert sind, die in vorhergehenden Jahren ein den Cholesterinspiegel senkendes Mittel eingenommen haben", sagt Stefan Teipel von der beteiligten Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Uniklinikum Rostock. Es könnte sein, dass der Fettsenker eine vorbeugende Wirkung bei Alzheimer aufweist. Geleitet wird die Studie von der Berliner Charite. Untersucht werden deutschlandweit mehrere hundert Personen, Die Studie soll am 15. November 2008 starten, freiwillige Versuchspersonen über 65 Jahren mit Gedächtnisproblemen können sich an der Uniklinik Rostock bei Stefan Teipel melden.



Sygnis wirbt Millionen ein: Die Sygnis Pharma AG hat mit einer Kapitalerhöhung etwa 18,3 Mio. Euro eingeworben, wie das Unternehmen am 6. November bekanntgab. Sygnis hat damit seine Erwartungen übertroffen. Bei der Zeichnungsrunde, die am 4. November endete, hatte die Geschäftsführung lediglich mit 12 Millionen Euro gerechnet. Insgesamt hat Sygnis mehr als 12 Millionen Euro zum Preis von 1,44 Euro je Aktie herausgegeben. Das Grundkapital des Unternehmens erhöhte sich damit von knapp 29 Millionen auf rund 41 Millionen Euro. Mit dem frischen Geld soll die Pipeline ausgebaut und das Wachstumstempo erhöht werden. Die Kapitalerhöhung bewirkt leichte Verschiebungen in den Besitzverhältnissen: Die Investoren Dietmar Hopp und BASF SE habe ihre Anteile auf 36 beziehungsweise 13 Prozent erhöht.

 

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