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Pharma-Initiative für Deutschland des BMBF: Mit mehr als 800 Millionen Euro neue Schubkraft verleihen

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Innovative Pharmaentwicklung am Standort Deutschland stärken: Das ist das Ziel der "Pharma-Initiative für Deutschland" des BMBF. Quelle: Boehringer Ingelheim

25.07.2007  - 

Biotechnologische Verfahren spielen in der innovativen Pharmaentwicklung zunehmend eine wichtige Rolle, doch bislang stammen nur wenige Biotech-Präparate von deutschen Firmen. "An Forschungsideen und Unternehmen mangelt es in Deutschland nicht, aber an klugen Strategien alle Akteure der Wertschöpfungskette frühzeitig unter einem Dach zu vereinen", betonte Forschungsministerin Annette Schavan am 25. Juli bei der Präsentation der "Pharma-Initiative für Deutschland" in Berlin. Hierbei handelt es sich um einen übergreifenden Ansatz, die Förderpolitik des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Gesundheitsforschung und Biotechnologie neu zu strukturieren. Das Gesamtvolumen der Initiative beläuft sich auf mehr als 800 Millionen Euro, wobei 100 Millionen für den neuen Strategiewettbewerb BioPharma reserviert sind. "Diese Gelder sind als Anreiz zu verstehen. Wir hoffen, Investitionen in Höhe von bis zu vier Milliarden Euro anzustoßen", sagte Schavan.

Die Entwicklung von Medikamenten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm verändert: Mit fortschreitendem Einsatz biotechnologischer Methoden sind heute gänzlich neue therapeutische Ansätze denkbar. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass sich solche Ansätze auch zunehmend wirtschaftlich lohnen: Im Jahr 2006 haben nach Angaben des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller (VfA) Medikamente aus Biotechnologie-Laboren mit 3,1 Milliarden Euro zu 12% des Gesamtumsatzes der Pharmaindustrie in Deutschland beigetragen. Im vergangenen Jahr hatten biotechnologisch erzeugte Präparate sogar einen Anteil von 31% an allen neu zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. So werden biotechnologische Impfstoffe zur Prävention von Krankheiten verwendet oder rekombinante Proteine zur Behandlung von Patienten mit chronischen, schweren und seltenen Krankheiten eingesetzt.

Dieser Film gibt einen kurzen Einblick, welche Chancen die Biotechnologie der Medizin eröffnen kann.Quelle: Fraunhofer IAIS im Auftrag des BMBF

Ruf als „Apotheke der Welt“ verloren

Fast alle heutzutage erhältlichen Biotechnologie-basierten Medikamente stammen allerdings nicht aus Deutschland, der einst stolz getragene Titel „Apotheke der Welt“ gilt hierzulande längst nicht mehr. So kam jüngst eine Studie der Europäischen Kommission zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2005 lediglich sechs von damals 140  zugelassenen Wirkstoffen in deutschen Pharmafirmen entwickelt wurden.

Mehr Informationen zur Studie erhalten Sie hier

Zu einem ähnlichen Schluss kam auch ein Stärke- und Schwäche-Analyse, die im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung zur Biotechnologie-Branche angefertigt wurde. So seien die Innovationstreiber der Branche eher in den USA, Großbritannien oder der Schweiz angesiedelt, obwohl es in Deutschland mit rund 500 Biotech-Firmen eine breit aufgestellte Unternehmenslandschaft gibt. Derzeit befinden sich Medikamenten-Kandidaten von 24 Biotech-Firmen in fortgeschrittenen Stufen der klinischen Entwicklung: Im Jahr 2006 umfasste die Pipeline dieser Unternehmen insgesamt 36 Präparate in Phase II und weitere 11 Substanzen in Phase III. "Um dieses Potential an Ideen für den Standort Deutschland stärker zu nutzen, sind neue strategische Ansätze für eine intelligente Verzahnung aller relevanten Akteure der biopharmazeutischen Wertschöpfungskette dringend notwendig", sagte Schavan am 25. Juli bei der Präsentation der neuen "Pharma-Initiative für Deutschland"  in Berlin. 

An guten Ideen mangelt es Deutschland nicht, wie der kurze Film anhand von Thomas Tuschl zeigt. Der deutsche Forscher hat die Anwendung der RNA-Interferenz für menschliche Zellen entdeckt.Quelle: Fraunhofer IAIS im Auftrag des BMBF

Pharma-Initiative für Deutschland: BMBF-Förderpolitik neu aufstellen

Bei der neuen Initiative handelt es sich um einem übergreifenden Ansatz, bestehende und neue Maßnahmen der BMBF-Gesundheitsforschung und Biotechnologie so aufzustellen, dass Lücken in der Wertschöpfungskette geschlossen werden und die Erforschung und Entwicklung von neuen Medikamenten durch Einbeziehung der Biotech-Branche in Deutschland gestärkt wird. Der gesamte finanzielle Rahmen der Pharma-Initiative für Deutschland umfasst deutlich über 800 Millionen Euro, die bis zum Jahr 2011 zur Verfügung stehen. Dieses Budget beinhaltet sowohl grundlagenorientierte als auch anwendungsorientierte BMBF-Fördermaßnahmen in den Bereichen Gesundheitsforschung und Biotechnologie. "Diese Gelder sind als Anreiz zu verstehen. Wir hoffen, mit unserer Initiative Investitionen in Höhe von bis zu vier Milliarden Euro anzustoßen", sagte Schavan in Richtung Wirtschaft und kündigte für Ende August ein Treffen mit führenden Pharma- und Biotech-Vorständen an. Von Seiten der Wirtschaft wurde der Vorstoß des BMBF einhellig begrüßt. "Medizinische Innovationen werden zu den international wichtigsten Wirtschaftsgütern der nächsten Jahrzehnte gehören. Deutschland kann, ja muss dabei wieder eine führende Rolle im Weltmarkt anstreben", sagte der VfA-Vorsitzende Dr. Andreas Barner (mehr).  Dr. Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes  BIO Deutschland und Chef des Biotech-Unternehmens MediGene bezeichnete die Initiative wiederum als "Schritt in die richtige Richtung", um den innovativen Mittelstand in Deutschland zu stärken (mehr). Dr. Bernd Wegener, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zeigte sich ebenfalls erfreut: "Endlich setzt Deutschland zur Aufholjagd an." (mehr) Gleiches gilt für Carsten Kreklau vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI): "Die Förderung der Pharmaforschung wird unternehmensnäher. Diese Impulse braucht unser Land." (mehr)

Strategiewettbewerb „BioPharma“ mit 100 Millionen Euro dotiert

100 Millionen Euro der BMBF-Gelder im Rahmen der Pharma-Initiative sind für den neuen Strategiewettbewerb „BioPharma“ reserviert, der mit seinem übergeordneten Charakter als Flaggschiff der Pharma-Initiative dienen soll. Im Rahmen von „BioPharma“ sind unternehmerisch geführte Konsortien nun aufgerufen, mit den besten strategischen Konzepten für eine effiziente Gestaltung der biopharmazeutischen Wertschöpfungskette gegeneinander anzutreten. Diese sich selbst organisierenden Gruppen sollen in der Lage sein, wirtschaftlich relevante, biopharmazeutische Innovationen von der Forschung bis in die Anwendung konzeptionell zu entwickeln und beispielhaft umzusetzen. Im Mittelpunkt dieser Zusammenarbeit muss dabei eine möglichst detailliert geplante, gemeinsame Strategie stehen, um den über mehrere Jahre verlaufenden Prozess möglichst effizient in die Realität umzusetzen. "Bislang bestehen gerade hier in Deutschland allenfalls erste Ansätze, alle Partner der Pharma-Wertschöpfungskette von A bis Z bereits frühzeitig in den Blick zu nehmen und strategisch unter einem Dach zu vereinen", erläuterte Professor Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), die Zielsetzung des Wettbewerbs auf der Pressekonferenz und fordert einen Mentalitätswechsel. "Die Herausforderung wird darin bestehen, nicht einfach Konzepte aus anderen Ländern zu kopieren, sondern intelligente Lösungen für hiesige Verhältnisse zu finden", so Stock. Dies werde angesichts der zunehmenden Erkenntnisse in der Molekularbiologie auch immer wichtiger, weil sich die Zeit der reinen Forschungsphase immer mehr verlängere. "Mit neuen strategischen Ansätzen wird sich die tatsächliche Entwicklung neuer Therapien nicht verkürzen lassen, aber die Suche nach dem besten Partner muss in Deutschland schneller und effizienter werden", sagte Stock, der lange Jahre selbst bei der Schering AG in der Pharmabranche tätig war.

Das Bewerbungsverfahren für BioPharma ist zweistufig angelegt: In einem ersten Schritt sind Ideenskizzen gefragt, von denen sich die besten 15 Konsortien die Erstellung von detaillierten Entwicklungskonzepten fördern lassen können. Dafür müssen die Bewerberungsunterlagen bis Anfang Januar 2008 beim Projektträger Jülich (PTJ) eingereicht werden. In Stufe zwei müssen dann vollständig ausgearbeitete Unterlagen abgegeben werden. Die Frist für die zweite Stufe läuft bis zum 1. August 2008. Nur diejenigen Bewerber, die sich an der ersten Stufe beteiligt haben, können an der zweiten Stufe teilnehmen. Letzlich ist für die drei besten Konsortien eine Fördersumme von mindestens 100 Millionen Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren vorgesehen.

Detaillierte Informationen zum Wettbewerb finden Sie in der Förderbekanntmachung: hier klicken

 

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Pharma-Initiative für Deutschland: Ein übergreifender Ansatz im Rahmen der Hightech-Strategie

25. Juli 2007 Download PDF (318,1 KB)