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DIB-Jahrespressekonferenz: Grüne Gentechnik als Sorgenkind der Branche

Die Pflanzenbiotechnologie ist für die DIB das Sorgenkind der Branche. Der Verband beklagt Feldzerstörungen durch Gentechnikgegner und mangelnde politische Unterstützung. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Pflanzenbiotechnologie ist für die DIB das Sorgenkind der Branche. Der Verband beklagt Feldzerstörungen durch Gentechnikgegner und mangelnde politische Unterstützung. Quelle: Bayer Crop Science

10.09.2008  - 

Die medizinische und die industrielle Biotechnologie sind in Deutschland auf Wachstumskurs. Die Entwicklung der Agrarbiotechnologie dagegen stagniert. Das hat die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), die zum Verband der Chemischen Industrie gehört, auf ihrer Jahrespressekonferenz am 9. September 2008 festgestellt. In Frankfurt am Main forderte DIB-Vorsitzender Bernward Garthoff mehr Unterstützung durch die Politik und die Umsetzung des erneuerten Gentechnikgesetzes, ohne „zusätzliche Hürden“ einzubauen. Vorschläge auf europäischer Ebene, gentechnisch veränderte Organismen noch intensiver zu überwachen, lehnte die Industrie ab.

„Die Erfolgsstory bei der roten und weißen Biotechnologie setzt sich fort“, sagte Garthoff in Frankfurt. Seine Zuversicht begründete er mit drei Faktoren: Erstens waren die Produktpipelines bei der Entwicklung neuer Arzneimittel auf biotechnologischer Basis nach Auskunft des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) Ende 2007 praller gefüllt als noch ein Jahr zuvor. Die Kandidaten in der klinischen Entwicklung haben sich demnach um zehn Prozent auf über 350 erhöht, die Zahl der Phase-III-Kandidaten ist um fast ein Drittel auf 92 gestiegen.  Einen zweiten positiven Trend sieht Garthoff bei der Entwicklung der Arbeitsplätze im biomedizinischen Bereich. Hier seien laut VFA 2007 bei den 371 in diesem Bereich tätigen Unternehmen 4000 Stellen neu geschaffen worden. Im biomedizinischen Sektor zählt der VFA insgesamt 34.000 Beschäftigte.  Dabei berücksichtigt sind kleine und mittelständische Biotech-Unternehmen, mittelständische und große Arzneimittelhersteller und deutsche Tochtergesellschaften bedeutender internationaler Biotech-Firmen. Drittens nimmt Deutschland nach Ansicht der DIB im Bereich der industriellen „weißen“ Biotechnologie neben den USA eine führende Rolle ein. Allerdings sei dieser Bereich meist bei der Großindustrie angesiedelt. Von den 496 Unternehmen in Deutschland, die ganz oder überwiegend mit modernen biotechnischen Verfahren arbeiten, nennen dann auch nur acht Prozent die weiße Biotechnologie als ihren Tätigkeitsschwerpunkt, bestätigte der Verband in Übereinstimmung mit der aktuellen Statistik von biotechnologie.de (mehr  ...).

Dieser Film gibt einen kurzen Einblick, welche Chancen die Biotechnologie der Medizin eröffnen kann.Quelle: Fraunhofer IAIS im Auftrag des BMBF22 Felder zerstört

So heiter die DIB die Stimmung in der weißen und roten Biotechnologie beschrieb, so düster war das Bild, das er von der Agrar- und Pflanzenbiotechnologie zeichnete. „In der Pflanzenbiotechnologie sind wir keinen Schritt weiter gekommen“, sagte Garthoff. Die Branche habe in Deutschland weiterhin mit „Rechtsunsicherheit, politischer Willkür und Feldzerstörungen“ zu kämpfen. Zwischen dem mangelnden Rückhalt der Politik und der sinkenden Zahl der Freisetzungsversuche sieht der Verband einen Zusammenhang. Liefen im Jahr 2007 laut Standortregister für Freisetzungsversuche noch 78 Versuche, sind es im laufenden Jahr nur noch 38. Die DIB geht davon aus, dass sich dieser Trend noch fortsetzen wird. Nach einer Statistik des Bundeskriminalamt sind bis August 2008 zudem 22 Felder mit gentechnisch veränderten Pflanzen teilweise oder ganz zerstört worden. Hier sieht Garthoff auch die Justiz in der Bringschuld. Er schlägt die Einrichtung von Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften vor, die sich auf Straftaten gegen biotechnologische Unternehmen spezialisieren.

EU-Studie bestätigt grüne Gentechnik

Eine Studie des Joint Research Centers der EU stellt fest: "Es gibt kein Sichehreitsrisiko bei genetechnisch modifizierten Organismen."

Joint Research Centre: hier klicken

Kritik übte Garthoff auch am administrativen Umgang mit der Agrarbiotechnologie. Es gebe Beispiele dafür, dass Naturschutzbehörden den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen mit Sonderregelungen belegen oder dass Landwirte, die gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen wollen, zusätzliche umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfungen aufbringen müssen. „Wir fordern, dass Bund und Länder das Gentechnikgesetz ohne den Einbau zusätzlicher Hürden umsetzen.“

Keine gentechnikfreien Zonen in Europa

Den Vorschlag von Bundesverbraucherminister Horst Seehofer, dass Regionen in Europa das Recht erhalten sollen, sich zur gentechnikfreien Zone zu erklären, lehnte die DIB ab. Auf wenig Gegenliebe in der Industrie stößt auch die Initiative der französischen EU-Ratspräsidentschaft, gentechnisch veränderte Organismen in Zukunft noch stärker auf mögliche Folgen für Mensch und Umwelt zu überprüfen sowie den Mitgliedsländern zu ermöglichen, den Anbau bereits genehmigter Sorten einzuschränken (mehr...). Ein stärkeres Mitspracherecht der einzelnen Länder bei der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit, wie ebenfalls von Frankreich vorgeschlagen, würde nach Ansicht der DIB die wissenschaftliche Qualität der Gutachten „verwässern“.

Wie bereits mehrfach vom Verband der Chemischen Industrie gefordert, sprach sich auch die DIB für Steuererleichterungen für forschende Biotechnologie-Unternehmen aus. Das werde von der Mehrzahl der EU-Staaten schon praktiziert. Mittelfristig sollte, so Garthoff, die Forschungsförderung in Deutschland zu gleichen Teilen aus indirekter Förderung durch Steuergutschriften und aus direkter Projektförderung gestaltet werden. Zugleich müsse die staatliche Projektförderung erhöht werden. Dass sich auch die Venture-Capital-Firmen oder die Börse im Bereich der Biotechnologie seit einigen Jahren aber nur verhalten engagieren, wollte Garthoff als Einwand nicht gelten lassen. Er sieht die Branche derzeit am Beginn einer Wachstumsphase: „Jetzt muss der Staat mitziehen.“

 

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