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Hoffnung für Morbus Crohn Patienten

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Die Aufnahme zeigt Darmbakterien (orange) an der Oberfläche von Darmschleimhautzellen. Quelle: Helmholtzzentrum für Infektionsforschung (HZI, ehemals GBF), Kurt Dittmar

15.08.2006  - 

Ein ständiges Gleichgewicht zwischen aggressiven und hemmenden Immunzellen erhält das immunologische Gleichgewicht an unserer Darmschleimhaut. Bei schweren Darmentzündungen, wie den Autoimmun-Erkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, ist dieses Gleichgewicht erheblich gestört. Nachdem unlängst Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg den möglichen Auslöser von Morbus Crohn nachweisen konnten, gelang jetzt Forschern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig ein weiterer wichtiger Schritt zum Verständnis dieser Autoimmun-Erkrankung. Sie fanden heraus, wie Störungen des T-Zell-Gleichgewichts schwere Darmentzündungen auslösen.

Die Arbeitsgruppe um Jan Buer  und Astrid Westendorf vom Helmholtzzentrum für Infektionsforschung (HZI, ehemals GBF) in Braunschweig konnte bei Mäusen beobachten, dass schwere Darmentzündungen, deren Symptome menschlichen Autoimmun-Erkrankungen des Darms sehr ähnlich sind, durch eine Störung des Gleichgewichts zwischen aggressiven und hemmenden Immunzellen ausgelöst werden. Als Mausmodell dienten so genannte "Villin-HA-Mäusen". Diese Mäuse sind genetisch so verändert, dass die Zellen ihrer Darmschleimhaut ein Molekül namens Hämagglutinin (HA) tragen. Die Forscher verabreichten den Tieren Immunzellen aus dem Blut eines anderen Mäusestamms, der speziell gegen das HA gerichtete Immunzellen produziert. In der Folge griffen die Immunzellen die Darmoberfläche an und erzeugten ein dramatisches Krankheitsbild, wie man es ähnlich bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen findet. Wenn man die beiden Mäusestämme kreuzte, zeigte sich jedoch Erstaunliches: Die Nachkommen hatten dann zwar sowohl das HA auf der Darmoberfläche als auch die speziell gegen HA gerichteten Immunzellen im Blut. Trotzdem blieben sie gesund. 

Regulatorische T-Zellen als Ursache für Immuntoleranz

Die Ursache dieses als „Immuntoleranz“ bezeichneten Phänomens sind vermutlich die so genannten regulatorischen T-Zellen. Regulatorische T-Zellen sind Zellen des Immunsystems, die wie spezifische „Bremsen“ wirken und andere Abwehrzellen hemmen. Regulatorische T-Zellen müssen sich im Lauf des Lebens entwickeln, nur dann können sie aggressive Abwehrzellen im Zaum halten, die sonst gegen einen ständig vorhandenen Bestandteil der eigenen Darmoberfläche vorgehen würden. „Die Darmoberfläche bildet eine Grenzlinie zwischen dem Inneren des menschlichen Körpers und der Außenwelt – und sie stellt das Immunsystem des Körpers vor immens schwere Aufgaben“, erklärt Astrid Westendorf. „Bakterien  und andere Krankheitserreger, die in den Körper einzudringen versuchen, müssen hier energisch bekämpft werden. Andererseits dürfen Nahrungsbestandteile, aber auch Zellen und Moleküle des eigenen Körpers keine Immunreaktionen auslösen. Sonst kann es zu heftigen Entzündungen kommen, die auf Dauer schwere Schäden verursachen. Unter Umständen wird die Darmschleimhaut dann sogar selbst zerstört.“  Viele chronisch entzündliche Darmerkrankungen entstehen, weil dieses Gleichgewicht zwischen hemmenden und aggressiven Immunzellen nicht mehr funktioniert. „Ein besseres Verständnis dieser Prozesse könnte uns künftig Möglichkeiten eröffnen, die Reaktionen des Immunsystem gezielt anzuheizen oder zu dämpfen", betont Jan Buer. "Das könnte Behandlungsansätze für Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn liefern, aber auch für Infektionen oder Tumore, bei denen man die Immunreaktion gezielt aktivieren müsste.“ 

An der schubweise verlaufenden Erkrankung Morbus Crohn, die nach dem amerikanischen Arzt Dr. Burrill Bernhard Crohn benannt ist, leiden in Deutschland schätzungsweise 150.000 Menschen, die Neuerkrankungsrate liegt bei rund 5 pro 100.000 Einwohnern pro Jahr.

 

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