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Wenn Sportler zu Dopingmitteln greifen

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Mit dem Erkenntnisfortschritt in der Forschung werden auch die Dopingmittel immer trickreicher.

13.08.2008  - 

Kraft, Sauerstoff und Nährstoffe. Arzneimittel, die in diesen drei Feldern entwickelt werden, sind für Dopingsünder im Sport am interessantesten. Das heißt: Jede Therapie, die hier eigentlich für kranke Menschen entwickelt wird, kann potenziell missbraucht werden. Angesichts der Olympischen Spiele, die noch bis zum 24. August in China stattfinden, ist das Thema ganz oben auf der Agenda. Im Juli offenbarte eine ARD-Reportage erschreckende Details über mögliche Doping-Ansätze mit Stammzellen. Unterdessen kritisieren Wissenschaftler die Intransparenz von internationalen Dopingtests und fordern bessere Standards ein.

Für Spitzensportler klingen vor allem neuartige Mittel verlockend. Je mehr Wissenschaftler über molekularbiologische Ansätze für Therapien nachdenken, umso trickreicher werden auch auch die Dopingmittel. So bekommen Forschungsnachrichten wie die über faule Mäuse, die mit nur zwei Substanzen zu Dauerläufern werden einen fahden Beigeschmack. Eigentlich wollen die Forschrer nach Wegen suchen, den Stoffwechsel kranker Menschen auf Trab zu bringen. Dabei sind sie dem Gen PPARd auf die Spur gekommen, das für den Muskelstoffwechsel wichtig ist. Ist es aktiv, entsteht eine hohe Ausdauer – zumindest bei Mäusen konnte dieser Effekt nachgewiesen werden. Im Fachmagazin Cell (2008, Vol 134, S. 405-415) berichteten die Forscher um Vihang Nakar vom Salk Institute in La Jolla, USA, schließlich von zwei Substanzen, die die Aktivität von PPARd ebenfalls beeinflussen können. Aus normalen Mäusen wurden hochagile Langstreckenläufer – ganz ohne Training, allein durch gabe von Pillen. Dass pharmakologische Substanzen eine solche Wirkung haben können, überrascht Experten nicht. „In der Biochemie steckt großes Potenzial“, so Dopingexperte Mario Theves in der Süddeutschen Zeitung. „Da gibt es viele Hebel, an denen man ansetzen kann.“

Je feiner die therapeutischen Ansätze der Molekularbiologen werden, desto trickreicher werden auch die Doping-Strategien.Lightbox-Link

Gendoping-Bericht: Das Büro für Technikfolgenabschätzung im deutschen Bundestag (TAB) hat im März eine Studie zum Thema Gendoping vorgestellt. Das Fazit: Die Gefahr ist da.

Zum Artikel

Dass schon heute  - gerade im Umfeld von Olympischen Spielen - zwielichtige Praktiken eingesetzt werden, lässt eine Reportage der ARD mit dem Titel „Olympia im Reich der Mittel“ vermuten, die am 21. Juli im Fernsehen lief (mehr Infos bei der ARD: hier klicken). Die Filmemacher um Hajo Seppelt hatten einen chinesischen Arzt entdeckt, der eine Stammzellenkur regelrecht feil geboten hat: "Es dauert zwei Wochen. Ich empfehle vier intravenöse Verabreichungen: 40 Millionen Stammzellen, vielleicht auch das Doppelte, je mehr, desto besser", so der Arzt im Film. Mehrere Monate lang hatte das Team in China und anderen Ländern recherchiert. Bei den Dreharbeiten stießen die Autoren immer wieder auf beklemmende Zustände: Streng abgeschirmte Trainingslager, zum Schweigen verurteilte Trainer, Polizeiverhöre von Dopingopfern, Chemiefabriken, die mit Dopingmitteln den weltweiten Schwarzmarkt überfluten und vor Ort illegaler Handel mit verbotenen Substanzen.

Im Netz gefunden...

Die Süddeutsche Zeitung hat das Thema Gendoping zu den Olympischen Spielen aufgegriffen. Auch die ARD informiert ausführlich über die Thematik:

zur Süddeutschen Zeitung: hier klicken

zur ARD: hier klicken

Wissenschaftler kritisieren Dopingtests der Wada

In der Wissenschaft regt sich unterdessen Unmut über die Intransparenz von internationalen Dopingtests. So wird im Fachmagazin Nature (2008, Vol. 454, S. 667, S. 692) kritisiert, dass unklar sei, wie die Weltdopingagentur eigentlich ihre Testkriterien definiert. Moniert wurde auch, wie diese entwickelt werden – nämlich auf der Basis von Probetests mit kleinen Gruppen von Freiwilligen, ohne dass tatsächlich Doper und Nicht-Doper in einem standardisierten Verfahren miteinander verglichen würden – so wie es bei jedem klinischen Prüfungsverfahren für neue Therapien oder Diagnostika üblich ist. Die bisherigen Tests, so das Fazit, müssten demnach eine Reihe von falsch-negativen und falsch-positiven Ergebnissen produzieren – aus der Sicht der Wissenschaftler ist das angesichts des dringenden Kampfes gegen Doping unakzeptabel. Bei Dopingtests sollten keine Ausnahmen von wissenschaftlichen Kriterien  möglich sein, wird im Editorial von Nature gemahnt.

Wie schwer es Dopingtester überhaupt haben, neuesten Mitteln auf die Spur zu kommen, hatte der Gendoping-Bericht des Büros für Technikfolgenabschätzung im deutschen Bundestag (TAB) im März dieses Jahres relativ klar dargestellt (mehr...). „Wir können nur das nachweisen, was wir auch kennen“, so Dopingexperte Patrick Diehl als einer der Autoren des Berichts. Bei der Masse an klinischen biopharmazeutischen Entwicklungen sei ein komplettes Screening nach möglichen Dopingstrategien kaum möglich. Darüber hinaus wird der Nachweis von Stoffen, die im Körper selbst produziert werden, ungleich schwieriger als bei extern zugeführten chemischen Substanzen. „Bei vielen Dopingstrategien, die die Genaktivität beinflussen, müssten wir also eigentlich erstmal Grundlagenforschung betreiben, um zu erkennen, was der normale physiologische Prozess ist“, erläuert Diel.

 

Hintergrund

Sie wollen mehr über Doping erfahren? Hier erhalten Sie Hintergrundinformationen und weiterführende Materialien.

Deutsche Sporthochschule Köln: www.dopinginfo.de
Fachbereich Dopingbekämpfung des Bundesamtes für Sport (Schweiz): www.dopinginfo.ch


Standpunkte

Sie wollen wissen, wie sich die Parteien zum Gendoping positionieren? Dann folgen Sie den Links:

CDU: hier klicken

SPD: hier klicken

Bündnis 90/ Die Grünen: hier klicken

FDP: hier klicken

Die Linke: hier klicken


Videos

Sie wollen sich einen Einblick in die Welt der medizinischen Biotechnologie verschaffen? Dann schauen Sie in unserer Video-Galerie vorbei. Unter dem Stichwort Medizin finden Sie eine ganze Reihe von kurzen Filmen, die in das Thema einführen.


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