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Therapien im Visier: 125 Millionen Euro für medizinische Genomforschung

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Soll anwendungsorientierter werden: die medizinische Genomforschung in Deutschland. Quelle: GSF/ Bernd Müller

29.11.2007  - 

Seit der Jahrtausendwende arbeiten hunderte Arbeitsgruppen aus führenden deutschen Forschungseinrichtungen zusammen, um genetische Ursachen von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes besser zu verstehen und Erkenntnisse aus der Forschung in die klinische Praxis zu überführen. Diese Aktivitäten sind unter dem Dach des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) angesiedelt und wurden vom Bundesminsterium für Bildung und Forschung (BMBF) bis zu diesem Jahr mit 350 Millionen Euro finanziell unterstützt. Im Februar 2007 wurde mit der Ausschreibung der zwei neuen Förderinitiativen NGFN-Plus und NGFN-Transfer ein deutlicher Schwenk hin zu einer stärkeren Anwendungsorientierung der medizinischen Genomforschung vollzogen. Am 26. November hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan nun die in der Auswahl erfolgreichen Konsortien vorgestellt: 25 Forschungsverbünde sowie acht Innovationsallianzen mit industrieller Beteiligung haben sich durchgesetzt. Dafür stellt das BMBF ingesamt 125 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre zur Verfügung.

Das NGFN ist ein Forschungsnetzwerk, das aus dem Deutschen Humangenomprojekt hervorgegangen ist  und seit 2001 vom BMBF in zwei Förderphasen mit rund 350 Millionen Euro finanziell unterstützt wurde. Hunderte Arbeitsgruppen aus ganz Deutschland haben sich dabei vor allem auf jene Krankheiten konzentriert, die aufgrund ihrer Verbreitung von besonderer gesundheitspolitischer Relevanz sind: Dazu zählen Krebs, Herz- und Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Erkrankungen des Nervensystems.

Die Maus als Modell für menschliche Krankheiten. Lightbox-Link
Mäuse im Visier: Im Jahr 2001 hat Martin Hrabé de Angelis die weltweit erste Mausklinik gegründet. Mithilfe der Tiere wollen die Wissenschaftler in München menschliche Krankheiten besser verstehen. De Angelis hat sich dieser Arbeit mit Leidenschaft verschrieben. Mehr Informationen

Zu all diesen Volkskrankheiten gab es bisher innerhalb des NGFN ein Netzwerk, um Forscher ein und desselben Gebietes möglichst effizient zusammenzubringen und die Rolle der Gene bei der Entstehung der Krankheit aus allen Ecken der Genom- und Proteomforschung intensivst zu beleuchten. Neben den krankheitsspezifischen Ansätzen wurden  innerhalb des NGFN auch 12  systematisch-methodische Plattformen (SMP) unterstützt. Eine der bekanntesten ist hierbei die Mausklinik am GSF Forschungszentrum  für Umwelt und Gesundheit, die durch die NGFN-Förderung als  zentrale Einrichtung für die Charakterisierung und Phänotypisierung von Mausmutanten aufgebaut werden konnte und seitdem allen Wissenschaftlern zur Verfügung steht.

Ergebnisse aus der Forschung konsequenter auf konkrete Anwendung prüfen

Mit den zwei im Februar 2007 gestarteten neuen Förderinitiativen NGFN-Plus und NGFN-Transfer soll sich die medizinische Genomforschung in Deutschland noch stärker als bisher auf die Umsetzung erfolgsversprechender therapeutischer Ansätze konzentrieren und in enger Kooperation mit der Industrie arbeiten. Relevante Ergebnisse sollen konsequenter hinsichtlich ihres konkreten Nutzens für die Medizin geprüft und für eine Kommerzialisierung vorbereitet werden. "Im Blick der Forscher soll der Nutzen für die Krankenversorgung stehen", betonte Forschungsministerin Annette Schavan am 26. November in Berlin bei der Präsentation der für eine Förderung ausgewählten Verbünde. Insgesamt 125 Millionen Euro sollen in den kommenden drei Jahren in das so neu ausgerichtete NGFN-Programm fließen.

Dieser Film gibt einen kurzen Einblick, welche Chancen die Biotechnologie der Medizin eröffnen kann.Quelle: Fraunhofer IAIS im Auftrag des BMBF

Analyse von krankheitsrelevanten Genen und Eiweißen

Die meisten Gelder werden die sogenannten "Integrierte Verbünde der medizinischen Genomforschung" erhalten: Für 25 Verbünde dieser Art wurden nun zunächst 114 Millionen Euro bereitgestellt. Unter dem Dach dieser Konsortien wollen sich die Forscher mit der Identifzierung, Validierung und Funktionsanalyse von krankheitsassoziierten Genen und Eiweißen beschäftigen und diese mithilfe von Populationsstudien verifizieren. Diese krankheitsbezogenen Netzwerke sind interdisziplinär aufgestellt, integrieren oftmals medizinisch orientierte und systemathisch-methodische Ansätze und sind nicht notwendigerweise auf ein einziges Krankheitsgebiet beschränkt.

Einen Zuschlag hat beispielsweise Professor Stefan Schreiber von der Universität Kiel erhalten, der erst jüngst in der Exzellenzinitiative mit einer Clusterförderung bedacht wurde, um sich auf der Basis von sogenannten SNP-Analysen mit einer genetischen Rasterfahnung im Großmaßstab zu beschäftigen und diese künftig insbesondere zur Entwicklung von Therapien chronischer Entzündungen zu nutzen (mehr...). Erich Wanker vom Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin (MDC) in Berlin erhält wiederum Unterstützung für weiterführende Projekte, die aus dem im NGFN entstanden Netzwerk neurodegenerative Erkrankungen (NeuroNet) hervorgegangen sind. Im Jahr 2006 gehörte Wanker zur jenen zwölf Forschern, die in der ersten Runde des BMBF-Wettbewerbs GO-Bio erfolgreich waren (mehr...).Heute ist sein Konsortium eines von insgesamt fünf NGFN-Plus-Verbünden, die von Berlin aus koordiniert werden. Drei stammen vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik: Dort wollen Wissenschaftler um Margret Hoehe aus der Abteilung Analyse des Vertebratengenoms von Professor Hans Lehrach in einem Projekt erstmals die komplexeste, und zugleich an Krankheitsgenen reichste Region des Humangenoms, der MHC, punktgenau charakterisieren. Dies soll entscheidend zur Aufklärung einer Reihe von Volkskrankheiten beitragen. In einem von Bodo Lange und Professor Hans Lehrach koordinierten Projekt sollen wiederum systembiologische Modelle entwickelt werden, die die Konsequenz von Krebsmutationen vorhersagen. Das dritte Projekt ist in der Abteilung Entwicklungsgenetik von Professor Bernhard Herrmann angesiedelt. In diesem Forschungsverbund sollen globale Mechanismen der Tumorbildung und Tumorprogression im Darm aufgespürt werden.

Vor einem Jahr hat die Bundesregierung die Hightech-Strategie initiiert. Jetzt wurde eine erste Bilanz gezogen.Lightbox-Link
Bilanz: "Die Hightech-Strategie wird in der Wirtschaft als Signal wahrgenommen", sagte Schavan auf dem Innovationskongress Anfang Novemer, als die Regierung eine Bilanz nach einem Jahr Hightech-Strategie zog. Mehr Informationen

Erfolgreich waren aber auch Konsortien unter Heidelberger Federführung: Insgesamt vier Verbünde aus der Universitätsstadt haben sich durchsetzen können, darunter beispielsweise das Gehirntumornetzwerk (Brain Tumor Network) unter der Koordination von DKFZ-Chef Otmar Wiestler. Vier Verbünde werden wiederum von München aus geleitet, darunter auch die German Mouse Clinic, die einst 2001 mit Beginn des NGFN durch Martin Hrabé de Angelis aufgebaut wurde (mehr...).

Acht Innovationsallianzen: Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Mithilfe von acht "Innovationsallianzen der medizinischen Genomforschung" soll wiederum der Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse aus der Genomforschung in die klinische und industrielle Anwendung verbessert werden. So koordiniert beispielsweise das Dresdner Biotech-Unternehmen Cenix Biosciences ein Konsortium zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze bei Malaria. Die Qiagen GmbH in Hilden wiederum ist Kopf einer Innovationsallianz, die sich mit der Erforschung und Analyse ganzer Genome und Transkriptome von Proben aus Biobanken beschäftigt.

Für alle jetzt ausgewählten Projekte besteht bei entsprechendem Erfolg die Möglichkeit, nach Ablauf der ersten drei Jahre für weitere zwei Jahre gefördert zu werden. Eine vollständige Übersicht über alle bei NGFN-Plus und NGFN-Transfer ausgewählten Projekte finden sie hier: Download PDF

 

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Downloads

Das nationale Genomforschungsnetz

Download PDF (3,4 MB)

Übersicht der Konsortien bei NGFN-Plus und NGFN-Transfer

BMBF, November 2007 Download PDF (27,7 KB)